Ein Plädoyer und ein Aufruf für die Corona-Eindämmungspolitik
upg. Es ist eine Antwort auf die «Great Barrington Erklärung», mit der unterdessen über 10’000 Wissenschaftler und 28’000 praktizierende Ärzte die gegenwärtige Eindämmungspolitik ablehnen. Die Gegenerklärung namens «John Snow Memorandum» haben bisher über 3300 Wissenschaftler, Ärzte und «Healthcare professionals» unterschrieben.Bei beiden Aufrufen werden die online gesammelten Unterschriften nicht kontrolliert.Unter den Erstunterzeichnenden des «John Snow Memorandums» haben einige selbst deklarierte finanzielle Beziehungen mit Pharmakonzernen, welche Impfstoffe herstellen. Das Memorandum geht davon aus, dass «innerhalb der kommenden Monate sichere und wirksame Impfungen und Medikamente» auf den Markt kommen. Bis dann sei laut «wissenschaftlichem Konsens» die Eindämmungspolitik das einzig richtige Vorgehen.
Das John Snow Memorandum*
Das Severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 (Sars-CoV-2) hat weltweit mehr als 35 Millionen Menschen infiziert und, laut WHO, bis zum 12. Oktober 2020 mehr als 1 Million Todesfälle verursacht. Im Angesicht einer zweiten Covid-19 Welle, von der Europa gerade betroffen ist, und eines nahenden Winters, brauchen wir eine klare Kommunikation über die von Covid-19 ausgehenden Risiken und über wirksame Strategien zu deren Bekämpfung. An dieser Stelle teilen wir unsere Ansichten über den derzeitigen evidenzbasierten wissenschaftlichen Konsens zu Covid-19.
Sars-CoV-2 breitet sich durch direkten Kontakt (über grössere Tröpfchen und Aerosole) und durch Aerosole über größere Entfernungen aus, vor allem unter schlechten Belüftungsbedingungen. Seine hohe Infektiosität (1) in Kombination mit der Empfänglichkeit einer immunologisch naiven Population für dieses neue Virus schafft die Voraussetzungen für eine rasche Ausbreitung in der Bevölkerung. Die Infektionssterblichkeit von Covid-19 ist um ein Vielfaches höher als die der saisonalen Grippe (2), und die Infektion kann auch bei jungen, zuvor gesunden, Menschen (d.h. «Long Covid» (3)) zu einer anhaltenden Erkrankung führen. Es ist unklar, wie lange eine schützende Immunität anhält (4). Genauso wie andere saisonale Coronaviren ist Sars-CoV-2 in der Lage, Menschen nach einer überstandenen Erstinfektion erneut zu infizieren. Die Häufigkeit einer erneuten Infektion ist jedoch noch unbekannt (5). Die Übertragung des Virus kann durch Abstandhalten, Verwendung eines Mund-Nasen-Schutzes, Handhygiene, Husten- und Nies-Etikette sowie durch Vermeidung von Menschenansammlungen und schlecht belüfteten Räumen eingedämmt werden. Schnelltests, Kontaktverfolgung und Isolierung sind ebenfalls entscheidend für die Kontrolle der Weiterübertragung. Die Weltgesundheitsorganisation setzt sich seit Beginn der Pandemie für diese Maßnahmen ein.
In der Anfangsphase der Pandemie haben viele Länder Lockdowns (allgemeine Einschränkungen der Bevölkerung, einschliesslich der Anordnung, zu Hause zu bleiben und von zu Hause aus zu arbeiten) eingeführt, um die rasche Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Dies war unerlässlich, um die Sterblichkeitsrate zu senken (6, 7), eine Überlastung der Gesundheitssysteme zu verhindern, Zeit für den Aufbau von Reaktionssystemen zur Kontrolle der Pandemie zu gewinnen, und um die Weiterübertragung nach Ende des Lockdowns zu unterdrücken. Obwohl die Lockdowns stark in das Leben der Bevölkerung eingegriffen haben, die psychische und physische Gesundheit in dieser Zeit erheblich beeinträchtigten und auch der Wirtschaft geschadet haben, waren die gesellschaftlichen Auswirkungen vor allem in jenen Ländern umso schlimmer, die die Zeit während und nach der Abriegelung nicht genutzt haben, um wirksame Pandemiekontrollsysteme aufzubauen. In Ermangelung angemessener Vorkehrungen zur Bewältigung der Pandemie und ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen sehen sich diese Länder weiterhin anhaltenden Einschränkungen ausgesetzt.
Dies hat verständlicherweise zu einer weit verbreiteten Entmutigung und einem schwindenden Vertrauen geführt. Der Beginn der zweiten Welle und die Erkenntnis der vor uns liegenden Herausforderungen führte zu einem erneuten Interesse an der sogenannten Herdenimmunitäts-Strategie, die vorschlägt, einen großen unkontrollierten Ausbruch in Bevölkerungsgruppen mit einem niedrigen Risiko zuzulassen und gleichzeitig Hochrisikopatienten zu schützen. Befürworter argumentieren, dass dies zur Entwicklung einer Infektions-vermittelten Populationsimmunität in der Bevölkerung mit niedrigem Risiko führen würde, die letztendlich Hochrisikopatienten schützen würde. Dies ist ein gefährlicher Trugschluss, der nicht durch wissenschaftliche Beweise belegt ist.
Eine Strategie zum Management einer Pandemie wie Covid-19, welche auf eine natürliche Immunität durch Infektion baut, ist mangelhaft. Eine unkontrollierte Zirkulation in den jüngeren Altersgruppen birgt das Risiko einer erheblichen Morbidität (3) und Mortalität in der gesamten Bevölkerung. Zusätzlich zu den menschlichen Folgen würde sich dies auf die Verfügbarkeit von Arbeitskräften auswirken und die Bereitstellung von Akut- und Routineversorgung durch das Gesundheitssystem überfordern.
Darüber hinaus gibt es keine Belege für eine dauerhaft schützende Immunität gegen Sars-CoV-2 nach einer natürlichen Infektion (4). Die endemische Übertragung von Sars-CoV-2, als Folge einer schwindenden Immunität, würde auf unbestimmte Zeit ein Risiko für gefährdete Bevölkerungsgruppen darstellen. Eine solche Strategie würde die Covid-19-Pandemie nicht beenden, sondern zu wiederkehrenden Epidemien führen, wie dies bei zahlreichen Infektionskrankheiten vor dem Aufkommen einer Impfung der Fall war. Sie würde auch eine inakzeptable Belastung für die Wirtschaft und das Gesundheitspersonal darstellen, von denen viele an Covid-19 gestorben sind, oder – weil sie Katastrophenmedizin praktizieren mussten – ein Trauma erlitten haben. Darüber hinaus verstehen wir immer noch nicht, welche Bevölkerungsgruppen an den Langzeitfolgen («Long Covid») leiden (3). Zu definieren, wer gefährdet ist, schwer oder dauerhaft an Covid-19 zu erkranken oder zu sterben ist komplex. Jedoch – selbst wenn man nur Personen berücksichtigt, die ein hohes Risiko für einen schweren Erkrankungsverlauf haben – kann der Anteil der gefährdeten Personen in einigen Regionen bis zu 30% der Bevölkerung ausmachen (8). Eine längere Isolierung großer Teile der Bevölkerung ist praktisch unmöglich und höchst unethisch. Empirische Erkenntnisse aus vielen Ländern zeigen, dass es unmöglich ist, unkontrollierte Ausbrüche auf bestimmte Teile der Gesellschaft zu beschränken. Ein solcher Ansatz birgt auch die Gefahr, dass sich die sozioökonomischen Ungleichheiten und strukturellen Diskriminierungen, die durch die Pandemie bereits offengelegt wurden, noch weiter verschärfen. Besondere Anstrengungen zum Schutz der Schwächsten sind unerlässlich, müssen aber mit mehrgleisigen Strategien auf Bevölkerungsebene einhergehen.
Wieder einmal sehen wir uns mit einem rapide zunehmenden Anstieg der Covid-19-Fälle in weiten Teilen Europas, in den USA und in vielen anderen Ländern der Welt konfrontiert. Es ist entscheidend, entschlossen und sofort zu handeln. Wirksame Massnahmen, die die Übertragung unterdrücken und kontrollieren, müssen auf breiter Basis umgesetzt werden. Sie müssen durch finanzielle und soziale Programme unterstützt werden, die das gesellschaftliche Engagement gegen die Pandemie fördern und die sozialen Ungleichheiten ausgleichen, die durch die Pandemie verstärkt wurden. Kurzfristig werden wahrscheinlich weitere Einschränkungen erforderlich sein, um die Übertragung zu reduzieren und ineffektive Reaktionssysteme zur Kontrolle der Pandemie, die weitere Lockdowns verhindern sollen, zu verbessern. Zweck dieser Beschränkungen ist die wirksame Unterdrückung von Sars-CoV-2-Infektionen auf ein niedriges Niveau, das eine rasche Erkennung lokalisierter Ausbrüche und eine rasche Reaktion durch effiziente und umfassende Systeme zur Erkennung, Testung, Kontakt-Nachverfolgung und Isolierung ermöglicht, so dass das Leben ohne die Notwendigkeit weiterer umfassender Beschränkungen wieder nahezu normal verlaufen kann. Der Schutz unserer Volkswirtschaften ist untrennbar mit der Kontrolle von Covid-19 verbunden. Wir müssen unsere Arbeitskräfte schützen und langfristige Ungewissheit vermeiden.
Japan, Vietnam und Neuseeland, um nur einige Länder zu nennen, haben gezeigt, dass effektive Reaktionen des öffentlichen Gesundheitswesens die Übertragung kontrollieren können, so dass das Leben wieder zu einem nahezu normalen Zustand zurückkehren kann, und es gibt viele solche Erfolgsgeschichten. Die Beweise sind eindeutig: Die Eindämmung der Verbreitung von Covid-19 auf Populationsebene ist der beste Weg, unsere Gesellschaften und Volkswirtschaften so lange zu schützen, bis in den kommenden Monaten sichere und wirksame Impfstoffe und Therapeutika zur Verfügung stehen.
Wir können uns keine Ablenkungen leisten, die eine effektive Reaktion untergraben; es ist essenziell, dass wir sofort auf der Grundlage von Evidenz handeln.
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*Deutsche Übersetzung von der Autorenschaft. «The Lancet» hat das Memorandum im Korrespondenzteil publiziert.
Referenzen
1. Hao X, Cheng S, Wu D, Wu T, Lin X, Wang C. Reconstruction of the full transmission dynamics of Covid-19 in Wuhan. Nature 2020; 584: 420–24.2. Verity R, Okell LC, Dorigatti I, et al. Estimates of the severity of coronavirus disease 2019: a model-based analysis. Lancet Infect Dis 2020; 20: 669–77.3. Nature. Long Covid: let patients help define long-lasting Covid symptoms. Nature 2020; 586: 170.4. Chen Y, Tong X, Li Y, et al. A comprehensive, longitudinal analysis of humoral responses specific to four recombinant antigens of Sars-CoV-2 in severe and non-severe Covid-19 patients. PLoS Pathog 2020; 16: e1008796.5. Parry J. Covid-19: Hong Kong scientists report first confirmed case of reinfection. BMJ 2020; 370: m3340.6. Flaxman S, Mishra S, Gandy A, et al. Estimating the effects of non-pharmaceutical interventions on Covid-19 in Europe. Nature 2020; 584: 257–61.7. Dehning J, Zierenberg J, Spitzner FP, et al. Inferring change points in the spread of Covid-19 reveals the effectiveness of interventions. Science 2020; 369: eabb9789.8. Clark A, Jit M, Warren-Gash C, et al. Global, regional, and national estimates of the population at increased risk of severe Covid-19 due to underlying health conditions in 2020: a modelling study. Lancet Glob Health 2020; 8: e1003–17.
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Vorbehalte gegenüber dem Memorandum
– Gegner des Containments plädieren nicht, wie das Memorandum unterschiebt, eine «unkontrollierte Zirkulation in den jüngeren Altergruppen». Die Grundregeln Abstandhalten oder Masken in Innenräumen mit vielen Personen sind unbestritten. Sie wenden sich vielmehr gegen den Versuch der Eindämmung mit Tracing und Quarantänen sowie gergen Lockdowns, Schul- und Ladenschliessungen, eingeschränkte Öffnungszeiten, Reiseeinschränkungen usw. Bei solchen Massnahmen halten sie die Nachteile für grösser als den Nutzen.– Die Autoren der «Great Barrington Erklärung» wollen nicht «unethisch» grosse Teile der Bevölkerung isolieren, sondern vielmehr den besonders Gefährdeten möglichst viele Erleichterungen zukommen lassen, damit sie sich schützen, versorgen und trotzdem am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.
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Das «John Snow Memorandum» kann hier von Wissenschaftlern und medizinischem Personal unterschrieben werden.
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Infosperber-DOSSIER:
Coronavirus: Information statt Panik
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Sch�n, dass wenigstens einige der Erstunterzeichner deklariert haben, finanzielle Beziehungen mit Pharmakonzernen zu haben. Ich finde es auch interessant, dass auf einen �evidenzbasierten wissenschaftlichen Konsens zu Covid-19� verwiesen wird, der so gar nicht besteht. Ich m�chte hier nur zum Beispiel die Sterblichkeit ansprechen, die gem�ss diesem Memorandum um ein Mehrfaches h�her liege als bei einer saisonalen Grippe. Um diese Aussage zu belegen wird auf eine modellbasierte Sch�tzung verwiesen. Nur: gerade aktuell hat die WHO ein Bulletin ver�ffentlicht, wo die Mortalit�tsrate mit 0,23 % agegeben wird, was in etwa derjenigen einer schweren Grippewelle entspricht. Das WHO-Bulletin hat ist unter der Nummer BLT.20.265892 zu finden und wurde von John P. A. Ioannidis, Professor f�r Medizin und Professor f�r Epidemiologie und Bev�lkerungsgesundheit an der Stanford University, verfasst. Dieses Beispiel zeigt wundersch�n auf, dass es eben genau keinen wissenschaftlichen Konsens gibt. Man k�nnte bei allen anderen in diesem Memorandum aufgef�hrten Punkten ebenfalls aufzeigen, dass es auch andere Ansichten gibt. Aber es scheint mir klar zu sein, dass die Pharmalobby hinter diesem Momorandum steht und es nicht um Gesundheit und Wissenschaft sondern um Macht und Geld geht.
Danke, Herr Gasche, endlich mal eine vernünftige Ansicht
Soweit ich verstanden habe, unterstützt Herr Gasche in vollem Umfang die Massnahmen und stützt sich dabei auf die Zahlen die er während den letzten Monaten kontinuiertlich angeprangert hat.
Das ‘John Snow Memorandum’ verharrt im Krankheitsbild der ersten Hotspots:
Fortgeschrittene Ausprägung als Lungenkrankheit (Covid-19). Allein aufgrund der Sauerstoffsättigung wurde intubiert, Letalität 80%. Angesichts dieser Dramatik war Intubation auch die Präferenz zum Schutz des Personals, Kontamination war so am besten vermeidbar. Weiter war die WHO-Panne mit überdosierten Hydroxychloroquin Abgaben (‘WHO-Solidarity-Trial’ ,16 Schweizer Spitäler) mit unerwünschten Folgen verbunden ( SF1-Puls, 25.5., Min 7:39).
Zum Glück erkannte P. Steiger USZ bereits zu Beginn die Gefäss-spezifische Bedeutung von SARS-CoV-2 Infektionen und vermied so die dramatische 80%Letalität der ersten Hotspots (SF1 Puls 27.4., Min 14:30).
Auf diesem Hintergrund präsentiert sich das ‘Long-Covid’ anders als bei Snow:
1) Therapiebedingte Langzeitfolgen (s. oben)
2) Langzeitfolgen, die aber inzwischen als reversibel erkannt wurden (Studie Innsbruck, https://www.nzz.ch/wissenschaft/coronavirus-neueste-erkenntnisse-aus-aktuellen-studien-ld.1559237)
3) Bekannte post virale Langzeitfolgen, wie sie auch bei anderen Infekten auftreten
Daraus folgt, Schlüssel ist die bestmögliche Disposition der Risikogruppe. So kann der klinischen Variabilität entgegnet werden. D.h. gut eingestellte Blutwerte, Diabetes. Die Containment-Strategie mit Lockdown als Extrem ist kontraproduktiv ( Studie vom Berner Uni Spital vom 11.8. ‘Barriers to seeking emergency care during the pandemic lead to higher mortality›).
Zitate aus dem „John Snow Memorandum“ in Anführungszeichen:
„Der Schutz unserer Volkswirtschaften ist untrennbar mit der Kontrolle von Covid-19 verbunden.“
Zur Kontrolle von C-19 wurden doch in globalem Massstab ein Grossteil der Volkswirtschaften an die Wand gefahren, und dies mit bisher unabsehbaren Folgen.
„Eine längere Isolierung großer Teile der Bevölkerung ist praktisch unmöglich und höchst unethisch.“
Wird deshalb die ganze Bevölkerung auf sogenanntes „Social Distancing“ also die soziale Isolation eingeschworen?
„Besondere Anstrengungen zum Schutz der Schwächsten sind unerlässlich,“
Werden aus diesem Grund vor allem Banken und Grosskonzerne mit Steuergeldern der kleinen Leute gerettet?
„Wieder einmal sehen wir uns mit einem rapide zunehmenden Anstieg der Covid-19-Fälle in weiten Teilen Europas…“
Betrachtet man die Hospitalisationen und Todesfälle wegen C-19, so ist diese Aussage unhaltbar.
Klar ist: Die bisherige Strategie des Containments mittels PCR-Tests, Contact-Tracing und Quarantänemassnahmen ist gescheitert.
Die Dunkelziffer bei den Ansteckungen ist sehr hoch, das Contact-Tracing viel zu aufwändig und unter den Menschen welche in Quarantäne geschickt werden, befinden sich kaum solche die Träger des Virus sind. (Wenn es anders währe, dann könnte das BAG die Zahlen zur Effektivität der Quarantänemassnahmen ja veröffentlichen, was aber nicht geschieht)
Alle diese Massnahmen haben auf die effektive Ausbreitung des Virus so gut wie keinen Einfluss. Im Grunde findet im Moment eine unkontrollierte Durchseuchung der Bevölkerung statt.
Eine Diskussion zu diesem Thema ist überfällig.
Ich würde von Experten, und auch von Journalisten, in dieser schwierigen Lage erwarten, dass jeder seine Eitelkeiten und Interessen zurückstellt und mithilft Lösungen zu suchen.
Es kann nicht sein, dass an Strategien festgehalten wird die offensichtlich nicht funktionieren, nur damit niemand das Gesicht verliert.
Vom Lock-down zum Lock-in.
Die treibenden Kräfte der Containment-Strategie befinden sich in einem Lock-in. Ein Paradigma-Wechsel wäre ein Eingeständnis in das Scheitern der bisherigen Strategie. Das konnte im SRF-Club ‘Corona – Ausser Kontrolle?’ vom 20.10. nicht deutlicher werden.
Während Pascal Strupler und Daniel Koch noch mit gesundem Arzt- und Menschenverstand und einschlägigen Erfahrungen von früheren «Pandemien» Verhältnismässigkeit suchten, scheint sich nun das BAG mit Anne Lévy lückenlos in den Pharma->Swiss National Covid Taskforce->Medien->Druck-auf-Politik->Massnahmen Workflow einzubetten.
Die auch in Deutschland wahrgenommene Entkopplung von Fallzahlen und Hospitalisierungs-/Todesraten wird nicht wahrgenommen und stattdessen das überholte Krankheitsbild der ersten Hotspots mit tragisch hohen, aber therapiebedingter Letalität gehegt und gepflegt.
Von sechs Teilnehmern im SRF Club versuchte einzig der Frontmediziner Antoine Chaix sich für einen Paradigma-Wechsel einzusetzen, chancenlos bei dieser Übermacht der Gegenseite.
Im Jahresvergleich (BFS) zeigen die Hospitalisationen zu Krankheiten des Atemsystems keinen auffälligen Verlauf, s.a. icumonitoring.ch. Es braucht jetzt ein Ruck durch die Schweiz. Das «Gstürm» um die Fallzahlen muss aufhören und einem der klinischen Variabilität von SARS-CoV-2 Infektionen entsprechenden Schutzkonzept für die Risikogruppen Platz machen. Prophylaxe, Gratis-Vorsorgeuntersuchungen anstatt unnütze Alibi-Massnahmen.