Sperberauge
Die Körpersprache kann nicht lügen …
Dass der Chefredaktor der Zeitungen der CH Media Gruppe (Aargauer Zeitung, Luzerner Zeitung, St. Galler Tagblatt, u.a.), Patrik Müller, gerne Interviews mit Prominenten macht, weiss man. Nun hat er es auch gewagt, mit dem Chefredaktor der NZZ, Eric Gujer, ein Interview zu machen (18.7.2019).
Die gute Nachricht voraus: Am Ende des Interviews steht, dass die beiden Zeitungen finanziell miteinander verhängt sind: CH Media gehört zur Hälfte der NZZ Gruppe. Der Transparenz ist also Genüge getan.
Ein anderes Detail allerdings hat man auf CH Media Seite übersehen. Auf dem grossen Bild von Eric Guyer sieht man in der gedruckten Ausgabe (leider nicht in der Online-Ausgabe) die Hände von Eric Gujer. Die Hände aber sind der aussagekräftigste Teil der menschlichen Körpersprache.
Wie hält ein Mensch in einer Diskussion die Hände, wenn er bereit ist, auch die Argumente des Anderen zu hören? Ja, genau: mit der Handinnenfläche nach oben. Er ist bereit, auch etwas entgegenzunehmen.
Ist er nicht bereit, etwas entgegen- oder anzunehmen, dann verschränkt er die Arme vor der Brust oder er schützt die Handinnenflächen, indem er sie mit der Handaussenseite verdeckt – in Abwehrhaltung. Normalerweise indem er die zehn Finger ineinander verschränkt.
Eric Gujer macht es noch anders – extremer: Er verdeckt die ganze linke Hand – die Hand der emotionalen Seite – mit der rechten Hand – der Hand der Ratio. Man darf seine emotionale Seite also ja nicht sehen. Und beides, Emotion und Ratio, sind in Schutzhaltung: Dem Gesprächspartner wird nur die Handoberseite gezeigt. Da hat ein Argument des Gegenübers keine Chance, hineinzukommen.
Ein Interview kann man mit einem Politiker oder einem anderen VIP mit dieser Handhaltung natürlich machen, diskutieren allerdings wäre mit einem Gesprächspartner mit dieser Haltung der Hände vergebliche Liebesmüh. Der Gesprächspartner ist nicht bereit, etwas des Gesagten entgegenzunehmen.
Lügen fast unmöglich …
Während der Mensch mit Worten ganz leicht lügen kann, kann er es mit seiner Körpersprache nicht – von sehr guten Schauspielern einmal abgesehen. Man darf der Körpersprache also mehr trauen als der verbalen Sprache. Wenn etwa der ehemalige US-Präsident Nixon am Fernsehen gelogen hat, hat man das an seiner Körpersprache – an den Händen! – immer gesehen.
Tipps für die Interpretation der Körpersprache gibt es im Internet beliebig viele. Hier ein Beispiel.
Es gibt aber auch ausführliche Literatur, etwa «Alles über Körpersprache: sich selbst und andere besser verstehen» von Samy Molcho, einem der bekanntesten Pantomimen der Welt. Wobei immer daran zu denken ist: Körpersprache zu verstehen ist lernbar, Körpersprache zu sprechen fast nicht. Der Körper tut, was er tun muss: er ist ehrlich. Ehrlicher vielleicht, als es dem Mann oder der Frau, denen der Körper gehört, lieb ist.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Christian Müller hat in den 1980er Jahren als Chefredaktor der LNN beim Pantomimen Samy Molcho einen mehrtägigen Kurs in Körpersprache absolviert und darauf mit Bildern der bekannten Schweizer Schauspielerin Heidi Maria Glössner im Magazin der LNN eine mehrteilige Serie über Körpersprache publiziert.
Um NZZ-Chefredaktoren zu durchschauen, habe ich seit sehr langer Zeit auf deren Körpersprache gut verzichten können. Sind sie doch ausnahmslos Sprachrohre ihrer Auftraggeber. Deren Körpersprache bekommt man seltener zu sehen.
Das scheint mir etwas überinterpretiert. Das Bild ist vor oder nach dem Interview gemacht worden, es zeigt Herrn Gujer nicht bem Gespräch.