Sperberauge
Rekord-Bombenhagel über Afghanistan: Nicht erwähnenswert
Nie in den letzten zehn Jahren hat die US-Air Force über Afghanistan so viele Bomben und anderes Kriegsmaterial abgeworfen wie im vergangenen September 2019. Das berichtet die «New York Times». Also wahrscheinlich nicht zufällig in der Zeit, als Verhandlungen zwischen den USA und den Taliban stattfanden.
In welchen Medien war das bei uns zu lesen? Grosse Zeitungen und das Fernsehen berichteten seit dem Herbst fast nur über einzelne Anschläge der Taliban – mit dem manchmal ausgesprochenen und manchmal unausgesprochenen Vorwurf, die Taliban meinten es mit den Friedensverhandlungen nicht ernst.
Auch am 12. Dezember wieder informierte die NZZ auf Seite 2 unter dem Bild eines zerstörten Fensters («Die Wucht zweier Autobomben hat auch dieses Haus beschädigt») über einen Anschlag nahe dem US-Militärstützpunkt Bagram, rund fünfzig Kilometer nördlich von Kabul («Taliban bekennen sich zum Anschlag»). Die Regelmässigkeit solcher durchaus relevanter Berichte weckt bei der Leserschaft den Eindruck, in Afghanistan herrsche weiterhin Terror, der den Nato-Einsatz rechtfertige. Es wird verdrängt, dass solche Anschläge eine Reaktion auf anhaltende massive Bombardierungen sein könnten. Denn über diese Bombardierungen mit häufig vielen Toten und Verletzten wird nur selten informiert.
«Afghanistan-Papers» decken systematische Irreführung der Öffentlichkeit auf
Am 9. Dezember musste die US-Regierung geheim gehaltene Dokumente über den Krieg der Nato in Afghanistan veröffentlichen, für deren Herausgabe die «Washington Post» sich drei Jahre lang vor Gericht bemühen musste. Diese «Afghanistan-Papers» (in Anlehnung an die «Pentagon Papers») decken auf, mit wie vielen «Verzerrungen, Täuschungen und Lügen» («Tages-Anzeiger») Regierungsstellen den im Jahr 2001 nach 9/11 begonnenen Krieg systematisch beschönigten (beispielsweise General Jeffrey Schloesser im Jahr 2008: «Wir machen stetige Fortschritte») und die wahre Situation verschleierten. Noch immer kontrollieren die Taliban rund die Hälfte des Landes und die Regierung in Kabul hängt am Tropf der USA, die immer noch 13’000 Soldaten im Land stationiert haben.
Die Zahlen der menschlichen Opfer dieses Krieges sind dramatisch:
- 2’300 tote US-Soldaten und US-Söldner;
- >20’000 verwundete US-Soldaten und US-Söldner;
- >60’000 tote afghanische Soldaten;
- >40’000 tote afghanische Zivilisten.
Für diesen Krieg in Afghanistan «gegen den Terror» haben die USA in den letzten 18 Jahren über tausend Milliarden Dollar ausgegeben.
(Quelle: «New York Times»)
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Alle Hintergründe im grosse Infosperber-DOSSIER
«Der Nato-Krieg in Afghanistan»
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Die Enthüllungen über den Krieg in Afghanistan zeigen, dass die US-Regierungen die Lage in Afghanistan beschönigten. Wurden wir aber auch schon informiert wie es zu dem Krieg in Afghanistan gekommen ist? Der Krieg begann nach den Terrorakten am 11. September 2001. Ab dem 7. Oktober 2001 fielen Bomben auf Afghanistan, da man annahm Osama Bin Laden, der Drahtzieher von 9/11, verstecke sich in Afghanistan.
In den USA, in New York kamen am 11. September 2001 bei den Rettungsarbeiten im World Trade Center viele Feuerwehrleute um. Helfer, und Bewohner von Manhattan, wurden nach dem 11. September krank und starben durch den giftigen Staub, der sich nach dem Einsturz der drei Wolkenkratzer ausbreitete.
Mit einem Prozess verlangen die Feuerleute heute eine Untersuchung über die Hintergründe des Ereignisses vom 11. September 2001. Sie verlangen Gerechtigkeit für ihre Kameraden, die 2001 viele Menschen gerettet hatten und dann umgekommen sind oder nachher starben.
https://www.ae911truth.org/news/541-seeking-justice-for-9-11-heroes-an-interview-with-new-york-area-fire-commissioner-christopher-gioia
Zu erwähnen ist: Vor und nach 9/11 ist nie mehr ein Hochhaus in Stahlkonstruktion durch einen Brand eingestürzt. Die Gebäude des World Trade Center wurden so konstruiert, dass sie den Einschlag eines Passagierflugzeuges hätten aushalten sollen. In den Empire State Building Wolkenkratzer in Manhattan war früher schon einmal ein Flugzeug hineingeflogen, was grosse Schäden verursachte.
Ich werde mich nie mit dem Begriff «Zivilist» abfinden. Obwohl regelmässig gebraucht, wenn zivile Opfer aufgelistet werden, erscheint mir das Wort respektlos und vor allem irreführend für die Frauen und Männer, Mädchen und Buben, Greisinnen und Greise, die willentlich oder auch als zufällig anwesende Menschen von Kriegswaffen verletzt oder getötet werden. So wenig ich Soldaten und Offiziere unterschiedslos als «Militaristen» bezeichne, betrachte ich die nicht militärisch organisierten Bürgerinnen und Bürger nicht als pauschale Restgruppe, deren einziges Merkmal es ist, nicht uniformiert zu sein. Von JournalistInnen erwarte ich, dass sie diese leidenden Menschen nicht mit «Zivilist» noch zusätzlich abwerten, sondern sie wenigstens sprachlich als Menschen, als Menschen auf der Flucht, als Arbeitende auf dem Feld, als KundInnen auf einem Markt, als BewohnerInnen eines Dorfes erscheinen lassen; als Frauen, Männer, Kinder.