auf syrischem Teil des Berg Hermon. Courtesy Times of Israel

Israelische Soldaten zeigen im syrischen Teil des Bergs Hermon die israelische Flagge. © Courtesy Times of Israel

Medien behandeln unschuldige Kriegsopfer sehr unterschiedlich

Urs P. Gasche /  Seit Präsident Donald Trump die Medien in Atem hält, fallen relevante Informationen noch mehr als sonst unter den Tisch.

Über die klitzekleine Auswahl an Informationen aus aller Welt, über die grosse Medien informieren, und über viel Relevantes, worüber sie nicht informieren, könnte man ein Buch schreiben. Im Folgenden nur einige aktuelle Beispiele.

Besetzte Gebiete

Nicht nur Russland besetzt im Donbas völkerrechtswidrig Territorium eines fremden Landes. Die USA kontrollieren mit 2000 US-Soldaten und mit US-Militärstützpunkten («Al Tanf»«Al Shaddadi») zusammen mit den Syrischen Demokratischen Kräften völkerrechtswidrig syrisches, von Kurden bewohntes Territorium (Provinz al-Hasaka). Dort befinden sich grosse Ölfelder. 

Über die dortigen Zustände berichten Medien selten. 

Auch Israel besetzt völkerrechtswidrig syrisches Territorium (siehe weiter unten).
Die Türkei besetzt ebenfalls in Nordsyrien völkerrechtswidrig etwa 10’000 Quadratkilometer Land und vertreibt dort die Kurden.
Weiter hält die Türkei bereits seit 1974 völkerrechtswidrig Nordzypern besetzt.
Marokko besetzt seit 1975 völkerrechtswidrig grosse Teile der Westsahara. 

Getötete Kinder

Medien berichteten über Schweigeminuten für die beiden von der Hamas entführten und getöteten Kinder Ariel und Kfir Bibas und zeigten Bilder von ihnen. Dagegen gibt es von den 18’000 getöteten oder verhungerten Kinder in Gaza weder Namen noch Bilder.

Neue Totalblockade gegen den Gazastreifen

Es war bisher höchstens eine Meldung wert und über die dramatischen Folgen wurde kaum informiert: Seit dem 2. März 2025 blockiert Israel den Einlass von Hilfsgütern in den Gazastreifen. Unterdessen hat Israel in Gaza auch noch den Strom abgestellt. Opfer sind in erster Linie Kranke, Frauen, Kinder und Betagte. Über deren desolate Lage berichtet vor Ort fast nur Al-Jazeera. Doch dessen Berichte boykottieren westliche Medien.
Die Blockade und der Stromunterbruch sollen die Hamas zwingen, einem weiteren Austausch «Geiseln gegen Gefangene» zuzustimmen, ohne über die vereinbarte zweite Phase des Waffenstillstandsabkommens zu verhandeln.

Israels Angriffskrieg gegen Syrien

Seit dem Sturz von Syriens Präsident Assad hat Israel schon Hunderte Ziele in Syrien völkerrechtswidrig bombardiert und eine entmilitarisierte Zone in Syrien besetzt. Das verstösst gegen das 1974 von Israel mit Syrien geschlossene Abkommen. Sogar Gebiete ausserhalb dieser Pufferzone hat Israel militärisch besetzt und in Beschlag genommen, darunter den syrischen Teil des Berg Hermon.

Am 25. Februar forderte die syrische Nationale Dialogkonferenz die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf Israel auszuüben, um jegliche «Aggressionen» zu stoppen, und verurteilte «den israelischen Einfall in syrisches Gebiet».

Das war nicht einmal eine Meldung wert.

Wieder mehrere tausend Tote im Konflikt in Ostkongo

Allein in der jüngsten Kriegsphase sind nach Angaben des Uno-Sicherheitsrats mehr als 3000 Menschen getötet und tausende weitere verletzt worden. Die humanitäre Krise in den von den M23-Rebellen besetzten Gebieten und in Flüchtlingslagern verschärft sich dramatisch. Epidemien wie Cholera und Mpox haben die Lage verschärft.

Zivile Opfer sind überall gleich betroffen

Medien müssen über zivile (und militärische) Opfer als Folge von Kriegen informieren. Allerdings können Opferberichte dazu dienen, einseitig Emotionen zu schüren.

Kinder, Frauen und Betagte, die bei kriegerischen Auseinandersetzungen verletzt werden oder sterben, haben den gleichen Stellenwert – gleichgültig, ob sie in der Ukraine oder in Israel leben oder in Russland, im Westjordanland, in Gaza, in Sudan oder in der Demokratischen Republik Kongo.

Generell ist festzustellen: Wenn noch so unermessliche humanitäre Katastrophen länger anhalten, verschwinden sie tendenziell aus den Informationen grosser Medien – besonders wenn sie sechs und mehr Flugstunden entfernt stattfinden und keine Westeuropäer oder US-Bürger betroffen sind. 


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
➔ Solche Artikel sind nur dank Ihren SPENDEN möglich. Spenden an unsere Stiftung können Sie bei den Steuern abziehen.

Mit Twint oder Bank-App auch gleich hier:



_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

SRG_Dossier

Medien: Service public oder Kommerz

Argumente zur Rolle und zur Aufgabe der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG.

Business_News_Ausgeschnitten

Medien: Trends und Abhängigkeiten

Konzerne und Milliardäre mischen immer mehr mit. – Die Rolle, die Facebook, Twitter, Google+ spielen können

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden

Eine Meinung zu

  • am 11.03.2025 um 17:07 Uhr
    Permalink

    Zur Aussage im Artikel: «Generell ist festzustellen: Wenn noch so unermessliche humanitäre Katastrophen länger anhalten, verschwinden sie tendenziell aus den Informationen grosser Medien – besonders wenn sie sechs und mehr Flugstunden entfernt stattfinden und keine Westeuropäer oder US-Bürger betroffen sind» kommt einem das Stalin Zitat in den Sinn: «Ein Toter ist eine Tragödie, eine Million Tote ist eine statistische Zahl» Könnte wohl heissen: Je mehr Tote es in einem Krieg gibt, desto grösster wird die Gleichgültigkeit. Man sagt der Ukraine-Krieg forderte schon über eine Million Tote und Verletzte darüber geredet und geschrieben wird selten, ein möglicher Grund könnte sein, weil statische Zahlen kalt und emotionslos sind und nichts bewegen.
    Gunther Kropp, Basel

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...