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«USA News»: «Vermögensschere weitet sich dank Börsenhausse aus. Reichste Familien profitieren.» © USA News

Trump lässt Milliardäre Profit schlagen aus der Coronapandemie

Red. /  Die Höhenflüge des Aktienmarkts helfen der US-Wirtschaft, meint der Präsident. Das sei purer Unsinn, entgegnet Robert Reich.

Red. Seit Beginn der Pandemie hätten US-Milliardäre abgeräumt. Ganz anders 50 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner, die Arbeitslosengeld beantragen mussten. Robert Reich, ehemaliger Arbeitsminister unter Bill Clinton, ärgert sich. Mit Beispielen zählt er auf, wie viel reicher einige der Reichsten geworden sind: Mark Zuckerbergs (Facebook) Vermögen nahm um 59 Prozent zu, das von Jeff Bezos (Amazon) um 39 Prozent. Die Familie Walton (Walmart) erhöhte ihr Vermögen um 25 Milliarden Dollar. Insgesamt hätten die Milliardäre um 637 Milliarden Dollar zugelegt.

Auch CEOs der Pharmaindustrie haben laut Reich von der Pandemie profitiert: Sie konnten die Preise von 250 Medikamenten erhöhen, davon 61, die gegen Covid-19 eingesetzt werden. Verfechter des «freien Marktes» argumentierten, das sei alles eine Folge von Angebot und Nachfrage. Die Herren der Big Tech und Pharma würden lediglich kaufen und verkaufen, was die Kunden während der Pandemie dringend nötig hätten.
Doch Gesetze verbieten eigentlich Preistreiberei und Monopole und sehen vor, dass während Kriegszeiten Extraprofite steuerlich abgeschöpft werden. Trumps Administration habe diese Spielregeln nicht durchgesetzt.
Im Gegenteil, erklärt Reich: Trump ignoriere all diese Gesetze bewusst, auch das Verbot, dank Insider-Wissen Gewinne einzustreichen. Gleichzeitig verteile das Weisse Haus Milliarden an Unterstützungsgeldern und Darlehen an ausgewählte Konzerne. Deren CEOs und Verwaltungsräte könnten sich rechtzeitig mit Aktien- und Options-Käufen voll bedienen, kurz bevor diese für den Handel freigegeben werden. Sobald dann die Aktienpreise in grossem Stil nach oben schnellen, könnten sie fette Gewinne einstreichen.
So hätten Insider von elf Konzernen nach entsprechenden Vorinformationen Aktien im Wert von zusammen über einer Milliarde Dollar verkauft. Das zeige eine Analyse der New York Times.
Reich führt folgende Beispiele auf: Eine Firma namens Vaxart mit Sitz in San Francisco wurde von der Trump-Administration beauftragt, einen Coronavirus-Impfstoff zu entwickeln, und zwar schnell! Der Wert der Optionen auf Vaxart-Aktien, die an Mitarbeitende der Firma verteilt wurden, versechsfachte sich innert zwei Wochen. Der Wert der Aktienoptionen von deren CEO erhöhte sich schlagartig von 4,8 auf über 28 Millionen Dollar.
Moderna, eine Firma in Cambridge, Massachusetts, die nie einen Impfstoff auf den Markt gebracht hat, wurde von Trump im April ausgewählt, einen Impfstoff zu entwickeln und wurde von ihm öffentlich unterstützt. Rechtzeitig hatten Insider Anteilscheine des Unternehmens gekauft und konnten dann mit dem Verkauf etwa 250 Millionen Gewinn einstreichen.
Im Juli zahlte die Trump Administration dem serbelnden Kodak-Unternehmen 765 Millionen Dollar, um die Herstellung von Medikamenten von Asien in die USA zurückzuführen. Trump nannte es «einen der wichtigsten Deals in der Geschichte der US-Pharmaindustrie», obwohl Kodak noch nie Pharmaprodukte herstellte.
Bevor dieser Deal publik wurde, verteilte der Kodak-Konzern seinen Direktionsmitgliedern 240’000 Optionen auf Kodak-Aktien im Wert von 240’000 Dollar. Der CEO erhielt solche im Wert von 1,75 Millionen. Kurz nach Bekanntgabe des Trump-Deals waren die Optionen des CEO rund 50 Millionen wert und diejenigen der Direktionsmitglieder rund 4 Millionen Dollar.
Diese Art von Insiderhandel sei eindeutig gesetzwidrig, sagt Robert Reich. Die Börsenaufsichtsbehörde SEC sollte solche Geschäfte zwar überprüfen. Doch es sei aufgefallen, dass just zu diesem Zeitpunkt SEC-Co-Direktor Steven Peikin zurücktrat. Er war daran, noch andere Deals zwischen dem Weissen Haus und Konzernen zu untersuchen.
Soviel ist für Reich klar: «Trump und seine republikanischen Helfershelfer werden den Dutzenden Millionen armen Amerikanern die 600 Dollar pro Woche und Person nicht auszahlen, obwohl sie dieses Geld dringend für ihren Lebensunterhalt bräuchten, um die Pandemie zu überleben. Trump und viele Republikaner glauben, Geldzahlungen würden die Armen davon abhalten, Geld mit Arbeit selber zu verdienen. Aber Trump hat kein Problem damit, Milliardäre von der Pandemie illegal profitieren zu lassen. Er meint, solange diese den Aktienmarkt beflügelten, helfe dies der US-Wirtschaft. Doch das ist purer Unsinn.»
Die Börse sei nicht gleichzusetzen mit Amerika. Das reichste eine Prozent würde die Hälfte aller Aktien in den Händen von US-Haushalten besitzen. Die reichsten zehn Prozent besässen 92 Prozent. Seit Jahren befinde sich die Börse auf Höhenflügen, während die Löhne der einfachen Beschäftigten tief blieben.
Tatsächlich befinden sich die Aktienkurse auf der gleichen Höhe wie am Anfang der Pandemiekrise – der schlimmsten Krise seit der Weltwirtschaftskrise am Anfang des 19. Jahrhunderts. Reich: «Den grossen Konzernen und Investoren geht es bestens. Den Milliardären geht es so gut wie noch nie. Aber den allermeisten Amerikanern geht es schlechter. Das ist mehr als nur unfair. Vieles ist sogar illegal.»
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4 Meinungen

  • am 29.08.2020 um 12:51 Uhr
    Permalink

    Donald Trump hat immer gesagt: «America first» und nie «American’s first». Als Prototyp eines Narzissten versteht er unter «America» nur sich selber. Nicht neu ist, dass die USA keine Demokratie, sondern eine Oligarchie sind. Bei einer Wiederwahl von Trump werden die USA zu einer Diktatur wie wir sie in China, Russland, Weissrussland, Brasilien, Türkei, Syrien, usw. kennen… eine gefährliche Entwicklung.

  • am 30.08.2020 um 13:54 Uhr
    Permalink

    Das Problem ist nicht das virale Trumplager, sondern seine geistig umprogrammierten hörigen Wähler. Die wenigen mehren so Macht und Kapitalvermögen, die vielen geben sich nützlichen Illusionen der letzten Chance preis.
    Es ist so wie es Viren machen. Diese programmieren (genetisch) menschlichen Zellen so um, dass diese dann die Macht der Viren vermehren, auf Kosten anderer menschlicher Zellen.
    Das Libertäre Krebsgeschwür begreift Corona als Chance instumentalisiert und bewirtschaftet Todesängste.
    Ist eigentlich schon ein $-Milliardär oder $-Multimillonär an Corona verstorben ?

  • am 1.09.2020 um 19:50 Uhr
    Permalink

    Hat wenig bis gar nichts mit Trump zu tun, wass wir gerade sehen.
    Viel mehr wird in den Ersetzt des Menschen durch KI, Robotik, Automatisierung investiert.

    Den Analyst Viktor Shvets mit seinen erwartungen nach dem Ende der Corona-Pandemie und den tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen.

    Viktor Shvets, Managing Director bei der australischen Investmentbank Macquarie, ist kein gewöhnlicher Analyst, sondern bezieht in seine Überlegungen auch gesellschaftliche und sogar philosophische Aspekte ein.

    https://podcasts.apple.com/us/podcast/viktor-shvets-on-why-theres-no-going-back-to-pre-covid/id1056200096?i=1000487280601

    Es steht ein radikaler Wandel bevor, bei allen welche Investieren.

    1. Die Ersetzung von Menschen durch KI, Robotik, Automatisierung.

    2. Verbesserung/Augmentation der Menschen durch Biotechnologie und Gentechnik

    3. «Opium für das Volk» in Form von Entertainment, Videospielen und künstlicher Realität

    4. «Kugeln und Gefängnisse»: Waffenhersteller, Hersteller von Überwachungstechnik und kommerzielle Gefängnisbetreiber

    5. «Bildung & Ausbildung»: Nur noch sehr gut ausgebildete Menschen werden in der Arbeitswelt von morgen gebraucht, was den Ehrgeiz der Eltern steigert, ihre Kinder möglichst gut ausbilden zu lassen.

    6. «Morbide Demographie»: Überalterung der Gesellschaft und demographische Wende

    7. «Disruptoren und Ermöglicher»: Unternehmen, die mit ihrer Technologie den Wandel ermöglichen, davon profitieren, oder ihn salonfähig machen.

  • am 8.09.2020 um 16:50 Uhr
    Permalink

    Moin, moin ~
    Jacques Marchand schließe ich mich an (!). Ich möchte aber noch – im ‹Sinne› des Beitrages -, dass ’selbstverständlich› alle sogenannten ‹Kapital-Eigner› durch ihre ‹Verwalter› – wie Blackrock etc. – enormen Profit bzw. Reibach machen ‹dürfen› – dank der Politik, der ihnen willfährigen ‹Politiker› bzw. ‹Regierungen› UND ’selbstverständlich› auch unser aller ‹Beihilfe›, ‹Mittun› usw. und ‹Sich-Nicht-Dagegen-Wehren› (!!!) – ‹mich ‹leider› weitestgehend ‹eingeschlossen› …

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