Katholischer Priester, verheiratet, mit Kindern…
Auch ich hatte Mühe, es zu glauben, als ich mich auf meine Informationsreise in die Ukraine, konkret nach Transkarpatien im Südwesten des Landes, vorbereitete und dazu auch ein paar Geschichtsbücher las. Die dortige Griechisch-Katholische Kirche ist seit dem Jahr 1646 Teil der Römisch-Katholischen Kirche und rapportiert an den Papst in Rom. Aber deren Priester dürfen heiraten und Kinder haben.
Zu den erklärten Zielen meiner Reise gehörte deshalb auch ein Besuch bei einem Priester – und in Gedanken wünschte ich mir ein Bild eines Priesters mit Frau und Kindern unter dem Weihnachtsbaum. Ob sowas gelingen könnte? Versuchen immerhin wollte ich es.
Das Foto – siehe hier – kam zustande, denn als ich den Dekan der Kathedrale in Ushgorod einen Tag vor Weihnachten anredete, sagte er schon im dritten Satz: Es wäre doch schöner, wenn wir uns in Ruhe unterhalten könnten. Kommen Sie doch morgen zu uns zum Abendessen. Es ist ja Weihnachten und dann haben wir ohnehin alles auf dem Tisch, und Sie lernen dann auch gleich meine Familie kennen… Die Gastfreundschaft in Transkarpatien ist überwältigend, wie in vielen slawischen Ländern.
Das Bild zeigt Pater Ivan mit seiner Frau, seinen drei Töchtern, zwei Schwiegersöhnen und ein paar Enkelkindern, am Weihnachtsabend, 7. Januar 2014 (In der dortigen Kirche feiert man das Weihnachtsfest gemäss dem Julianischen Kalender, der unserem Gregorianischen Kalender um 13 Tage nachhinkt).
Wie es dazu gekommen ist, dass die Kurie in Rom im Jahr 1646 die Priesterehe in Transkarpatien akzeptiert hat, ist eine etwas kompliziertere Geschichte, aber selbst im Internet nachlesbar. Umso unverständlicher ist es, dass etwas, das innerhalb der gleichen Kirche seit bald 370 Jahren im besten Sinne des Wortes gelebt wird, immer noch zu Streitigkeiten zwischen konservativen und weltoffeneren Würdenträgern der Römisch-Katholischen Kirche Anlass gibt.
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Die ganze Reportage von Christian Müller über seine Informationsreise nach Transkarpatien erschien in DIE GAZETTE Nr. 41, März 2014. Sie kann unten downgeloadet werden.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
..und im Vatikan werden Dinge de fuckto gelebt, die am liebsten gar nicht diskutiert werden. Nach der durchzechten Nacht mit dem Priesterfreund zum Frühstück eine heilige Messe und der Seelenfrieden ist wiederhergestellt – dumm nur wenn das Ganze gefilmt wird…
Die Story im Ersten: Die Vatikanverschwörung – Sex, Intrigen und geheime Konten
https://www.youtube.com/watch?v=b8BKdE5Cj4Q
Janusköpfig ist allerdings auch die reformierte Kirche: in Bern wurden iranische Flüchtlinge mit Polizeigewalt aus der «offenen Kirche» vertrieben: http://www.aufbruch.ch/4023