ArktisSuperbugResistenz

Neil Gray, Mikrobiologe an der Universität Newcastle, sammelt in Spitzbergen Bodenproben. © Newcastle University

Superbug-Resistenz in der Arktis ist menschgemacht

Santina Russo, higgs /  Die Folge übermässigen Antibiotika-Gebrauchs: Ein Bakterium, das gegen fast alle gängigen Antibiotika resistent ist.

Forschende der Universität Newcastle haben in der entlegenen Arktis Bodenproben gesammelt und darin Resistenzgene gegen eine ganze Reihe gängiger Antibiotika entdeckt. Besonders alarmiert hat sie der Fund eines Gens namens «blaNDM-1», das Bakterien auf einen Schlag eine Resistenz gegen fast alle gängigen Antibiotika verleiht. Dieses sogenannte «Superbug-Gen» habe sich seit seiner Entdeckung innerhalb von wenigen Jahren bis in die entlegensten Winkel der Erde verbreitet, schrieben die Forschenden.

Wichtiges in Kürze

  • Das «Superbug-Gen», das kürzlich im Boden in der Arktis nachgewiesen wurde, ist durch Antibiotika-Gebrauch entstanden.
  • Es verleiht Bakterien eine Resistenz gegen fast alle gängigen Antibiotika. Und es hat sich rasant verbreitet.
  • Die Forschenden warnen deshalb davor, weiterhin übermässig Antibiotika zu verwenden.

Allerdings kamen schon bald Zweifel an dieser Schlussfolgerung auf: Die Resistenz könne womöglich auch natürlich in dortigen Bodenbakterien vorkommen, schrieben mehrere Forscher auf Twitter. Wir wollten es genau wissen und haben bei der Erstautorin der Studie, der Mikrobiologin Clare McCann, nachgefragt. Und erfahren: McCann und ihre Kollegen sind sicher, dass das «Superbug-Gen» durch uns Menschen entstanden ist und dass es sich tatsächlich überraschend schnell verbreitet hat.
Zwar sind bakterielle Resistenzgene, die sich natürlich entwickelt haben, nichts Ungewöhnliches. Das liegt daran, dass die meisten Antibiotika von Bodenbakterien produziert werden. Um in diesem Umfeld zu überleben, mussten deshalb viele Bakterien Abwehrmechanismen dagegen entwickeln.
Doch beim «Superbug-Gen» liegt der Fall anders, denn es wurde zuerst in einem Menschen entdeckt – einem Patienten in Indien, dem keine Antibiotika mehr helfen konnten, und der schliesslich gestorben ist. In einem Bodenbakterium wurde das Gen vorher noch nie gefunden. Zudem haben McCann und ihre Kollegen herausgefunden, dass das Resistenzgen sich als erstes über Abfälle von Menschen weiterverbreitet hat. Zusammengenommen ist somit klar: Verantwortlich für das «Superbug-Gen» ist der übermässige Gebrauch von Antibiotika von uns Menschen.
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Hintergründe im Infosperber-DOSSIER
«Wenn Antibiotika nicht mehr wirken»
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Weiterführende Informationen


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Zum Infosperber-Dossier:

Antibiotika

Wenn Antibiotika nicht mehr wirken

Eine tödliche Gefahr im Spital: Keime, die gegen Antibiotika resistent sind, verbreiten sich seit langem.

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Eine Meinung zu

  • am 20.02.2019 um 11:03 Uhr
    Permalink

    Die Forscher warnen seit Jahren davor.
    Und ja klar ist es der übermässige Gebrauch von uns Menschen, kenne gerade keine andere Spezies die tonnenweise Antibiotika rumschüttet.
    Ihr hättet aber zwingend erwähnen müssen, dass dies vor allem in der Tierhaltung betrieben wird. Es geht nicht um den Gebrauch von Antibiotika AM Menschen sondern am Tier! Dadurch entstehen die Superbugs vor allem.

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