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Impotent nach einer Prostata-Operation © gespharm

Viele Männer sind wegen PSA-Test unnötig impotent

upg /  Der PSA-Test soll Prostata-Krebs frühzeitig erkennen. Doch die Risiken von Impotenz und Inkontinenz sind enorm. Der neuste Befund.

Auf einen einzigen Mann, der dank einem PSA-Test vor dem Tod an Prostata-Krebs gerettet wird, kommen 36 Männer, die wegen eines PSA-Tests eine Krebsdiagnose erhalten, ohne von der Frühentdeckung zu profitieren. Einige von ihnen werden nach einer Bestrahlung und Operation impotent und inkontinent, ohne irgend einen Vorteil zu haben.
Das ist der neuste Befund, den das deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen IQWiG vor wenigen Tagen veröffentlicht hat. Das unabhängige, vom Staat finanzierte Institut beurteilt Nutzen und Risiken von medizinischen Behandlungen.
Krebszellen, die nie zu Beschwerden geführt hätten

Die Zahl der Männer, bei denen Prostatakrebs entdeckt wird, hat sich in den letzten Jahrzehnten mehr als verdoppelt. «Hauptursache dafür ist die Früherkennung durch den sogenannten PSA-Test», sagt Klaus Koch, Leiter des Ressorts Gesundheitsinformation IQWiG. Früherkennung soll das Risiko verringern, an Prostatakrebs zu sterben. Dabei kann der PSA-Test helfen, bei dem im Blut die Menge des prostataspezifischen Eiweiss gemessen wird. Ein Nachteil des Tests ist aber, dass er auch Krebsgewebe entdeckt, das nie zu Beschwerden geführt hätte. «Wird etwas gefunden, macht das nicht nur Angst, sondern zieht oft auch belastende Behandlungen nach sich», sagt Koch. «Diese sogenannten Überdiagnosen werden so oft gestellt, dass Prostatakrebs heute die häufigste Krebsart bei Männern ist.»
Wer über einen PSA-Test nachdenkt, sollte daher nicht nur die Vorteile kennen. Die Nachteile können ebenso bedeutsam sein. Zum Nutzen und Schaden des Tests hat das IQWiG auf der Webseite Gesundheitsinformation umfangreiche Informationen veröffentlicht.
Wieso führt der PSA-Test zu mehr Krebsdiagnosen?
Ziel jeder Früherkennungs-Untersuchung ist es, Krebs zu entdecken, bevor er Beschwerden verursacht. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Früherkennung zunächst zu mehr Krebsdiagnosen und damit statistisch zu mehr Krebsfällen führt. Krebs kann sich aber sehr unterschiedlich verhalten und entwickeln.
Das trifft auch auf Prostatakrebs zu. Es gibt aggressive Krebsformen, die schnell wachsen und das Leben verkürzen können. Doch Studien zeigen, dass viele ältere Männer einen kleinen Tumor in der Prostata haben, der entweder gar nicht wächst oder nur so langsam, dass er nie Beschwerden verursachen würde. «Wenn man die Zellen der Prostata untersucht, hat fast jeder zweite Mann zwischen 50 und 60 Jahren ein Prostatakarzinom», stellte der Mannheimer Professor und Urologe Maurice-Stephan Michel bereits 2008 fest. Ohne Früherkennung würden die meisten dieser Männer von ihren Krebszellen bis zu ihrem Tod nichts merken.
Wird aber ein PSA-Test gemacht und ist dieser auffällig, werden bei einer Biopsie Gewebeproben entnommen. Durch diese Früherkennungsuntersuchung erhalten heute in Deutschland jedes Jahr mehrere 10’000 Männer die Diagnose «Prostatakrebs», ohne zunächst zu wissen, was das für sie bedeutet. «Im günstigsten Fall wird ein Tumor entdeckt, der sich durch die frühe Entdeckung besser behandeln lässt oder sogar geheilt werden kann», erklärt Koch. «Doch andere Männer haben nur Nachteile: Bei ihnen wird Prostatakrebs gefunden, der langsam oder gar nicht wächst. Diese Männer hätten sich ohne Früherkennung zeitlebens nicht mit dem Thema Prostatakrebs beschäftigen müssen
Wie viele Männer einen Nutzen und wie viele einen Schaden haben, hat das IQWiG abgeschätzt: Studienergebnisse zeigen, dass der PSA-Test innerhalb von elf Jahren einen einzigen von 1000 älteren Männern, die am PSA-Test regelmässig teilnehmen, davor bewahren kann, an Prostatakrebs zu sterben. Dem steht als wichtigster Schaden gegenüber, dass 36 dieser 1000 Männern eine Krebsdiagnose erhalten, ohne von der frühen Entdeckung zu profitieren.
Die Diagnose «Krebs» und mögliche Behandlungen sind belastend
Ärztinnen und Ärzte versuchen den Schaden in Grenzen zu halten, indem sie nach einer Krebs-Diagnose abzuschätzen versuchen, wie aggressiv ein Prostatakrebs ist. Männern mit einem wahrscheinlich nicht aggressiven Tumor bieten sie dann an, zunächst einmal abzuwarten und den Tumor nicht direkt zu behandeln. «Dass man bei der Früherkennung Krebsgewebe erst findet und dann abwarten soll, wie es sich entwickelt, erscheint vielen Männern widersinnig», so Koch. Doch es gibt tatsächlich gute Gründe, sich bei einem nicht aggressiven Prostatakrebs zunächst gegen eine Operation oder Bestrahlung zu entscheiden. Denn eine Bestrahlung oder operative Entfernung der Prostata ist selbst belastend. Oft kommt es zu Nebenwirkungen wie Impotenz und ungewolltem Harnverlust (Inkontinenz).
«Die Entscheidung für einen PSA-Test kann also einiges nach sich ziehen», so Koch. «Da ist es gut, Für und Wider in Ruhe abzuwägen und nichts zu überstürzen.»
Swiss Medical Board: «Mehr Nachteile als Vorteile»
In der Schweiz ist der von Pharma, Kassen und Urologen unabhängige «Swiss Medical Board» schon 2011 zum Schluss gekommen, dass der PSA-Test zur Früherkennung eines Prostata-Krebses mehr schadet als nützt. Mehr Vor- als Nachteile brächten PSA-Tests nur Männern mit familiärer Vorbelastung oder mit verdächtigen Symptomen. Der Swiss Medical Board wird von der FMH, der Akademie der Medizinischen Wissenschaften und von der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren finanziert.
International empfehlen praktisch nur Fachgesellschaften der Urologen, die an den Behandlungen, auch an denen ohne Nutzen, verdienen, den PSA-Test zur Früherkennung.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

Zum Infosperber-Dossier:

RntgenZeichnung_Brust

Sinn und Unsinn der Früherkennung

Je früher man Risikofaktoren entdecken kann, desto mehr Menschen werden «krank» und ohne Nutzen behandelt.

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4 Meinungen

  • am 31.03.2013 um 17:23 Uhr
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    Am besten geht man zu seinem Hausarzt, der regelmässig das Blut unter-
    sucht und falls nötig, an SEINEN ihm bekannten Spezialisten verweist.
    So geschehen und mit knapp 80 Jahren von eben diesem Spezialisten
    gut aufgeklärt worden und den “kleinen Befund” vorläufig ohne eine so-
    fortige Behandlung usw. besprochen wurde. Es kommt also vor allem auf
    die Aerzte selbst an, ob allenfalls unnötige Eingriffe, die auch Angst ver-
    breiten, vorzunehmen sind…..

  • am 1.04.2013 um 15:02 Uhr
    Permalink

    Sehr geehrter Herr Wehrli, im gesundheitlichen Interesse des Patienten ist dieses Vorgehen generell wünschenswert und vernünftig. Die Problematik ist jedoch leider viel komplizierter und abhängig vom Versicherungsstatus, der Altersstruktur und der individuellen Bedürfnisse/Ängste. Aus diesem Grunde ist es wichtig, dass sämtliche med. Dienstleistungen der obligatorischen Grundversicherung einer zentralen Qualitätskontrolle, resp. praxisgerechten Versorgungsforschung mit daraus resultierender objektiver Nutzenerhebung und entsprechenden Anamnese- und Indikationsempfehlungen unterliegen. Ansonsten kann es gerade in integrierten Ärztenetzwerken mit Budgetmitverantwortung (Managed Care), bei deren Einhaltung die Ärzte mit lukrativen Bonifikationen belohnt werden, zu subjektiven Leistungskürzungen kommen. So kann man z.B. bei Senioren problemlos auf konservatives Vorgehen setzen, während man bei jüngeren und ‚sozial wertvollen’ Patienten die gesamte Maschinerie – ob sinnvoll oder nicht – in Gang setzt (Einverständnis des Patienten vorausgesetzt, dazu wesentlich abhängig von der Art und Weise der Beratung – Problematik Ausnutzen Arzt-Patientenverhältnis). Dies birgt die Gefahr in sich, dass so die wirtschaftlichen Interessen der Leistungserbringer und Dienstleister über den medizinischen Interessen der einzelnen Patienten zu liegen kommen können. Ende Jahr muss ja nur das Budget stimmen! Da Deutschland enorme Kostenprobleme hat, fokussiert man immer mehr auf entsprechende Nutzenerhebungen. In der Schweiz lassen sich die wirtschaftlichen Interessen aktuell noch über die Prämien- und Steuerzahler finanzieren, ohne dass man die „Zweckmässigkeit“ der med. Dienstleistungen der OKP gemäss Art. 32 Abs. 1 KVG effektiv reguliert. Der Widerstand der Urologen gegenüber den Empfehlungen des Swiss Medical Boards zum PSA-Test letztes Jahr dient dabei als hervorragender Präzedenzfall des hartnäckigen Widerstandes der Ärzteschaft gegenüber ‚Evidence Based Medicine’ Erkenntnissen. Noch letztes Jahr versuchte man über die Managed Care Vorlage gerade die sozial schwachen (Kinder, Arbeitslose, Chronisch Kranke, Invalide, Senioren) in diese Leistungsfalle zu locken, bei welcher eine gezielte Zweckentfremdung unserer Prämiengelder zu Lasten der OKP im wirtschaftlichen Interesse einzelner Ärztenetzwerke und Versicherer im dreistelligen Millionenbereich stattfindet (Retrozessionen bei der Verordnung und Abgabe von Generika, Bonifikationen bei Überweisung an erwünschte Spezialisten, Retrozessionen Grosslabors, Bevorzugung einzelner Versandapotheken, bei denen Ärztenetzwerke Mitbesitzer sind und Retrozessionen/Dividenden erhalten und dabei zusätzliche Wertvermehrung erzielen). Sie sehen, oftmals könnten zugrundeliegende wirtschaftliche Überlegungen über das medizinische Vorgehen entscheiden, obwohl gemäss OKP alle dasselbe ‚Behandlungsrecht’ hätten. Neben der bereits vorliegenden Zweiklassenmedizin wird momentan so die Dreiklassenmedizin gefördert, denn Bundesrat und FMH-Präsident schweigen zu den vorliegenden finanziellen Fehlanreizen zu Lasten der Versicherten, welche gerade eben erst zu einem Boykottaufruf der Argomed AG von ASSURA-Versicherten bei deren Partnernetzwerken geführt hat (wegen fehlenden Bonifikationen von 10’000 – 20’000 Franken pro Jahr bei Überweisung an ‚bekannte’ Spezialisten). Wie gesagt, dass bei Ihnen gewählte Vorgehen ist bei korrekter Anamnese zur Vermeidung allfälliger Risiken gegenüber momentanem Nutzen trotz allfällig wirtschaftlichen Interessen zu bevorzugen, nur sollte der Patient über allfällig zugrundeliegende wirtschaftliche Interessen informiert sein. Gemäss Art 400 OR (Rechenschaftsablegung) kann dies ein Patient zu seinem individuell gesundheitlichen Schutz bei Bedarf jederzeit gegenüber seinem Arzt/Ärztenetzwerk einfordern! Ich wünsche Ihnen gesundheitlich alles Gute!

  • am 1.04.2013 um 19:53 Uhr
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    Bein einer Blutuntersuchung 2008 bei meinem Hausarzt wurde ein erhöhter PSA-Wert festgestellt, er verwies mich an einen Urologen und der nahm eine Probe und das Labor stellte Krebs fest aber der war sehr klein. Der Urologe wollte wissen ob ich schon Ableger hatte und schickte mich dann ins Triemlispital zur Kontrolle, CT und Nuklearmedizin. Der Befund war negativ und seit dem bin ich immer unter Kontrolle, der PSA-Wert bewegte sich immer im unteren Bereich bis in diesem Jahr da stieg er auf über 50. Zur Kontrolle musste ich wieder ins Triemlispital und auch dieses Mal war der Befund negativ aber bei der CT hat man eine Tumor auf der liknen Niere entdeckt der mir in nächster Zeit herausoperiert wird. Durch die Tabletten die ich nehmen muss bin ich leider Impotent geworden, ich bin jetzt über 80 und er Krebs ist nicht gewachsen, zudem habe ich Hormonspritzen bekommen die den PSA-Wert wieder auf 10 haben sinken lassen. Ich denke dass ich mit diesen Ergebnissen leben kann.

  • am 4.04.2013 um 22:35 Uhr
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    Mit 67 Jahren wurde meinen Prostate voll von sehr aktive Krebs gefunden. PSA 22.5. Stade T3. Nach selbststudium von Dokumentation aus Kanada, USA, Frankreich, Schweiz und Deutschland, habe ich mit meiner Frau den Krebs zu bestrahlen entschieden. Es war die richtige Entscheid! Heute mein PSA ist 0,19. Impotent bin ich gar nicht, was man mit Chirurgie höchste wahrscheinlich der fall wäre. Ich empfehle jedoch die Bestrahlungen so viel wie möglich mit Einsatz von Hochleistung Gerät zu reduzieren. Belgien, Frankreich und Deutschland setzen soche moderne Gerät ein. Heute bin ich aktiv wie noch nie. Ich sorge dafür als engagierte J+S Trainer dass 40 KIndern und 20 Erwachsene in Kampfkunst ausgebildet sind sowie SAC Senioren weiter spass am Klettern haben.

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