Osteoporose-Medikament: Weniger hilft auch
Nach der Menopause brechen sich statistisch vier bis fünf von zehn Frauen wegen Osteoporose irgendwann einen Knochen, typischerweise an der Hüfte, am Arm oder an den Wirbelkörpern. Osteoporose-Medikamente wie zum Beispiel Zoledronat sollen das verhindern. Zoledronat wird als Infusion verabreicht.
Allerdings ist unklar, welcher Abstand zwischen zwei Infusionen am besten ist. Meist erfolgen sie jährlich. So empfehlen es die Hersteller. In ihren Studien wurde das Zoledronat alle 12 oder 18 Monate gegeben.
Neuseeländische Ärztinnen und Ärzte wollten wissen, ob es auch mit weniger geht. Denn dieser Wirkstoff wird in den Knochen eingebaut und verbleibt für lange Zeit dort.
Das Los entschied, welche Infusion die Frauen bekamen
Für ihre Studie rekrutierten sie rund 1000 Frauen im durchschnittlichen Alter von 56 Jahren. Keine hatte zu Studienbeginn eine behandlungsbedürftige Osteoporose. Nach dem Zufallsprinzip wurden die Teilnehmerinnen in drei Gruppen eingeteilt.
Eine Gruppe bekam zu Beginn und nach fünf Jahren jeweils eine Zoledronat-Infusion. Die zweite Gruppe erhielt zu Beginn einmal diesen Wirkstoff und nach fünf Jahren nur eine Placebo-Infusion mit Kochsalzlösung. Der dritten Gruppe gaben die Ärzte, die nicht wussten, was jeweils in der Infusion war, im Fünf-Jahres-Abstand jeweils eine Placebo-Infusion. Nach zehn Jahren zogen sie Bilanz.
Von 100 Frauen …
- … kam es im Verlauf von zehn Jahren bei 6 zum Bruch eines Wirbelkörpers, wenn sie zwei Zoledronat-Infusionen im Abstand von fünf Jahren erhalten hatten.
- … kam es im Verlauf von zehn Jahren bei 7 zum Wirbelkörperbruch, wenn sie eine einzige Zoledronat-Infusion bekommen hatten.
- … kam es im Verlauf von zehn Jahren bei 11 zum Wirbelkörperbruch, wenn ihnen nur Placebo-Infusionen verabreicht wurden.
«Die Ergebnisse zeigen, dass sich bei Frauen kurz nach der Menopause mit sehr wenigen Zoledronat-Infusionen Wirbelkörperbrüche vorbeugen lassen», fassen die Ärztinnen das Ergebnis im «New England Journal of Medicine» zusammen.
Eine von 21 Frauen profitierte
Das Risiko, sich einen Knochen zu brechen, war bei diesen – für Osteoporose relativ jungen – Studienteilnehmerinnen klein. Typischerweise nehmen die osteoporotisch bedingten Knochenbrüche bei Frauen etwa ab dem 70. Geburtstag stark zu.
Trotzdem zeigten die wenigen Zoledronat-Infusionen eine Wirkung: Sie halbierten das Risiko für einen Wirbelkörperbruch in etwa.
Von rund 21 Frauen, die das Medikament im Verlauf von zehn Jahren nur zweimal erhielten, profitierte in Bezug auf die Wirbelbrüche eine: Ihr blieb ein solcher Knochenbruch erspart. Ohne die beiden Infusionen wäre es bei etwa zwei von 21 Frauen dazu gekommen.
Falls sich die Ergebnisse auch auf ältere Frauen übertragen liessen, wäre der Nutzen wahrscheinlich grösser.
Vergleichbare Resultate wie bei älteren Frauen
Das relative Risiko für irgendeine Knochenfraktur sank um rund 30 Prozent bei zwei Zoledronat-Infusionen und um schätzungsweise 23 Prozent bei einer Infusion, verglichen mit den Frauen, die zweimal bloss Placebo-Infusionen erhalten hatten. Das ist laut den Studienautorinnen vergleichbar mit früheren Studienergebenissen an älteren Frauen und bei Personen mit einem höheren Frakturrisiko.
Auch wenn der Nutzen für die einzelne Frau klein sei, könnte die Strategie, Frauen früh in der Menopause ein- oder zweimal vorbeugend zu behandeln, auf Bevölkerungsebene einen Nutzen bringen, vermuten sie.
Langanhaltende Wirkung auf den Knochenstoffwechsel
Bei einem Teil der Frauen nahmen die Ärzte alle zweieinhalb Jahre auch Blut ab. Selbst zehn Jahre nach einer einzigen Infusion wirkte das Zoledronat im Knochen noch immer messbar. Der Wirkstoff gehört zur Gruppe der oft verordneten Bisphosphonate.
In Bezug auf die Knochendichte brachte die zweite Zoledronat-Infusion möglicherweise keinen zusätzlichen Gewinn, verglichen mit nur einer Infusion. Es zeigte sich allerdings, dass der Knochenumbau fünf bis zehn Jahre nach nur einer Infusion wieder stärker in Gang kam.
Nebenwirkungen häufiger als in der Fachinformation angegeben
Auch Nebenwirkungen traten auf: In dieser Studie bekamen neun von rund 700 mit Zoledronat behandelten Frauen eine Entzündung am Auge, mutmasslich eine unerwünschte Wirkung des Medikaments.
Das waren deutlich mehr, als die Fachinformation angibt. Laut dieser gilt eine solche Nebenwirkung als «selten». Das bedeutet definitionsgemäss, dass sie bei weniger als einer von 1000 und mehr als einer von 10’000 Personen auftritt. In dieser Studie hatten aber acht von etwa 700 Frauen eine erwiesene oder vermutete sogenannte Uveitis, die unbehandelt zur Sehverschlechterung führen kann.
Der wirksamste Abstand – nicht bekannt
Ob die Studienergebnisse auch für Männer gelten sowie für Frauen, die schon älter sind oder bereits Osteoporose haben, hat diese Studie nicht untersucht. Bei den Männern ab 50 Jahren erleiden im Laufe des restlichen Lebens statistisch zwei von zehn einen Knochenbruch wegen Osteoporose. Sie zählt bei Männern zu den Krankheiten, die am häufigsten übersehen werden, weil die Osteoporose als «Frauenkrankheit» gilt.
Möglicherweise hätten sich mit kürzeren Infusions-Abständen bessere Erfolge erzielen lassen, vor allem bei Personen mit besonders brüchigen Knochen, schreiben die Ärztinnen und Ärzte. Dennoch zeigt ihre Studie, dass kurz nach der Menopause nur schon eine einzige Infusion die (geringe) Anzahl an Knochenbrüchen über eine Dauer von mindestens einem Jahrzehnt reduzieren kann.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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