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Nicht alle können die Quarantäne mit einer schönen Aussicht und Arbeiten zu Hause geniessen. © wexner

Schickt niemanden, der nicht ansteckend ist, in Quarantäne!

Urs P. Gasche /  Rund ein Drittel der positiv Getesteten muss sinnlos in eine Quarantäne. Das Bundesamt für Gesundheit handelt nicht.

Fussballstar Christian Ronaldo ist sauer. Wegen eines positiven Corona-Tests durfte er als Juventus-Stürmer gegen Barcelona nicht spielen. Der Portugiese war schon vor dem Nations-League-Spiel gegen Schweden positiv getestet worden. Doch obwohl er sich immer pudelwohl fühlte, musste er in seiner Turiner Villa in Quarantäne ausharren.
Ein erneuter PCR-Test vor dem Spiel gegen Barcelona ergab wiederum ein positives Resultat. «PCR is Bullshit», empörte sich Ronaldo auf Instagram.
In seinem Fall hat er damit wahrscheinlich recht. Denn die heutigen PCR-Tests zeigen ein positives Resultat noch zwei Monate lang, nachdem das Virus übertragen wurde und man längst nicht mehr ansteckend ist. Ansteckend ist man höchstens zwölf Tage lang. Ronaldo ist kein Einzelfall.

Unterscheiden zwischen Virusfreien, Virusträgern und Ansteckenden

«270’000 Personen mussten in der Schweiz in Quarantäne – doch nur ganz wenige waren infiziert», titelte die NZZ am 22. Oktober gestützt auf Angaben von «Avenir Suisse». Die NZZ hätte ergänzen können:
«…und noch weniger waren ansteckend».
Denn viele positiv Getestete (die NZZ nennt sie «Infizierte») und mit ihnen halbe Fussball- und Handballmannschaften oder Reisegruppen mussten und müssen in Quarantäne, obwohl die positiv getestete Person zum Zeitpunkt des Tests nicht mehr ansteckend war. Es betrifft Personen ohne Krankheitssymptome, bei denen der gängige PCR-Test nur kleinste inaktive Erbgut-Spuren eines Coronavirus gefunden hat.
Das Robert Koch-Institut RKI und die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention sind sich einig: Wenn Labors mit zu grosser Lupe nach Resten des Virus suchen, finden sie «Fälle», die gar keine sind.
Doch das Bundesamt für Gesundheit BAG zählt nach eigenen Angaben einfach «alle positiv Getesteten zu den Infizierten» und behandelt alle wie Ansteckende. Das BAG beantwortet die Frage nicht, weshalb es von den Labors keine Angaben anfordert, die es erlauben würden, ansteckende von nicht-ansteckenden Virusträgern mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu unterscheiden.

Jetzt der Reihe nach

Um bei einer Pandemie dafür zu sorgen, dass sich das Virus so wenig wie möglich überträgt, müsste man wissen, welche der positiv Getesteten überhaupt ansteckend sind. Sonst vergeudet man Mittel und wendet Tracing und Quarantäne bei Personen an, welche das Virus gar nicht übertragen können.

Von einem positiven Testresultat spricht man heute, wenn die gängigen PCR-Tests auch nur Spuren des Erbguts von Sars-Cov-2 finden. Solche inaktive Erbgut-Spuren findet der Test nach Angaben des Robert Koch-Instituts RKI bis zu zwei Monate nach einer Übertragung des Virus. Doch Personen, die keine oder nur milde Krankheitssymptome aufweisen, sind höchstens während zwölf Tagen ansteckend. Zum Zeitpunkt des Tests sind deshalb viele der positiv Getesteten längst nicht mehr ansteckend (siehe Grafik des RKI).

  • Ein Teil der positiv Getesteten ist zum Zeitpunkt des Tests nicht mehr ansteckend. Trotzdem werden sie und ihre Kontaktpersonen wegen des positiven Testresultats unnötig in Quarantäne gesetzt.

Trotzdem bezeichnen Behörden und Medien sämtliche positiv Getesteten als «Fälle» oder «Infizierte». Ausgerechnet Rudolf Hauri, Päsident der Vereinigung der Kantonsärzte, nannte die positiv Getesteten kürzlich sogar «Angesteckte». Die meisten Leute verstehen darunter, dass sie alle krank sind oder werden. Weshalb er alle Virenträger irreführend als «Angesteckte» bezeichnet, wollte der Kantonsärzte-Präsident trotz wiederholter Anfrage gegenüber Infosperber nicht erklären.

Viele positive Resultate von Personen, die keine Krankheitssymptome haben

Der grössere Teil der positiven Testresultate stammt gegenwärtig von Personen, die das Virus nicht krank gemacht hat, und von denen wahrscheinlich ein Drittel nicht mehr ansteckend ist und deshalb sinnlos in Quarantäne geschickt wird. «Wahrscheinlich» deshalb, weil Behörden und Labors sich weigern, die nötigen Testdaten herauszugeben (siehe weiter unten).
Zu den Getesteten ohne Symptome gehören beispielsweise der Schweizer Armee-Chef Thomas Süssli, die Zürcher Stadträtin Karin Rykard, die Fussballer Manual Akanji, Cristiano Ronaldo oder Sherdan Shaqiri sowie praktisch alle Personen, die sich wegen Tracing oder wegen Einreise aus Risikogebieten testen liessen. Es betrifft auch alle, die in das Universitätsspital Zürich und viele andere Spitäler aufgenommen und ausnahmslos getestet werden.

Dieses Testen von Personen ohne Symptome ist von Test-Herstellern eigentlich nicht vorgesehen. Der Pharmakonzern Roche empfiehlt seinen PCR-Test ausdrücklich nur für Personen, die Symptome von Covid-19 aufweisen. Epidemiologe Michael Mina von der Harvard University ergänzt, die PCR-Tests seien diagnostische Tests, die sich für ein breites Testen von Personen ohne Symptome nur beschränkt eignen. Wörtlich schreibt Mina:

    «Diagnostische PCR-Tests bringen wenig, um Übertragungsketten zu durchbrechen, sondern führen auf eine falsche Fährte. Denn der PCR-Test liefert noch lange Zeit positive Resultate, wenn die Personen längst nicht mehr ansteckend sind. Dies ist auch der Grund, weshalb kein negatives Testresultat verlangt wird, damit jemand die Quarantäne nach zehn Tagen verlassen kann. Bis zu einem negativen Testresultat könnte es Wochen oder Monate dauern.»

Mina fragt, weshalb man nicht ebensoviele Milliarden wie für Impfstoffe in die Entwicklung eine Selbsttests investiert, mit dem alle zu Hause feststellen könnten, ob sie ansteckend sind. Im Fall einer Ansteckung würden die Betroffenen aus eigenem Interesse alle Vorsichtsmassnahmen walten lassen. (Quelle: Press Conference vom 8.8.2020)

Besonders viele positiv Getestete, die nicht (mehr) ansteckend sind, gibt es bei Personen, die keine Anzeichen einer Erkrankung haben. Wie gross dieser Anteil der Getesteten ohne Symptome ist, gibt das Bundesamt für Gesundheit nicht bekannt. Das BAG hat diese Angaben von den Testzentren und Ärzten nie auswertbar verlangt. «Welchen Anteil solche Fälle ausmachen, ist zur­ Zeit noch nicht bekannt», teilte der abgetretene BAG-Direktor Pascal Strupler am 14. September mit. Das «noch nicht» gilt noch heute. «Das weiss niemand», meinten zwei grosse Testzentren gegenüber Infosperber.
Trotzdem behauptet das BAG immer wieder, es würden in der Schweiz fast nur Personen mit Krankheitssymptomen getestet.

Bei den Testproben sucht man nach immer geringeren Spuren des Virus

Um positiv Getestete sowie deren Kontaktpersonen möglichst nicht mehr nutzlos in Quarantäne zu schicken und zu isolieren, müssten die Tests feststellen können, ob die positiv Getesteten ansteckend sind oder nicht. Tatsächlich kann man dies mit hoher Wahrscheinlichkeit mit den PCR-Tests tun. Denn für jedes Testresultat gibt es einen sogenannten Ct-Wert. Nur wenn dieser Ct-Wert nicht höher als 30 ist, lässt sich das Virus in Zellkulturen nachzüchten und der Getestete kann ansteckend sein. Doch bei einem Ct-Wert von höher als 30 lässt sich das Virus nicht mehr anzüchten, weshalb der Getestete mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht mehr ansteckend ist. «Es ist, als fände man ein Haar in einem Raum, lange nachdem eine Person ihn verlassen hat», erklärt Epidemiologe Michael Mina von der Harvard University.
«Ab Ct 30 ist keine Virus-Anzucht mehr möglich», bestätigt gegenüber Infosperber auch Ulf Dittmer, Professor am Institut für Virologie der Universität Essen. Eine Person könne dann nicht mehr ansteckend sein. Dittmer schätzt, dass in seiner Region Essen etwa jede siebte positiv getestete Person nicht mehr ansteckend ist. Sein Labor testet allerdings vorwiegend Personen mit Krankheitssymptomen.
Je mehr Personen ohne Symptome getestet werden, desto grösser wird der Anteil der positiv Getesteten, die nicht mehr ansteckend sind. Von grossen Labors in der Schweiz ist zu erfahren, dass rund 30 Prozent aller positiven Resultate mit einem Ct-Wert von über 30 zustande kommen. Zitieren lassen will sich niemand.

Mit einem immer stärkeren Vergrösserungsglas zu vergleichen

Technisch handelt es sich beim Ct-Wert um die Zahl von Messzyklen des Probematerials. Man kann dies vergleichen mit einem Vergrösserungsglas. Je mehr dieses vergrössert, desto eher sieht man noch kleinste Spuren des viralen Erbguts. Bei einem Patienten mit viel Virusmaterial im Körper schlägt der Test häufig schon nach einer Vergrösserung von 15 Ct-Messzyklen an, sicher aber bei einer Vergrösserung von 25 Ct-Zyklen, sagen Labormediziner. Bei einer Vergrösserung von über 30 dagegen sind die gefundenen Virus-Reste so minim, dass die gefundenen Virusteile keine Bedeutung mehr haben, sondern nur noch darauf hinweisen, dass die Person irgendeinmal mit einem Coronavirus in Berührung gekommen ist.
Aus Proben von Menschen mit einem Ct-Wert von mehr als 30 lässt sich nach Angaben des Robert Koch-Instituts in Laborversuchen kein Virus mehr vermehren – ein klares Zeichen, dass die Betroffenen nicht mehr ansteckend sind. Trotzdem kommen diese Testresultate als «positive Fälle» in die Statistik.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) weist darauf hin, dass Virusträger mittels hoher Ct-Werte auch «noch Wochen nach dem Symptombeginn» positiv getestet werden können. Die US-amerikanischen Centers for Disease Control CDC berichten sogar, dass Menschen noch drei Monate nach ihrer Genesung «niedrige Virenlevel» im Körper haben können. «Dass diese positiven PCR-Ergebnisse bei genesenen Patienten nicht mit Ansteckungsfähigkeit gleichzusetzen ist, wurde in mehreren Analysen gezeigt», schreibt das RKI.
Didier Trono, Diagnostik- und Testexperte der Schweizer Task Force, erwidert, es gebe keine wissenschaftliche Evidenz dafür. Wer Symptome wie Husten habe, könnte immer noch ansteckend sein. Doch RKI und CDC beschränken sich wie dieser Artikel auf getestete Personen, die keine Symptome haben.

  • Positiv Getestete, die nie Krankheitssymptome hatten, sollten darüber informiert werden, mit welchem Ct-Wert sie getestet wurden. So wissen sie mit grösster Wahrscheinlichkeit, ob sie noch ansteckend sind oder nicht.

Gestützt auf das RKI empfiehlt das deutsche Bundesministerium für Gesundheit als Voraussetzung für Entlassungen aus einer Quarantäne in Alters- und Pflegeheimen, dass die Betroffenen symptomfrei sind und beim positiven Test einen Ct-Wert von über 30 haben. Ein solcher Wert wird mit einem negativen Testergebnis gleichgesetzt.
Diese Empfehlung kenne er nicht, sagt Didier Trono von der «Task Force».

Ct-Werte bis zu 43

Die Schweiz und viele andere Länder behandeln Testresultate mit Ct-Werten von bis zu 43 als «Fälle», «Infizierte» oder sogar «Neuansteckungen». Höchstwahrscheinlich aber sind heute etwa ein Drittel dieser «Fälle» Personen, die längst nicht mehr ansteckend sind. Bei einer Untersuchung in den USA war diese Zahl noch grösser. Das Labor Wadsworth Center des US-Bundesstaates New York analysierte im Juli seine Testergebnisse: 40 Vermehrungszyklen (Ct) ergaben 872 positive Testresultate. Mit 35 Zyklen hätte es 43 Prozent weniger positive Resultate gegeben, mit 30 Zyklen sogar 63 Prozent weniger (Quelle New York Times vom 29. August 2020).

In der Schweiz hat es der Bundesrat unterlassen, den Labors einheitliche Vorgaben zum Ct-Wert zu machen. Auf Anfrage zeigt sich das BAG unwissend, mit welchen Ct-Werten die Labors die positiven Resultate ermitteln: «Kontaktieren Sie direkt die Laboratorien». Der Bund verlangt von den Labors also nicht einmal die Information, mit welchen Ct-Werten ihre positiven Resultate zustande kommen. Darauf angesprochen erklärt Didier Trono: «Die Task Force versucht seit sieben Monaten vergeblich, diese und viele andere Daten zu erhalten.» Es fehle unter anderem an den Vorgaben (instructions) [der Behörden].

Laborunternehmen verdienen an Tests viel Geld

Das könnten Labors ausnützen, denn sie sind finanziell daran interessiert, möglichst viele positive Resultate zu liefern. Denn positive Resultate führen zu vielen weiteren Tests bei Kontaktpersonen, an denen verdient werden kann. Für jeden Test hat das BAG den Labors eine Entschädigung zugesprochen, die viel höher liegt als in Deutschland oder Österreich. Viele Labors erhöhen die Zahl der positiven Resultate, indem sie nach Virus-Trümmern mit einem Ct-Wert bis zu 43 suchen. Die «Medics Labor AG» in Bern untersucht Proben nach eigenen Angaben sogar bis zu einem CT-Wert von 45, obwohl der Hersteller des Tests-Kids maximal 40 Zyklen empfiehlt.
Laborketten wie Unilabs wehren sich dagegen, dass der Bund Empfehlungen für eine einheitliche Anwendung der Ct-Werte macht.

In Deutschland wollte ein Rechercheteam von NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung in Erfahrung bringen, ob die regionalen Gesundheitsämter diese Ct-Werte von den medizinischen Laboren überhaupt mitgeteilt bekommen. Von den 137 deutschen Gesundheitsämtern, welche Fragen dazu beantworteten, teilten 73 Prozent mit, dass sie bei einem positiven PCR-Test den Ct-Wert «selten» oder «nie» mitgeteilt bekommen. Nur elf Prozent erhalten diesen Wert «meistens» oder «immer».

Gesundheitsämter, denen die Ct-Werte gemeldet wurden, berichten von relativ hohen Anteilen an Ct-Werten von über 30. So teilte etwa das Gesundheitsamt Bremen mit: «Von 124 vorliegenden Ct-Werten waren 20 Ct-Werte oder 16 Prozent in einem Bereich, bei dem von einer geringen Virenlast in der Probe ausgegangen werden kann.» Im Zollernalbkreis in Baden-Württemberg liegt bei 20 Prozent der Fälle der Wert über 30. Im Kreis Bergstrasse in Baden-Württemberg lag in 35 Prozent der Fälle der Wert über 30, und in Viersen im Land Nordrhein-Westfalen sogar bei 63 Prozent.
In der Schweiz erklären BAG und Task Force, diese Zahlen nicht zu kennen. Aufgrund der Zahlen in Deutschland und den USA lässt sich schätzen, dass in der Schweiz rund ein Drittel aller heute positiv Getesteten nicht ansteckend ist. Diese «Fälle» müssen einschliesslich ihrer Kontaktpersonen sinnlos in Quarantäne. Das BAG beharrt darauf, man müsse «aus Sicht der öffentlichen Gesundheit alle infizierten Personen wie Ansteckende behandeln» (Stellungnahme vom 27. Oktober).

Nun werden vor allem von Seiten der Labors zwei Gründe geltend gemacht, weshalb man nicht ausschliessen könne, dass symptomfreie, aber positiv getestete Personen trotz eines Ct-Werts von über 30 ansteckend seien:

  1. Es könnte sich um Personen handeln, die das Virus erst ein oder zwei Tage vor dem Test erwischten, so dass das Virus noch schlecht nachzuweisen ist.
  2. Es könne sein, dass eine Abstrichprobe schlecht genommen wurde.

Totschlagargumente

Beides kann tatsächlich passieren, aber sehr selten. Die Forderung der Labors und der Behörden nach einem Null-Risiko ist ein Totschlagargument. Bei keiner Massnahme gibt es eine 100prozentige Sicherheit. Die Abstriche werden mit hoher Zuverlässigkeit von spezialisierten Testzentren vorgenommen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Virus erst ein oder zwei Tage vor dem Test übertragen hat, ist gering.
Mit einer Politik des Nullrisikos könnte man keine der vorgesehen Schnellstests einführen und Quarantänen davon abhängig machen. Schnelltests weisen in der Praxis lediglich eine Treffsicherheit von 85 bis 90 Prozent aus. Trotzdem werden sie nützlich sein.
Auch kann es in seltenen Einzelfällen vorkommen, dass eine Person länger als zehn Tage ansteckend ist. Doch man beschränkt die Quarantäne trotzdem auf zehn Tage und nimmt dieses geringe Risiko in Kauf.
Ein geringes Risiko ist deshalb auch in Kauf zu nehmen, wenn man von den positiv Getesteten, die keine Krankheitssymptome haben, diejenigen mit einem Ct-Wert von über 30 nicht mehr unnütz in Quarantäne schickt.

Besondere Vorsicht in Alters- und Pflegeheimen

Ein Spezialfall ist das Personal in Spitälern, Alters- und Pflegeheimen. Dort muss man möglichst zu 100 Prozent sicher sein, dass positiv Getestete mit einem Ct-Wert von über 30 auch tatsächlich nicht ansteckend sind. In diesen Fällen kann man die Betroffenen zwei oder drei Tage in Quarantäne schicken und sie dann erneut testen. Wenn der Ct-Wert wiederum gleich hoch oder sogar höher ist, kann man mit einer nahezu 100-prozentigen Sicherheit davon ausgehen, dass diese Personen nicht ansteckend sind. Dann können sie wieder an ihre wichtigen Arbeitsplätze zurückkehren. Es sind ja unter anderem die Quarantänen von Ärzten und Pflegenden, welche in Spitälern und Pflegeheimen zu Personalengpässen führen.

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Weiterführende Informationen dazu:
Süddeutsche Zeitung vom 7.10.2010:
Positiv getestet, aber nicht ansteckend
Robinson Meyer and Alexis C. Madrigal, 14.8.2020:
«The Plan That Could Give Us Our Lives Back».
Tom Jefferson et al.:
Viral cultures for COVID-19 infectivity assessment. Systematic review
Bernard La Scola: «Personen mit einem Ct-Wert über 33-34 sind nicht ansteckend»
Viral RNA load as determined by cell culture as a management tool for discharge of SARS-CoV-2 patients from infectious disease wards
Jared Bullard et al., 22.5.2020:
«Predicting Infectious Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 From Diagnostic Samples»
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Infosperber-DOSSIER:
Coronavirus: Information statt Panik
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

Zum Infosperber-Dossier:

Coronavirus_1

Coronavirus: Information statt Panik

Covid-19 fordert Behörden und Medien heraus. Infosperber filtert Wichtiges heraus.

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26 Meinungen

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 30.10.2020 um 10:48 Uhr
    Permalink

    Das Argument, dass nicht sachgemässe Tests zu Reduktionen des Pflegepersonals beitragen können erscheint mir sehr wichtig. Das BAG sollte wenigstens diese Frage untersuchen können. Der Vorschlag für einen «Nach-test» nach 3 Tagen – anstelle unnötiger Quarantäne des Pflegepersonals – ist zumindest überdenkenswert.

    Es wäre auch von Interesse zu wissen, ob in den letzten Wochen Test-Vorgaben, z.B. routinemässige Erhöhungen der Ct-Werte, eingeführt wurden oder ob der steile Anstieg der «Fälle» wirklich nur dem kühleren Herbstwetter angelastet werden kann.

    Ich habe immer noch keine plausible Hypothese zu dieser «Fall-Explosion» gehört. Die Geschichte mit der «effektiven Reproduktionszahl» ist aus meiner Sicht reine Mystifikation. Sollten institutionelle Vorgaben zur Testabwicklung eine Rolle spielen, müsste das geklärt werden. Falls nicht, wäre auch hier eine offizielle Stellungnahme von Interesse.

  • am 30.10.2020 um 11:16 Uhr
    Permalink

    Ich schlage Gasche für das Bundesverdienstkreuz vor – jedensfalls hat er es aufgrund seines unermüdlichen Einsatzes verdient.

  • am 30.10.2020 um 11:35 Uhr
    Permalink

    Mit den «Schnelltests» auf Basis der Erkennung von Antikörpern als übliche Testmethode statt der bisherigen PCR-Tests könnte dieses Problem gut gelöst werden, siehe Punkt 6 in https://ncs-tf.ch/de/policy-briefs/an-update-on-sars-cov-2-detection-tests-29-oct-20-en/download
    Sie sind nämlich mit rund 97% weniger sensitiv als PCR Tests, genügen aber zur Identifikation der allermeisten effektiv ansteckenden Personen. «Falsch positive» Ergebnisse gibt es hingegen nur zu 0.01%, also kaum. Im o.e. paper steht:
    "they may suffice to detect a vast majority of individuals who are contagious, as contagiousness is generally proportional to viral load. Still, this assumption has two major caveats. First, individuals with symptoms enhancing viral spread, such as cough, will be prone to transmit the virus to others even at low viral loads. Second, if virus levels are in their ascending phase, a negative antigen test could become positive if sampling is repeated 1-2 days later."
    Das erste Risiko (individuals with symptoms enhancing viral spread, such as cough) kann erheblich reduziert werden, wenn möglicherweise infizierte Personen konsequent eine Maske tragen und Abstand halten.
    Das zweite Risiko (a negative antigen test could become positive if sampling is repeated 1-2 days later) dadurch, dass möglicherweise infizierte Personen bei einem negativen Test stets zwei Tage später nochmals getestet werden.
    Also: SCHNELLTESTS STATT QUARANTÄNE

  • am 30.10.2020 um 11:48 Uhr
    Permalink

    @del Grano., Die Treffsicherheit für Positive von 97 Prozent ist eine Angabe der Hersteller, welche sich auf optimale Bedingungen bezieht. Ein Praxistest des Genfer Refenzzentrums hat ergeben, dass die Sensitivität bei 85 bis 90 Prozent liegt.

  • am 30.10.2020 um 12:00 Uhr
    Permalink

    Dass ein positiver PCR-Test nur Virus-Material nachweist und nicht angibt, ob der positiv Getestete noch oder überhaupt ansteckend ist, ist nichts Neues. Leider ist es nicht so einfach, dass man einen ct-Wert angeben könnte, der eine Probe zuverlässig als «infektiös» oder «nicht infektiös» einteilen könnte. Der ct-Wert (circuit treshold) ist ein Schwellenwert, der beim RT-PCR-Test die Stelle markiert (Anzahl Wiederholungen), wo die Kurve steil ansteigt. Und leider ist er von ziemlich vielen Parametern abhängig. So weit ich es verstehe (bin kein Fachmann), ist es nicht nur die Menge an Virusmaterial in der Probe, sondern spielen auch noch einen Menge anderer Dinge hinein. Den Test zu kalibrieren (es gibt verschiedene Hersteller und verschiedene Maschinen etc.), ist offenbar ziemlich anspruchsvoll.
    Vielleicht könnte man einfach mit dem willkürlich gesetzten Schwellenwert ct=30 arbeiten. Aber da müsste man zuerst einmal den Fehlerbereich sauber bestimmen.

    Mit negativen Schnelltests geht man unkomplizierter um. Sportler testen, negativ, dann sind sie sauber und können spielen – ich weiss nicht, ob das tolerierbar oder doch nicht etwas fahrlässig ist …

  • am 30.10.2020 um 12:13 Uhr
    Permalink

    Wieder ein sehr informativer wichtiger Artikel, eine gute Zusammenfassung von Fakts. Danke. Wann werden Sie Mitglied der Taskforce Covid-19?

  • am 30.10.2020 um 13:33 Uhr
    Permalink

    Je länger die Coronaviruspandemie dauert, umso mehr wird offensichtlich, dass wir alle unbedingt mehr Datenkompetenz brauchen und dass diese nachhaltig aufgebaut und verbessert werden muss (www.data-literacy.ch)!
    Gerade dieser Beitrag zeigt, dass wir bei Datenanalysen und -interpretationen ein kontext-basiertes Denken brauchen und dies nicht mit einfachen linearen ja-nein – Schemas ersetzt werden kann. Die Ct-Wert-Diskussion zeigt dies eindrücklich: einerseits möchten wir einen möglichst hohen Ct-Wert (und noch kleine Viruslast) haben, um Personen, die am Anfang ihrer Infektion sind rasch isolieren zu können, bevor sie potentiell ansteckend werden – was ja Sinn und Zweck unserer Eindämmungsstrategie wäre. Andererseits möchten wir nicht Personen, die effektiv nicht mehr infektiös sind wie Sie schreiben sinnlos quarantänisieren. Die Lösung des Problems bringt aber nicht der ’nackte› Ct-Wert, sondern ein sinnvolles Konzept, in dem diese Problematik gewürdigt wird und das den Kontext im Erkrankungsverlauf oder Testkontext mit berücksichtigt.

  • am 30.10.2020 um 13:45 Uhr
    Permalink

    Danke, IS, das sind interessante Fakten. Es besteht jedoch die Gefahr, dass sie zum Umgehen der gegenwärtigen Vorsichtsmassnahmen führen. Die Stimmung ist ja sowieso gegen BAG und Behörden. Tatsächlich haben die Ct-Angaben keine Relevanz für die Schutzmassnahmen. Der Ct-Test sagt ja nicht, dass ich immun bin. Ich kann also heute positiv getestet werden, habe einen Ct-Wert über 30, gehe arbeiten oder einkaufen – und stecke mich unvorsichtigerweise morgen an. Während den folgenden vier Tagen stecke ich weitere Menschen an, dann erscheinen Symptome und ich teste wieder positiv – mit einem Ct-Wert von 20. Alles klar?

  • am 30.10.2020 um 17:05 Uhr
    Permalink

    Ich bin in der aktuellen Situation der Meinung, lieber eine Person mehr als weniger in Quarantäne.

    Es ist wohl auch noch nicht wissenschaftlich erwiesen, ob eine ehemals positive Person früher oder später das Virus wieder ausscheidet, also das Virus «schlummernd» über Monate in sich trägt. Dies gibt es bei Tieren.

    Hier handelt es sich um neue Erkenntnisse, und es versteht sich von selbst, dass man sich laufend anpassen muss.

    Wichtiger aber scheint mir, dass positive Resultate bestätigt werden, da es zu viele Falsch-Positiv-Resultate und umgekehrt gibt.

  • am 30.10.2020 um 17:58 Uhr
    Permalink

    Endlich! Danke, Herr Gasche!
    Ich gehe soweit, dass ich den ganzen Zauber erst glaube, wenn diese Ct-Daten schweizweit und über den ganzen Zeitraum der Pandemie offengelegt werden. Jedes Labor dokumentiert, wann es mit wie vielen Vermehrungszyklen gearbeitet hat. Ich werde den Verdacht nicht los, dass diese Zahlen in letzter Zeit kräftig nach oben gingen und gehen.
    Und wenn wir schon dabei sind, offenzulegen, auch gleich noch Daten über die täglichen Toten ‹im Zusammenhang mit Covid19›.

  • am 30.10.2020 um 18:33 Uhr
    Permalink

    Ich halte die Möglichkeit, dass sich jemand das Virus 1 Tag vor dem Test einfängt, für nicht so gering: Grosses Abschluss-Saufen am Ballermann, dann ins Flugzeug, ein paar Stunden später am Heimatflughafen ein Schnelltest. Dann ist der allf. Virusträger garantiert noch negativ. Und schon läuft ein potentieller Spreader unbehelligt herum und prahlt auch noch lauthals damit an seinem Stammtisch für 7 Tage… // Ansonsten macht man sich einmal mehr Sorgen, ob der Staat grundsätzlich funktioniert: Seit SARS generell nichts gelernt. 17 lange Jahre bei vollem Gehalt. Jedes Excel-Sheet schreit doch laut auf und blinkt, wenn wichtige Daten wie ein Ct-Wert einfach nicht eingefügt werden. Vorausgesetzt, man hat in den 17 Jahren auch nur ein einziges Mal über so eine Spalte nachgedacht. So ein Formular gehört doch ins Standardsortiment des Applikationsangebots von hin.ch. Sollte man meinen. Vielleicht wäre es den Laboren gar möglich, pro Test die Werte anzugeben, die bei 20, 25, 30, 35 Zyklen gemessen wurden. Gäbe doch eine Super Aussage und würde unnötige Quarantäne reduzieren helfen. In der Pharma arbeitet man doch sonst höchst präzise und auf einem extrem hohen Standard. Warum bei dieser Pandemie nicht? Soll den Leuten einfach die Angst-Agenda eingepflanzt werden? // Manche unserer Behörden sind zu oft eine Bubeli-Schönwetter-Truppe. Auch in anderen Bereichen stellt man oft lediglich eine Gehaltbezugskompetenz fest. Bis ganz nach oben.

  • am 30.10.2020 um 18:41 Uhr
    Permalink

    Falls es wirklich so ist, dass Infosperber und seine Leser bzw. wahrscheinlich bald 50% der Schweizer Bevölkerung besser informiert sind über die missbräuchlichen Covid-PCR-Tests als das Bundesamt für Gesundheit und die „Task Force“, dann sollten BAG und Task Force mit sofortiger Wirkung geschlossen zurücktreten.
    Denn ihre Kompetenz, Informationspolitik und die getroffenen Massnahmen können dann nur noch als skandalös und unverhältnismässig bezeichnet werden!

    Falls Regierung und Parlament diese Fakten nicht verstehen können, dann sollen sie uns erklären, was daran falsch ist. Falls diese Fakten aber korrekt sind, dann schaden sie bewusst ihren Wähler*innen, dem Souverän.
    Dann hätte der Souverän die „Pandemie“ trotz Informations-Rückstand souveräner verstanden als unser Führungspersonal.

    Jeder einigermassen informierte Mensch hat mittlerweile erkannt, dass hier gewaltig getrickst wird. Auch der Schweizerischen Ärztezeitung fällt nichts Besseres mehr ein, als diese korrekten und sehr besorgniserregenden Informationen für seine Leser*innen (Ärzt*innen) zu zensurieren. Falls ich mich irren sollte, dann würde es mich freuen, wenn dieser Infosperber-Artikel in voller Länge in der nächsten Nummer publiziert würde, zusammen mit allen bisher eingereichten Leserbriefen zum Thema SARS-CoV-2.

    Das könnte alle Verantwortlichen sehr teuer zu stehen kommen, weil sie in der Pflicht stehen zu beweisen, dass ihre getroffenen Massnahmen verhältnismässig sind.

  • am 30.10.2020 um 23:31 Uhr
    Permalink

    @ Gasche:
    Wenn ein Praxistest des Genfer Refenzzentrums ergeben hat, dass die Sensitivität der «Schnelltests» bei nur 85 bis 90 Prozent liegt verstehe ich diese Aussage in https://ncs-tf.ch/de/policy-briefs/an-update-on-sars-cov-2-detection-tests-29-oct-20-en/download nicht: «they may suffice to detect a vast majority of individuals who are contagious, as contagiousness is generally proportional to viral load."
    Kann es sein, dass das Genfer Referenzzentrum die Sensitivität der Schnelltests ermittelt hat auf Basis von Proben, welche von PCR-Tests mit einem ct von bis zu 40 als «positiv» erkannt wurden – obwohl Personen mit derart hohen ct-Werten kaum ansteckend sind?
    Die praxisrelevante «Sensitivität» darf ja nicht auf Bais der Virenträger unabhängig von ihrer Ansteckungskraft ( contagiousness) definiert sein sondern nur auf Basis der tatsächlich ansteckenden Personen.
    Also: Wie viel Prozent der ANSTECKENDEN Personen (nicht der infizierten) werden vom Test erkannt? DAS ist doch die entscheidende Frage!

  • am 31.10.2020 um 08:24 Uhr
    Permalink

    Vielen Dank für diese einzigartige Zusammenfassung! Für mich grenzt an ein Skandal, dass das BAG sich offenbar überhaupt nicht um relevante Daten bemüht, wie die Ct-Werte, geschweige dann kommuniziert.

    Der Ct-Wert ist sehr bedeutsam, weil er die Anzahl Verdoppelungen des ursprünglichen Werts darstellt. Ct=30 bedeutet demnach 2 hoch 30 = ca. 1.1 Milliarden. Das ist eine ungeheuer grosse Verstärkung! Ct = 40 bedeutet sogar 2^40 = ca. Tausend Milliarden, also nochmals 1000 mal mehr und nicht bloss 4/3 mal, wie man meinen könnte.

    Gerade erschienen ist auch ein neuer Artikel mit Bezug zu diesem Thema von Pietro Vernazza: https://infekt.ch/2020/10/covid-19-antigen-test-schlechter-als-pcr-wirklich/

  • am 31.10.2020 um 11:20 Uhr
    Permalink

    Es wäre tatsächlich sehr wichtig, abzuklären, ob die PCR-Tests in den verschiedenen Laboratorien nach einheitlichen Kriterien gemacht werden, und ob diese Kriterien im Laufe der Pandemie geändert worden sind. Ohne dieses Wissen haben die Zahlen noch weniger Aussagekraft.

    Ich glaube jedoch, dass die Schwäche der Tests auch wesentlich in der Probenentnahme begründet liegt. Die Probe wird mit einem Wattestäbchen aus Nasen- oder Rachenraum entnommen. Wir alle wissen aus eigener Erfahrung, dass Infektionen in diesem Bereich häufig überhaupt nicht homogen auf den ganzen Nasen- und Rachenraum verteilt sind. Manchmal ist eher der Rachen betroffen, manchmal stärker die Nase. Dort müssen nicht beide Seiten gleich stark betroffen sein. Und im Labyrinth der Neben- und Stirnhöhlen finden sich selbst Spezialisten häufig nicht zurecht.
    Es ist also sehr zufällig, ob man bei einer Probenentnahme mit dem Wattestäbchen genau den Infektionsherd trifft oder nicht. Genauso wie es auch Zufall ist, ob man genau den Zeitpunkt trifft, an dem die Virenlast am höchsten ist. Und diese Zufälligkeiten lassen sich in der Praxis wahrscheinlich nicht vermeiden.

    Der Test ist vielleicht brauchbar, um herauszufinden, ob die Person in letzter Zeit eine (vielleicht auch nur sehr leichte) Infektion mit dem Virus hatte. Für die Frage, ob die Person für andere Menschen (noch) ansteckend ist, ist die Methode wohl grundsätzlich weniger geeignet.

  • am 31.10.2020 um 13:15 Uhr
    Permalink

    Das geht aber gar nicht, die Arbeitsplätze und Gewinne bei Herstellern der PCR-Tests, den Analyselaboren und Ärzten bei PCR-Tests zu gefährden, werden die Libertären Kapitalisten jammern.

  • am 1.11.2020 um 08:28 Uhr
    Permalink

    Vom Ausschuss für Gesundheit des Deutschen Bundestages wurde am 31.10. eine Stellungnahme mit 5-Punkte Plan zum Erreichen einer praxistauglichen COVID-19-Teststrategie veröffentlicht [1].

    Immerhin eine Thematisierung im deutschen Bundestag. In der Schweiz ein absolutes Tabuthema. In den Medienkonferenzen von BR/BAG in der Schweiz seit Februar hat sich in der Konferenz vom 30.10. erstmals ein Journalist getraut eine Frage zu falsch-positiven Resultaten bei Personen ohne Symptome zu stellen. Antwort Frau Masserey: Das Testen von Personen ohne Symptome entspreche nicht den Empfehlungen. Man könne deshalb davon ausgehen, dass es keine falsch-positiven Resultate gäbe (auf Youtube Point de Presse, 30.10. gegen Ende)

    Die 5 Punkte Bundestagsausschuss DE:
    1) Standardisierung des PCR – zeitliche, örtliche Vergleichbarkeit
    2) Monitoring der Spezifität und Sensitivität des Tests für jedes beteiligte Labor
    3) Berücksichtigung Anzahl Tests in 7 Tagen auf kommunaler Ebene
    4) Laufende Bewertung des Risikos mittels nachvollziehbaren, transparenten und standardisierten Systematik unter Berücksichtigung von Hospitalisationen und Todesfällen.
    5) Die wissenschaftliche Aufarbeitung des Infektionsgeschehens, nach wie vor ausstehende wissenschaftlich fundierte Validierung des PCR Tests, Vermeidung gravierender Fehlsteuerung mit Kollateralschäden.
    [1] https://www.bundestag.de/resource/blob/802668/28dabb19265f7b240fe2bbea253c12ba/19_14_0233-4-_ESV-Werner-Bergholz_Cov19-Teststrategie-1–data.pdf

  • am 1.11.2020 um 15:19 Uhr
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    Danke Urs Gasche für diesen Artikel; die Reihe an Artikeln wird leider immer länger, die die anhaltende Unfähigkeit oder Unwilligkeit des BAG dokumentieren, relevante Zahlen zu erheben und bekannt zu geben (z.B. Ct-Werte der positiv getesteten, Anteil symptomfreie Personen an der Gesamtzahl der getesteten und an der Gesamtzahl der positiv getesteten). Auch die Weigerung des BAG qualifizierte Fragen zu technischen Einzelheiten der Vorgaben zur Labormedizin zu beantworten, ist ein Skandal; das BAG untergräbt andauernd seine eigene Glaubwürdigkeit.

    Diese anhaltenden Missstände werden wesentlich mitverursacht durch ungenügende Fach- und Sachkompetenz in der Geschäftsleitung des BAG. Gemäss dessen Website (https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/das-bag/organisation/geschaeftsleitung.html) kommen die zehn Mitglieder der Geschäftsleitung vor allem aus Verwaltungs- und Management-Karrieren, nur zwei stammen aus einschlägigen Berufsfeldern (ein Chemiker und ein Dr.med., der zugleich Diplom Informatiker ist. Es kann nicht erstaunen, dass dieses Gremium die Prioritäten nicht richtig setzt und dass in diesem Gremium sachlich sinnvolle oder notwendige Massnahmen oft keine Mehrheit finden; zwei Fachleute und ihre Argumente genügen nicht um ein Zehnergremium technisch-fachlich auf Kurs zu halten, und die Aufsichtsinstanzen (Departement, Bundesrat, Parlament) scheinen ihrer diesbezüglichen Aufgabe leider auch nicht gewachsen. Sozusagen institutionalisierte Inkompetenz, vor allem oben.

  • am 2.11.2020 um 07:23 Uhr
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    Der NZZ-Artikel vom 31.10. «Bund hat um den geringen Effekt der Reisequarantäne gewusst» mag auch noch für den einen oder anderen hier von Interesse sein. Auszüge daraus:
    «…Nun zeigt sich: Die Reisequarantäne der letzten Monate hat direkt kaum etwas zur Eindämmung der Pandemie beigetragen. Vielmehr wurde sie aus politischen Gründen verfügt und als Massnahme, um die Bevölkerung vom Reisen in Risikoländer abzuhalten. Diesen Schluss legt das Protokoll der regelmässigen Gespräche zwischen Kantonsärzten und dem Bundesamt für Gesundheit nahe …»

    «…Laut Protokoll hat ein Kanton aufgrund von Daten mehrerer Kantone berechnet, dass gerade einmal 0,4 Prozent aller Personen, die sich zwischen dem 2. Juli und dem 2. September in Reisequarantäne befanden, dann auch tatsächlich an Covid-19 erkrankten. Das BAG hat die Zahlen ebenfalls geprüft und kam auf einen leicht höheren Wert von 0,87 Prozent. So oder so zeigt sich: Weniger als eine Person auf hundert war infiziert. Die anderen sassen grundlos 10 Tage zu Hause fest.»

  • am 2.11.2020 um 13:53 Uhr
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    Zur Frage des ct-Wertes äusserte sich Prof. Ioannidis, sowie der leider verstorberne Karls Mullins bereits mehrfach. Ein Wert über +/- 25 sei nicht zulässig und für labortechnische Anwendungen nicht zu verwenden. Heute weiss man aber, dass z.T. ct-Werte von bis zu 40 angewendet werden. Damit findet man alles was man sucht, kann aber trotzdem keine Aussage treffen, ob ein Proband infektiös ist. Die Quellen findet man unter der Homepage von Ioannidis.
    Schlimmer finde ich aber das Verhalten der Behörden. Man sehe sich nur in aller Ruhe den Film «Unerhört» von Reto Brennwalt an. Dies Ignorranz ist kaum zu überbieten und die Frage stellt sich tatsächlich ob nicht doch ein «grösseres Planszenario» dahinter steckt und das dieses mal «durchgespielt» wird. Wer weiss?

  • am 2.11.2020 um 16:02 Uhr
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    Vielen Dank für Ihren Artikel.
    Der neueste Beitrag von Prof. Dr. Vernazza auf «Infekt.ch» diskutiert die Zuverlässigkeit der Antigen Schnelltests. Diese scheinen keineswegs weniger genau zu sein als ein PCR-Test. Sie liefern lediglich weniger (falsch-) positive Resultate bei Menschen die nicht ansteckend sind.

  • am 4.11.2020 um 14:57 Uhr
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    So oder so … ein CHAOS

    So lange kein «Leben» (Infektiösität) Nachgewiesen werden kann,
    bleibt das Problem bestehen.

    Das Ganze müsste jetzt dann mit der zunahme der Saisonalen Grippe
    bis Februar noch an Intenzität zunehmen.

    Es bleibt Spannend …
    auch weil immer mehr, der am Mittag vom BAG gemeldeten Tägliche Hospitalisierten
    über Nacht nicht mehr auffindbar sind 🙂

    CHAOS … ohne Nachweis auf Leben

  • am 4.11.2020 um 20:27 Uhr
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    Ausschnitt vom Artikel mit Link unten, in welchem der PCR Test trivial erklärt wird.

    Die «Fallzahlen» bestimmen die Politik. Aber die PCR-Tests, mit denen sie erhoben werden, sind weder geeicht, noch unterscheiden sie, ob ein krankheitserregendes Virus da ist oder bloss inaktive Bruchstücke, die seit Wochen im Körper vorhanden sind: Mit ein Grund weshalb die Fallzahlen steigen, und die Krankheits- und die Todesfälle unterdurchschnittlich tief bleiben.

    Die deutsche Epidemiologin Angela Spelsberg hält PCR-Tests mit mehr als 25 Zyklen für nicht mehr aussagekräftig. In den USA wurde die Anzahl der Vermehrungszyklen von 40 auf 30 reduziert. In der Schweiz gibt es dazu keine offiziellen Vorgaben. Die meisten Labore führen 35 bis 40 Zyklen durch.

    Das Fehlen eines verbindlichen Standards kann auf zwei Arten missbräuchlich eingesetzt werden. Eine Erhöhung der Zyklen steigert die Anzahl der positiven Testergebnisse, eine Reduktion senkt sie. Es besteht denn auch der Verdacht, dass in China Letzteres getan wurde, weil die Anzahl positiver Testergebnisse plötzlich rapide zurückging, was das erwünschte politische Signal aussandte: Wir haben die Lage im Griff. Das umgekehrte Vorgehen, also mehr Vervielfältigungen, würde dann zu einer Erhöhung der «Fallzahlen» und einer politischen Rechtfertigung für gewisse Massnahmen führen. Mangels Eichung und validierter Standards hat der PCR-Test ein grosses Manipulationspotential

    https://corona-transition.org/was-der-pcr-test-kann-und-was-nicht

  • am 6.11.2020 um 14:27 Uhr
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    @Paolo Ermotti und @Josef Hunkeler

    Tatsächlich gab es auch schon im früheren Verlauf der «Pandemie» schon abrupte Anstiege bei den Fallzahlen, resp. R-Wert, die einen gewollten Effekt nahelegen:

    1) Als am 23.3. der R-Wert auf 0.98 fiel, wurde gleichzeitig die Zweit Validierung im Referenzlabor in Genf aufgegeben, wodurch die «Fallzahlen» von einem Tag auf den anderen markant anstiegen:

    Tagesschau, 23.3. Min 6:52 [1] " “…seit vorgestern Samstag weist das Bundesamt für Gesundheit alle positiv getesteten Fälle aus und nicht nur die, die auch vom Referenzlabor wurde. Das erklärt uns u.a. auch den grossen Sprung von Ende letzter Woche.»

    2) Als nach den Lockerungen seit 27.4. nichts passierte trotz diversen nicht-Covid-konformen Massen-Events wie Black-Lives-matters, gab am 28.6. SNC-TF, die Änderung der Berechnungsmethode für den R-Wert bekannt [2]:
    «…Wir erhalten damit nun seit der zweiten Juni-Woche ein Re
    welches signifikant über 1 liegt. Für Anfang März resultiert die neue Methode
    in höheren Re Werten als bisher publiziert….»

    ->Man beachte, dass diese Formulierung später entfernt wurde und nur noch im Web-Archive (s. Link) unten so verfügbar ist.

    [1] https://srf.ch/play/tv/redirect/detail/6b106986-39f7-4333-b9e6-6fca2d4bb556?startTime=412
    [2] https://web.archive.org/web/20200629154852/https://ncs-tf.ch/de/lagebericht

  • am 11.11.2020 um 13:30 Uhr
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    Nachdem am 23.3. die Fallzahlen einen abrupten Sprung von einem Tag auf den anderen machten [1] und in der zweiten Juniwoche der R-Wert anstieg [2] und beide Ereignisse auf dokumentiere Änderungen an Prozessen und Methoden zurückzuführen waren, gehe ich davon aus, dass der so zeitgleiche, länderübergreifende abrupte Anstieg bei den Fallzahlen erneut mindestens zum Teil auch «infrastrukturell» bedingt ist.

    Hypothesen:

    a) Probleme mit Reagenzien nach Knappheit, neue Hersteller, Inkompatibilitäten, Reduzierung der Qualitätssicherung oder «Justierung» [3]

    b) «Standardisierung» zwischen Labors im Hintergrund, nachdem in den letzten Monaten das Fehlen einer solchen zunehmend auch in etablierten Medien kritisiert wurde.

    Dass sich dieser abrupte Anstieg nun zeitverzögert auch bei der Hospitalisation niederschlägt, wäre nur logisch. Subsidiär bakterielle Lungenentzündungen unterschiedlichsten Ursprungs würden so durch die veränderte Testsensitivität nun neu auf Covid gebucht.

    [1] https://srf.ch/play/tv/redirect/detail/6b106986-39f7-4333-b9e6-6fca2d4bb556?startTime=412
    [2] https://web.archive.org/web/20200629154852/https://ncs-tf.ch/de/lagebericht
    [3] https://www.reuters.com/article/virus-deutschland-tests-idDEKBN27D0MY

  • am 15.11.2020 um 11:55 Uhr
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    Ich war auch einer dieser «Infizierten». Erster Verlauf mild, keine Symptome und dann ohne diese Information nochmals «positiv» getestet, kein Symptome und trotzdem in Isolation, . Sehr gut, dass sie diese Informationen publik machen, es wären mir viele Umtriebe erspart gewesen, wenn ich diese Infos früher gehabt habe. Ich muss ein lob aussprechen dem aargauischen Gesundheitsamt, sie haben dann das Phänomen erkannt und mich express informiert, dass ich aus der Isolatation konnte.

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