«Trumps Vertreibungsplan in Gaza ist ein Hirngespinst»
Präsident Trumps Vorschlag, den Gazastreifen leerzuräumen, die Palästinenser in Retortenstädte arabischer Staaten zu vertreiben, den Gazastreifen dann ganz neu aufzubauen und die künftige «Riviera» mit Shoppingmalls und Trump-Towers von Menschen aus irgendwelchen Weltgegenden besiedeln zu lassen, dieser Vorschlag sei ein «Hirngespinst».
Man müsse sich das einmal im Detail vorstellen, schreibt Erich Gysling im Journal21:
«Erst müsste irgendwo im weiten, angeblich menschenleeren Arabien Raum für den Bau von Retortenstädten gefunden werden. Wer baut sie, wo sollen sie entstehen, wer zahlt dafür? Trump und seine Entourage haben schon angedeutet, dass Amerika da auf die ‹reichen Araber› zählt. Dann müssten die USA ziemlich schnell so um die hunderttausend Soldaten in den Gazastreifen schicken, um der dort noch in Zelten oder Ruinen hausenden Bevölkerung klar zu machen, dass Widerstand nicht geduldet werde und dass sie demnächst mit Flugzeugen oder Bussen ausgeschafft werden soll.»
Die Hamas-Aktivisten oder -Terroristen seien dann nach Trumps Vorstellung auf rätselhafte Weise verschwunden. Wahrscheinlich müsse Israel diese Aufgabe noch erledigen, was ihnen nach 16 Monaten Krieg noch nicht gelungen sei.
Aktuell müssten sich Israel und die Hamas entscheiden, ob sie die jetzige Waffenruhe verlängern wollen. Hamas müsste in dieser nächsten Phase alle beim Überfall vom 7. Oktober 2023 entführten Geiseln freilassen und Israel seine Truppen vollständig aus dem Gazastreifen zurückziehen. Gysling befürchtet, dass Trumps Vision zusätzlich Sand ins Getriebe streut:
«Denn Netanjahu – mehr noch die radikal rechtsgerichteten Kräfte in Israel (die Siedler plus Minister wie Smotrich und Ben Gvir und deren Parteigänger) – können darin eine Unterstützung ihrer eigenen Pläne erkennen, nämlich: Lösung des Palästinenserproblems durch eine als Umsiedlung kaschierte Vertreibung.»
Und die Hamas wisse jetzt, dass ihr über kurz oder lang die Vertreibung drohe: «Weshalb also sollten sie, Israel auf der einen wie Hamas auf der anderen Seite, noch ein Interesse daran haben, den beschwerlichen Weg der Suche nach einer pragmatischen Lösung weiterzugehen?»
Die strikte Weigerung Jordaniens und Ägyptens, die 2,2 Millionen Palästinenser im Gazastreifen in ihre Länder zu lassen, scheine für Trump ein lösbares Problem zu sein:
«Ägypten und Jordanien erhalten ja von den USA seit langer Zeit Geld im Umfang von je ca. 1,3 Milliarden Dollar pro Jahr; sie müssten sich also einem «Deal» fügen. Und die Saudis, so meint der US-amerikanische Präsident, die werden sich schliesslich auch noch verführen lassen durch grossartige Versprechen einer goldenen Zukunft dank eines durch die USA vermittelten Friedensvertrags mit Israel.»
Netanyahu will ein Israel vom Jordan bis zum Mittelmeer
Unter diesem Titel informierte Infosperber bereits vor einem Jahr, dass nicht nur einige orthodox-fundamentalistische Minister seiner Regierung, sondern Benjamin Netanyahu selbst einem palästinensischen Staat eine endgültige Absage erteilte.
![Greater Israel](https://www.infosperber.ch/wp-content/uploads/2025/02/Greater-Israel-1024x174.png)
Am 18. Januar 2024 hatte Netanyahu an einer Pressekonferenz klargemacht, dass Israel «die Sicherheitskontrolle über das gesamte Gebiet westlich des Jordans» erlangen müsse. Er bezog sich auf das historische Palästina, zu dem das Westjordanland und der Gazastreifen gehören, von denen die Palästinenser hoffen, dass sie eines Tages zu ihrem unabhängigen Staat werden.
Siehe Details dazu im Infosperber vom 21. Januar 2024.
Plan aus Netanjahus Büro: «Gaza 2035» als globaler Handelsplatz
![«Gaza 2035 / Plan for the Transformation of the Gaza Strip»](https://www.infosperber.ch/wp-content/uploads/2024/09/Bildschirmfoto-2024-09-02-um-15.25.48-e1730799151389.png)
Ein im Mai 2024 publizierter Plan will Gaza «von Grund auf» neu aufbauen. Die USA und arabische Staaten würden ebenfalls profitieren. Den Plan hatte das Büro von Israels Premierminister Netanjahu veröffentlicht. Der Plan zeichnet das Bild einer grossen, prosperierenden Handelszone, von der alle profitieren würden: «Gaza kann zu einem bedeutenden industriellen Produktionszentrum an der Mittelmeerküste mit ausgezeichnetem Zugang zu Märkten (Europa, Golf, Asien), Energie und Rohstoffen (aus dem Golf) werden – unter Nutzung israelischer Technologie.»
Siehe Details dazu im Infosperber vom 10. November 2024.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Im Nahen Osten herrscht seit Jahrzehnten ein blutiges Chaos – mit unzähligen Opfern und materiellen Schäden. Daher ist jeder Gedanke zuzulassen, der Aussicht auf Beendigung dieses Dramas bietet – von juristischen Hürden erst mal abgesehen. So gesehen ist der Trump-Plan diskussionsfähig. Aber dann ist um vieles mehr dieser Plan diskussionswürdig :
Alle Israelis im Westjordanland (legal/illegal dort) werden nach Gaza umgesiedelt (wohin Siedler ohnehin wieder wollten) und die Palästinenser aus Gaza umgekehrt nach Westjordanland um dort ein funktiosfähiges Staatsgebiet zu formatieren. Damit wär auch der Unsinn eines zweiteiligen Palästnenserstaates beseitigt und USA/Israel können die von ihnen verursachte Trümmerwüste wieder aufbauen. Von mir aus soll Trump auch daran verdienen – der Arme. Reale JURISTISCHE Hürden hat DIESER Plan nicht – ist aber eine Chance für Israel, eine Strategie auf rationaler Basis zu beginnen zum eigenen Wohle und zum Wohle aller.
Der Screenshot aus dem Jahr 2024 der Israeli zeigt sehr schön, wie man den Gaza Streifen neu aufbauen kann.
So sollte die neue Hauptstadt des unbedingt zu gründenden Palästinenser-Staates aussehen und wie von Israel vorgesehen, auch dort liegen. Die Waffen-Lieferanten, welche an der Zerstörung von Gaza viel Geld verdient haben, können als Wiedergutmachung des angerichteten Schadens die Kosten für diesen Wieder-Aufbau übernehmen. Die Palästinenser stellen die Manpower. Damit wäre die Zerstörung abgegolten, nicht jedoch das erlittene Leid der Palästinenser. Die Hauptstadt des neuen Staates Palästina bekommt damit einen guten Zugang zum Meer. Fehlt nur noch der Flughafen. Der liesse sich sehr gut einrichten, z.B. in den für die Palästinenser vorgesehenen Umsiedlungs-Gebieten.
Es ist nicht verwunderlich, dass Trump als erstes den Israelischen Präsidenten zum Staatsbesuch empfängt und sich für dessen Pläne einspannen lässt. Drehen wir doch den Spiess um!
gaza
Dass ausgerechnet Trump, Sohn eines erfolgreichen Immobilienunternehmers, diese Idee unterstützt, erstaunt nicht. So funktioniert das Geschäftsmodell: die Lebensbedingungen der gegenwärtigen Bewohner gezielt verschlechtern, bis die meisten «freiwillig» gehen, den Rest gewaltsam vertreiben, dann investieren und reiche neue Mieter anlocken.
Im vorliegenden Fall kann man sich aber auch fragen, warum man nicht zahlungskräftige Juden dazu auffordern sollte, in einem menschenleeren Gebiet eine neue, nicht umstrittene «jüdische Heimstatt» zu errichten, statt unter Missachtung aller Menschlichkeit auf einem Anspruch zu beharren, der aus der Bibel abgeleitet wird. Die Mormonen haben es in Utah vorgemacht. Vernünftige Juden hatten das vor der Gründung Israels in Palästina auch schon vorgeschlagen, konnten sich aber leider gegen die Fanatiker nicht durchsetzen.
Trumps Vision, aus dem Gazastreifen eine Riviera zu machen sollen arabische Staaten finanzieren. Die zwei Millionen Bewohner Gazas sollen ihre Heimat verlassen. Aber bis jetzt will kein arabisches Land sie aufnehmen, die USA und Europa sowieso nicht.
Laut der Analyse von Jamo Van Den Hoek und Corey Scher, Forscher aus den USA, wurden 60 Prozent alle Gebäude im Gazastreifen zerstört. 46’707 Menschen wurden in diesem 467 Tage dauernden Krieg getötet, darunter fast 18’000 Kinder.
Kriegsparteien im Gazakrieg der Israel führte waren auch die Staaten die Israel Bomben, Munition und anderes Kriegsgerät lieferten. Ohne die Waffenlieferungen hätte Israel den Gazastreifen nicht zerstören und auch in der Westbank nicht so grosse Verwüstungen anrichten können.
Drei Länder die USA, Deutschland und Italien lieferten im Zeitraum 2019 bis 2023 grössere Waffen an Israel. Grossbritannien, Frankreich und Spanien steuerten auch, militärische Komponenten, Munition oder Dienstleistungen bei.
Wikipedia Sinai: «Die etwa 61.000 km² große Landmasse ragt bis ins Rote Meer…Von 1517 bis 1906 war der Sinai Teil des Osmanischen Reichs… Noch etwa die Hälfte der insgesamt etwa 1,3 Millionen Bewohner der Halbinsel sind Beduinen,..»
Zeit Online21. Dezember 2016, 8:46: «Dem Bericht zufolge wird sich die Bevölkerung im Westjordanland und im Gazastreifen bis zum Jahr 2050 auf 9,5 Millionen verdoppeln…»
Möglich, dass man im Weissen Haus erkannt hat, dass der Gaza-Streifen und die Sinai-Halbinsel zum Osmanischen Reich gehörten und eine gemeinsame Historie haben und die Halbinsel dünnbesiedelt ist. Zudem haben beide Gebiete eine eine gemeinsame Grenze. Könnte auch sein, dass die Hoffnung gibt: das saudische Königshaus und Ägypten machen einen Deal für einen Sinai-Palästina Staat. Die Gaza-Bewohner hätten eine neue Heimat, und das Problem der Überbevölkerung des Gaza-Streifens wäre gelöst.
Gunther Kropp, Basel