Globale Marken setzen auf Zwangsarbeit von Uiguren
Mindestens 80’000 Arbeiterinnen und Arbeiter der muslimischen Minderheit der Uiguren arbeiten unter miserablen Bedingungen und weit entfernt von ihrem Wohnort in 27 chinesischen Fabriken, die einige der grössten Marken der Welt beliefern. Ein Bericht eines australischen Think-Tanks hat nun 83 globale Marken identifiziert, in deren chinesischen Lieferketten uigurische Muslime unter Bedingungen angestellt sind, die einer Zwangsarbeit gleichkommen.
Aus Xinjiang «transferiert»
Seit längerem wird China – unter anderem von den Vereinten Nationen – beschuldigt, im Rahmen einer «Kampagne zur Bekämpfung des islamischen Extremismus» (so die Eigendefinition) mehr als eine Million Uiguren in Arbeits- und Umerziehungslagern in der westlichen Provinz Xinjiang interniert zu haben. Die chinesische Führung bestritt die Vorwürfe in der Vergangenheit vehement, bevor man die Existenz der Lager schliesslich zugab, sie als «Berufszentren» bezeichnete und erklärte, dass alle betroffenen Personen einen «Abschluss» gemacht und Arbeitsplätze erhalten hätten.
Wie das in der Realität aussieht, belegt der Bericht des «Australian Strategic Policy Institute» (ASPI), über den unter anderem die britische Internet-Zeitung «The Independent» berichtet hat. ASPI beschreibt sich selbst als unabhängigen Think-Tank, dessen Kernziel es ist, der australischen Regierung Einblicke in Fragen der Verteidigungs-, Sicherheits- und Strategiepolitik zu geben. Allerdings wird ASPI von Grosskonzernen gesponsert.
Gemäss dem ASPI-Bericht seien zehntausende Uiguren aus der Provinz Xinjiang «transferiert» und als Arbeiterinnen und Arbeiter in mindestens 27 grosse Fabriken in neun verschiedene chinesische Provinzen versetzt worden. Die Autoren des ASPI-Berichts stützten sich in ihrer Untersuchung auf die Analyse von chinesischen Regierungsdokumenten und lokalen Medienberichten und fanden dabei heraus, dass die Uiguren auch nach dem Eintritt in die Arbeiterschaft der grossen Fabriken ein «hartes, abgesondertes Leben» führen.
Zwangsarbeit bei mindestens 83 bekannten Weltmarken
In den Fabriken würden die uigurischen Arbeiterinnen und Arbeiter weiterhin überwacht, heisst es in dem Bericht. Die Ausübung ihrer Religion sei ihnen verboten worden und sie seien gezwungen worden, an Mandarin-Sprachkursen teilzunehmen. Ausserdem seien die Rückreisen nach Xinjiang eingeschränkt worden.
«Unter Bedingungen, die stark auf Zwangsarbeit hindeuten, arbeiten Uiguren in Fabriken, die in den Lieferketten von mindestens 83 bekannten Weltmarken im Technologie-, Bekleidungs- und Automobilsektor tätig sind», schreibt der Think-Tank in der Einleitung seines Berichts. Darunter würden sich zum Beispiel Fabriken von Zulieferern befinden, die Apple, BMW, Gap, Huawei, Nike, Samsung, Sony und Volkswagen mit wichtigen Fabrikations-Teilen beliefern. So gehört zum Beispiel O-Film Technology Co Ltd zu den im Bericht erwähnten Unternehmen. O-Film Technology Co Ltd stellte Kameras für Apple her und soll laut lokalen chinesischen Medien im Jahr 2017 rund 700 uigurische Arbeiterinnen und Arbeiter im Rahmen eines staatlich geförderten Programms erhalten haben.
Konzerne antworten mit Floskeln
Gemäss dem ASPI-Bericht haben einige Unternehmen, zum Beispiel Abercrombie & Fitch Co, auf die Vorwürfe reagiert und ihren Partner-Unternehmen geraten, die Beziehungen zu den betroffenen Fabriken noch im Jahr 2020 zu beenden. Andere Unternehmen hätten direkte Vertragsbeziehungen mit den fraglichen Fabriken verweigert.
Die Nachrichtenagentur «Thomson Reuters» konfrontierte Apple mit den Vorwürfen. Der Konzern reagierte mit einer früheren Stellungnahme in der es hiess, dass Apple «sich dafür einsetzt, dass jeder in unserer Lieferkette mit der Würde und dem Respekt behandelt wird, die er verdient». Man habe den ASPI-Bericht nicht gesehen, arbeite aber eng mit allen Lieferanten zusammen, «um sicherzustellen, dass unsere hohen Standards eingehalten werden.»
Der Telekommunikationsriese Huawei sagte, er habe den Bericht gelesen und prüfe die Angelegenheit: «Huawei verlangt von allen unseren Zulieferern die Einhaltung internationaler Arbeitsnormen und geltender Gesetze als Voraussetzung für eine Geschäftsbeziehung mit uns», sagte ein Sprecher.
Die Sportmarke Nike, die seit über 30 Jahren Geschäftsbeziehungen mit einer der grössten im ASPI-Bericht genannten Fabriken unterhält, sagte der «Washington Post», dass «wir die Menschenrechte in unserer erweiterten Wertschöpfungskette respektieren und stets bestrebt sind, Geschäfte ethisch und verantwortungsbewusst zu führen». Man sei verpflichtet, die internationalen Arbeitsnormen auf der ganzen Welt einzuhalten, den Zulieferern von Nike sei es strengstens untersagt, jegliche Art von Zwangsarbeit zu nutzen.
Volkswagen sagte in einer Erklärung, dass keines der von ASPI gelisteten Unternehmen ein Direktlieferant sei. Das Unternehmen habe «direkte Autorität» in allen Geschäftsbereichen und respektiere Minderheiten, die Arbeitnehmervertretung sowie die Sozial- und Arbeitsnormen. Alle anderen Unternehmen, die im ASPI-Bericht erwähnt werden, zum Beispiel BMW, Samsung, Sony Corp., O-Film Technology und Gap Inc., hätten auf entsprechende Nachfragen nicht reagiert.
«Sie führen ein glückliches Leben»
Die chinesische Regierung wollte von den erhobenen Vorwürfen indes nichts wissen. Sie leugnete die Verletzung der Rechte der uigurischen Minderheit und beschrieb den ASPI-Bericht als Werk, das von US-amerikanischen Anti-China-Kräften mitverfasst worden sei. Damit werde versucht, Chinas «Antiterrormassnahmen» in Xinjiang zu verleumden.
Der Sprecher des chinesischen Aussenministeriums Zhao Lijian sagte am Rande einer Pressekonferenz, dass die Uiguren, welche die Regierungseinrichtungen in Xinjiang verlassen haben, «nun alle ein glückliches Leben führen.»
—
Weitere Infosperber-Artikel zur Thematik:
Chinas Umgang mit den Uiguren nähert sich dem Genozid
Anti-Terror-Kampagne gegen Jihad in Xinjiang
China und USA: Menschenrechtswidrige «Kriege gegen den Terror»
Spätes Geständnis: China steckt Muslime in Umerziehungslager
Dossier: Chinas Innenpolitik
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine
Wieder sind es die Grosskonzerne, die die Bösen sind. Wir wollen doch einmal die Kirche im Dorf lassen! Und wahrhaftig sein: Wer lässt in China produzieren? Der Schweizer und europäische Konsument! Niemand sonst! Wir kaufen Putzmittel im Aldi und Migros für 2.– , Rohstoffe aus China natürlich, aber eine Marke, die in Europa produziert und europäische Löhne bezahlt, sich an europäisches Recht und Gesetz hält, auch alle Umwelvorlagen berücksichtigt, da wird dauernd gemotzt – wie teuer die Putzmittel seien! Das höre ich jeden Tag von meinen Kunden! Aber in China da werden Gifttanks auf Hügeln depniert und wenn es Regen gibt, läuft das Gift einfach in die Bäche von denen die Bevölkerung trinkt! Aber Geiz ist ja geil! Das ist die Devise. Firmen sind gezwungen in China zu produzieren, weil der Leser und überaus selbstkritische Konsument sich einen feuchten Dreck um die Produktion schert, Hautpsache es kostet nichts! Mittlereweile werden 80% der Medis in China produziert und seit dem Coronawahnsinn, wird nichts mehr eingeführt. Diese Abhängigkeit von China das ist UNSERE ALLEINIGE VERANTWORTUNG, weil wir Pfenningfuchser oder Rappenspalter sind, so sieht doch die Wahrheit aus. Nicht die Firmen, sondern der ignorante und geizige Konsument – Du und ich müssen uns an der Nase nehmen und europäische Ware kaufen! UND UNS NICHT VON CHINA ABHÄNGIG MACHEN. DAS IST LIEBER LESER DEINE UND MEINE VERANTWORTUNG. Denn wenn wir in China nicht mehr kaufen, hören diese Zustände auf.
Also nein, jetzt fällt Infosperber auch auf so plumpe Propaganda rein. Der ASPI Bericht nennt als einzige Quelle für die angebliche “Million“ von Internierten einen Artikel von Adrian Zenz, welcher wiederum völlig absurde Extrapolationen enthält, wonach jede Berufsschule mit Internierungslager gleichgesetzt wird. Natürlich sind die Arbeitsbedingungen mässig in Xinjiang, die Region ist extrem weit von jeglichen Häfen und mausarm. Dass VW und andere dort Fabriken betreiben, sei ihnen gedankt. Wäre es denn besser wenn alle Uighuren auswandern müssten, weil sie lokal keine Arbeit finden. Ausser Europa haben genau Kanada, Japan und Australien China wegen der Kampagne angegriffen. Umgekehrt haben über 50 Ländern China ausdrücklich gelobt für die “Deradikalisierung“ in Xinjiang. Wohlgemerkt sind darunter die wichtigsten Islamischen Staaten: Saudi-Arabien, Pakistan und Iran. Dass diese alle nicht zur “internationalen Gemeinschaft“ gehören finde ich schon die Höhe.