Das Spiel: Gemeinsam in der Notaufnahme
Einmal in der Notaufnahme eine Schicht schieben und sich von den Patientinnen und Patienten überraschen lassen. Das kooperative Erlebnisspiel «Medical Mysteries – Miami Flatline» widmet sich vier speziellen Fällen und einem kleineren Tutorial, in dem man das Rüstzeug für den Einsatz erhält. Während der gesamten Spielzeit wird man nicht verschont, denn es geht um nichts anderes als um Leben und Tod. Während sich bisherige Rätselspiele vor allem Kriminalfällen gewidmet haben, sind wir nun medizinisch gefordert.
Medizinisches Fachwissen ist bei «Medical Mysteries» von Vorteil, denn es kürzt allenfalls die Recherchezeit ein wenig ab. Doch auch ohne Fachwissen erhält man vier Recherchebögen an die Hand, in denen man alles über Krankheiten, Tests, Medikamente, Eingriffe etc. erfährt. Ein Nachschlagen ist jederzeit erlaubt und an vielen Stellen nötig.
Die erste Patientin wartet
Lange können wir uns nicht einarbeiten, denn die erste Patientin wartet bereits. In einem Umschlag erhalten wir das Protokoll des Aufnahmegesprächs und die elektronische Patientenakte. Auf einem Behandlungsformular halten wir die kommenden Schritte fest. Jeweils drei Aktionen bleiben uns, bis wir erfahren, wie sich der Zustand der Patientin verbessert oder verschlechtert hat. Die kleine Zoey hat sich übrigens etwas in die Nase gesteckt. Ausser einigen roten Flecken am Körper geht es ihr aber erstaunlich gut.
Wir starten also unsere Abklärungen. Auf einer ersten Zustandskarte erhalten wir einen Überblick über die möglichen Aktionen. So kann man den Vater der Patientin befragen, Medikamente verschreiben, Tests starten, Fachkräfte beiziehen oder gar Operationen durchführen. Natürlich alles nur auf fundierten Grundlagen.
Aktionen koordinieren
Die drei Aktionen bis zum nächsten Update des Zustands müssen gut gewählt werden. Dazu informiert man sich gemeinsam anhand aller Materialien, die zur Verfügung stehen. Storykarten führen durch das Spiel. Entscheidet man sich für eine Aktion, schlägt man in einem Codeheft die Auswirkungen nach. Mit einer neuen Storykarte erhält man neue Informationen, die man sofort weiterverwertet. «Medical Mysteries» ist kein Spiel auf Zeit. Man darf so lange beraten, wie man möchte.
Bis zu 16 Aktionen stehen dem Notfallteam zur Verfügung, um die Behandlung hoffentlich erfolgreich abzuschliessen. Reichen die Aktionen nicht, kann man sogar Überstunden schieben. Mit dem Ausfüllen des Schlussberichts beendet man den aktuellen Fall. In einem Epilog erfährt man die ganze Wahrheit und erhält Punkte für korrekt durchgeführte Aktionen. Auch Minuspunkte sind möglich, wenn falsche Diagnosen getroffen wurden. Je näher man an die 100 Punkte kommt, desto besser hat man den Fall abgeschlossen.
Nahe an den Tatsachen
«Medical Mysteries» ist ein medizinisches Rätselspiel für erfahrene Spielerinnen und Spieler. Die vier Fälle fesseln das Notfallteam an den Tisch, die Zeit vergeht wie im Flug. Aber natürlich muss man das thematisch aushalten, die Fälle basieren auf Tatsachen, wenn sie auch zeitlich nicht ganz realistisch sind. Man schmunzelt, wenn alle Geräte für die Diagnosen und Operationen jederzeit zur Verfügung stehen. Gewisse Abklärungen würden bei uns deutlich länger dauern als hier spielerisch angewendet.
Trotzdem sind die Fälle von «Medical Mysteries» sehr gut vorbereitet und nahe am Thema dran. Die fachliche Beratung im Hintergrund des Spiels ist spürbar, und obwohl man häufig recherchiert, wird man ganz sanft mit dem Ablauf durch das Spiel geführt. Das ist eine unerwartete, aber sehr spannende Erfahrung in der Notaufnahme.
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Medical Mysteries – Miami Flatline
Ein Erlebnisspiel von Nicholas Cravotta, Rebecca Bleau
Illustrationen: Michael Csorba
Für 1-4 Personen
Ab 16 Jahren | 4 x 60 Minuten
Verlag: Kosmos | ca. 26 Fr. / 22 Euro
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Patrick Jerg betreibt seit 14 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
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