Trump verhandelt ohne Betroffene: Nichts Neues unter der Sonne
Von Juli 2018 bis zur Unterzeichnung des Doha-Abkommens am 29. Februar 2020 verhandelten die USA mit den Taliban in der katarischen Hauptstadt Doha. Afghanistans Präsident Ashraf Ghani und seine Regierung waren von den Verhandlungen ausgeschlossen. Das Doha-Abkommen sollte den Weg für einen dauerhaften Frieden in Afghanistan und für den schrittweisen Abzug der US-Soldaten aus dem Land ebnen.
Eine weitere Parallele zwischen den Verhandlungen in Doha über Afghanistan und den jüngsten Verhandlungen in Riad über die Ukraine: An den Verhandlungstischen sass keine einzige Frau.
In Doha hatten die USA ohne Beteiligung Afghanistans bis zum Abschluss eines Abkommens anderthalb Jahre lang verhandelt. Das Abkommen wurde – unter Beisein von US-Aussenminister Mike Pompeo – vom US-Sondergesandten für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, und dem politischen Chef der Taliban, Abdul Ghani Baradar, unterzeichnet.
Laut dem Abkommen sollten am 10. März 2020 Gespräche zwischen der Regierung in Kabul und den Taliban beginnen. Als vertrauensbildende Massnahme sah das Abkommen bereits vorher einen gegenseitigen Gefangenenaustausch vor. Demnach sollten vor dem 10. März «bis zu 5000 Taliban-Gefangene und 1000 Gefangene der anderen Seite» – der von Washington unterstützten afghanischen Kräfte – freikommen.
«Frieden wäre schon viel früher möglich gewesen»
Im November 2023 haben vor dem Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags Zeugen interessante Aussagen gemacht. Ein kolumbianischer Berater des afghanischen Verhandlungsteams bei den innerafghanischen Friedensverhandlungen, der heute als Senior Advisor des in Brüssel ansässigen European Institute of Peace (EIP) arbeitet, sprach von «verpassten Chancen».
Der Zeuge nannte das Doha-Abkommen das wahrscheinlich schlechteste Abkommen, das die USA je verhandelt hätten. Das Ziel der Amerikaner sei nie ein Friedensabkommen gewesen, sondern immer nur der Abzug der Truppen.
Als ein zweiter Zeuge sagte der ehemalige Leiter des Referats Afghanistan und Pakistan des Auswärtigen Amtes vor dem deutschen Untersuchungsausschuss Afghanistan aus:
Die auf Grundlage des Doha-Abkommens geführten innerafghanischen Friedensgespräche seien aus mehreren Gründen gescheitert, erklärte der Diplomat, der die Verhandlungen aktiv begleitet hatte:
- Die afghanische Regierung habe über keine ausreichende Legitimität verfügt.
- Die Verhandlungen hätten Jahre zu spät stattgefunden.
- Die Verhandlungen seien zunehmend bedingungsloser geführt worden.
- Der damalige afghanische Präsident Ashraf Ghani habe eine Bunkermentalität an den Tag gelegt und bis wenige Tage vor dem Zusammenbruch nicht geglaubt, dass die US-Truppen das Land verlassen würden. Ghani und sein näheres Umfeld hätten den Gesprächen in Doha stets skeptisch gegenüber gestanden.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Bezüglich der Argumentation des Autors stellen sich mir zwei Fragen:
1. Warum ist es erwähnenswert, dass bei Verhandlungen in Riad über die Ukraine an den Verhandlungstischen keine einzige Frau dabei saß? Es geht bei diesen Verhandlungen um das abwägen künftiger Friedensverhandlungen, nicht um geschlechts-spezifische Themen!
2. «Trump verhandelt ohne Betroffene» heißt es in der Headline. Sind die USA und Russland keine Betroffene, in diesem Stellvertreterkrieg? Selenskyj und die EU bzw. England haben sich bisher als Kriegstreiber erwiesen und das aktuell bestätigt. Es ist also durchaus korrekt, dass sie erstmal nicht dabei sind!
Trump: Es gibt keine russische Bedrohung; dies ist diametral zum EU-Plan, eskalierend und kriegstreibend 700 Milliarden in die Fortführung des Krieges zu investieren!
Willy Brandts Worte gelten derzeit nicht in der EU bzw. in Deutschland: «Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts.»
Lauten aktuellen Medienmitteulungen verhandelt Trump mit Putin über die Ukraine, unter Ausschluss der Ukraine und der EU. Im Gegensatz zur Friedensverhandlung über die Ukraine am 15. und 16. Juni 2024 auf dem Bürgenstock (Kt NW), wo alle Involvierten, neben Russland, der Westukraine auch der Donbass (Ostukraine) teilnehmen konnte.
Auch über Palästina (Gaza, Westjordan) wird ohne Palästinenser verhandelt. Einige bezeichnen die «ethnische Säuberung» als «humanitären Akt» und das angegriffene Israel hätte jedes Recht sich zu «verteidigen».