Meta logo on screen and Mark Zuckerberg is a Chief Executive Officer of Metaverse in background

Mark Zuckerberg schafft Faktenchecks bei Instagram und Facebook in den USA ab. Die User sollen künftig selbst herausfinden, was wahr und was falsch ist. © rokas91/depositphotos

Content-Moderation: Mark Zuckerberg kuscht vor Donald Trump

Christof Leisinger /  Er opfert Wahrheit auf dem «Altar der freien Meinungsäusserung». Technische Alternativen zu Fakten-Checkern taugen wenig.

Kann der Leser noch glauben, was er in den Medien liest? Diese Frage stellt sich, seitdem immer mehr Zeitungsverlage aus wirtschaftlicher Not die reisserische Verpackung vor die Substanz ihrer Inhalte stellen. Seitdem die Social Media immer öfter von gezielt generierter Propaganda aus dogmatisch getriebenen Troll-Fabriken überschwemmt werden – und seitdem die Moderation extremer oder gar falscher Inhalte immer öfter auf dem «Altar der freien Meinungsäusserung» geopfert wird.

So wie es Mark Zuckerberg gerade tut. Der milliardenschwere Chef der reichweiten-starken Plattformen Meta (Facebook) und Instagram kündigte in den vergangenen Tagen an, künftig in den USA nicht mehr auf externe Dienstleister zu setzen, um gegen Falschinformationen, Verschwörungstheorien und anstössige oder gar illegale Inhalte vorzugehen. Diese seien in der Vergangenheit inhaltlich zu einseitig ausgerichtet gewesen, was in der Praxis zur Zensur politisch missliebiger Beiträge geführt habe.

Mehr Toleranz – mehr Unwahrheiten?

Stattdessen soll ein ähnliches System wie die «Community Notes» auf der Plattform X eingeführt werden, etwa um Bilder von Kindsmissbrauch oder Terrorpropaganda automatisch zu entdecken und zu löschen. Das ist jedoch nicht alles: Die extra dafür entwickelten Meta-Algorithmen sollen eine höhere Toleranz haben als das, was in der Vergangenheit als Verstoss gegen die definierten Normen gegolten hat. Man wolle sonst nur auf Nutzerbeschwerden reagieren, sagte Zuckerberg in einem Video. Insgesamt solle die Redefreiheit nicht mehr so stark einschränkt, das Regelwerk vereinfacht und die Möglichkeit zur freien Meinungsäusserung gestärkt werden, so seine Erklärung.

Damit schwenkt das Unternehmen auf die politische Strömung in den USA ein. Dort hatten sich in der Vergangenheit vor allem die Republikaner über beschwert, was Zuckerberg nun als Gründe für die Änderungen anführt: Die «traditionellen Medien» und die Content-Moderatoren seien politisch einseitig ausgerichtet, und so seien in der Vergangenheit zu viele Meinungsbeiträge gelöscht worden.

Natürlich lässt die Kritik nicht lange aus sich warten. Zuckerberg sei ein Opportunist. Er schwenke auf Donald Trumps Linie ein, um davon zu profitieren. Und er ist in guter Gesellschaft: Meta ist eines von mehreren Unternehmen, die sich um Trumps Gunst bemühen, bevor er am 20. Januar sein Amt antritt. Meta und Amazon spendeten im Dezember jeweils eine Million Dollar für einen Fonds, der die Feier zur Amtseinsetzung finanziert.

In den vergangenen Tagen sind die amerikanischen Unternehmensbosse nur so in Trumps privaten Mar-a-Lago-Club in Florida gepilgert, um gut Wetter zu machen. Zuckerberg traf sich dort mit dem künftigen Präsidenten zum Abendessen. Ausserdem hat er mit Dana White eine Person in den Verwaltungsrat von Meta berufen, die gute Beziehungen zu Trump hat und die diese auch spielen lassen kann. Die Chefs der grossen Firmen kuschen in vorauseilendem Gehorsam, um nicht ins Visier der künftigen Regierung zu geraten, lästern Kritiker, wie zum Beispiel Brendan Nyhan vom Dartmouth College.

Lassen sich Fehlinformationen technisch ausmerzen?

Verschiedene Analysen zeigen, dass die «komplexen Systeme», mit denen unerwünschte Inhalte ausgeschlossen werden sollen, bei «X» alias Twitter nicht richtig funktionieren. Als Elon Musk Twitter im Jahr 2022 übernahm, entliess er zahlreiche Mitarbeiter, die mit der Moderation der Plattform betraut waren, und verfolgte einen experimentellen Ansatz: Er bat die Nutzer, sich gegenseitig auf Fakten zu überprüfen und die Resultate in so genannten Community-Notes zu hinterlegen.

Das Problem ist nur, dass diese in Bezug auf politische Beiträge selbst in berechtigten Fällen in der Praxis nur selten ans Licht der Öffentlichkeit gelangen. Dies geht aus einer Studie des gemeinnützigen Center for Countering Digital Hate (CCDH) und einer separaten Datenanalyse der Washington Post hervor. Das deutet darauf hin, dass der Mechanismus nicht in der Lage ist, Fehlinformationen sinnvoll zu überprüfen.

Der derzeitige Prozess für Community-Notizen ist folgender:

  • X-Benutzer tippt auf die Option «Community-Notiz anfordern» aus dem Menü mit den drei Punkten in einem Beitrag
  • Die Gruppe der Verfasser von Community-Hinweisen wird auf den Beitrag aufmerksam gemacht und kann ihn prüfen.
  • Ein zugelassener Verfasser von Hinweisen überprüft den Beitrag auf Richtigkeit und relevante Informationen und schlägt gegebenenfalls einen Hinweis vor.
  • Der vorgeschlagene Hinweis wird dann von einem anderen Mitwirkenden mit anderem politischem Hintergrund geprüft, bevor er schliesslich im Beitrag angezeigt wird – oder bei ausbleibender Einigung eben auch nicht.

Dieser letzte Schritt führt gemäss CCDH-Studie zu Problemen, da die meisten Notes nie einen politikübergreifenden Konsens erzielen. Das bedeutet, dass die meisten nie in der App angezeigt werden – in Bezug auf den amerikanischen Wahlkampf traf das im Herbst des vergangenen Jahres auf 74 Prozent aller Notes zu. Seitdem habe der Anteil sogar noch weiter zugenommen.

«Das Hauptproblem besteht darin, dass X den Genehmigungsprozess für Gemeinschafts-Notes von einem logischen Ansatz zu einem ideologischen gemacht hat, bei dem die tatsächlichen Fakten weniger zählen als der Konsens der Mitwirkenden. Und da dieser Konsens in vielen Fällen nie erreicht wird, wird die Mehrzahl der Notizen nicht angezeigt», schrieb Andrew Hutchinson auf SocialMediaToday.

So droht die Moderation von Inhalten auf den Social Media von einem Extrem ins andere zu gleiten. «Es ist verblüffend, dass eines der profitabelsten Unternehmen der Welt, das mit einer so ausgefeilten Technik arbeitet, so einen bedeutenden Schritt zurück macht», sagte Jonathan Greenblatt als Geschäftsführer der Anti-Defamation-League der Washington Post. «Und das alles nur, um Metas Gewinn zu maximieren».


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30 Meinungen

  • am 11.01.2025 um 10:24 Uhr
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    Wenn in den anderen Medien solche Artikel stehen, verwundert das mich nicht, aber IS steht doch für Infos die andere vergessen, dachte ich. Jedenfalls nicht vergessen habe ich,wie auf FB die letzten 4 Jahre zensuriert wurde, was nicht den staatlichen Erzählungen entsprach. Da wurde viel Wahrheit zur Impfung gelöscht. Zuckerberg hat sich vor Monaten schon dafür öffentlich entschuldigt. Diesmal hat er auch die richtige Aussage gemacht, dass die Faktenchecker zu fest dem politischen Druck erlegen sind. Da ist mir keine Zensur, oder eine selbsternannte deutlich lieber, als staatliche Zensur von unbequemen Wahrheiten. Denke praktisch alle Maßnahmen Gegner werden dies so sehen, weil sie ähnliche Erfahrungen in der Pandemie gemacht haben. Meinungsfreiheit ist ein zu wichtiges gut, als es in die Hände von Faktenchecker und Regierungen zu legen, denn die haben bewiesen, dass sie dieser Verantwortung nicht gerecht werden. Deshalb befürworte ich den neuen Weg ausdrücklich.

    • am 12.01.2025 um 02:40 Uhr
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      Ich habe vor nicht langer Zeit auf Linkedin einen Kommentar verfasst, in welchem ich Aya Velazquez erwähnte, der wir die ungeschwärzten RKI-Protokolle verdanken. Eins, zwei, Zensur herbei. Nur wegen diesem Namen. Hab es dann ohne den Namen neu geschrieben mit gleichem Inhalt und dann wurde es veröffentlicht. Wenn Sie in vielen Medien Namen wie Wodarg erwähnt haben, waren Sie schon draussen.

  • am 11.01.2025 um 11:29 Uhr
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    Warum hegt der Verfasser dieser Lamentatio bezgl. der Abschaffung der „Faktenkontrolle“ so viel Misstrauen in die Urteilskraft der „Leser“?„Faktenchecker“ sind nach meinen Erfahrungen mit Mainstream-Darstellungen in der Pandemie nichts anderes als Zensur. Beispiele dafür gibt es zuhauf. Für mich am blamabelsten: der K-Tipp veröffentlichte als einziger die effektiv nicht vorhandene Auslastung der Spitalbetten in der Pandemie. Wer dies auch nur in einem Leserbrief monierte, wurde zensuriert von „Faktenchecker“, Es gibt auch ein „Recht auf Irrtum“? Ja, seit dem Westfälischen Frieden bemüht sich Europa um Toleranz. Mit Ach und Krach, auch mit Rückschlägen. 1685 zB hob Ludwig XIV das Toleranzedilt von Nantes (1585) auf: diese „Anwandlung von Bigotterie“ (Sloterdjik) war mit eine Ursache der Hysterie von 1789-Napoleon. Nur Geistesschwache müssen alles eher ungeprüft glauben, was andere vorgeben!

  • am 11.01.2025 um 11:43 Uhr
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    Es ist doch sehr naheliegend, dass sogenannte Faktenchecker auch als politische und wirtschaftliche Waffe eingesetzt werden. Darum würde ich mit dem Begriff «Wahrheit» in Zusammenhang mit Faktencheckern eher Vorsichtig sein.

  • am 11.01.2025 um 11:48 Uhr
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    Ich teile die Kritik an Zuckerberg nicht, «künftig in den USA nicht mehr auf externe Dienstleister zu setzen, um gegen Falschinformationen …. vorzugehen.»,auch nicht diesbezüglich anMusk. Denn es existiert keine demokratische Legitimation, MEINUNGEN als «falsch» oder «richtig» zu bewerten und auf einer solchen Grundlage in die Meinungsfreiheit einzugreifen.JEDER sollte dieses Recht genießen können,auch Spinner mit abstrusen Ideen. Es liegt an seinen Zuhörern,ob sie im glauben wollen.Jeder sollte selbst entscheiden können,was er akzeptiert und nicht vom «Ministerium für Wahrheit» vorgeschrieben bekommen,welche «unerwünschte Inhalte ausgeschlossen werden».
    Anders zu bewerten sind nur falsche Tatsachenbehauptungen.Wenn ich fälschlich behaupten würde,Minister Habeck schuldet mir noch immer seit Jahren 3000 Euro,dann ist das keineSache für «Faktenchecker»,sondern für Gerichte.
    Also ich plädiere für mehr Bildung statt Zensur. Kritisch sein, Hinterfragen, Selber denken ohne «Vordenker».

  • am 11.01.2025 um 12:01 Uhr
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    Zeit sich nicht nur von X, sondern auch von Meta zu lösen. Infosperber bedient (exklusiv?) noch beide statt der zumindest heute unverdächtigeren Alternativen. Bitte wechseln oder ganz aufhören mit diesen Medien.

    • Favorit Daumen X
      am 12.01.2025 um 09:48 Uhr
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      Warum soll Infosperber seine Informationen nicht auch auf diesen Social Media verbreiten, so lange die Inhalte nicht zensiert werden? Es ist doch gut, wenn sich die Leserschaft dieser Social Media auch über Inhalte von Infosperber Gedanken machen muss. Viel Geld verdienen diese Social Media an Infosperber nicht.

      • am 13.01.2025 um 00:14 Uhr
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        Weil erstens Infosperber damit diese problematischen und unlauteren Medien unterstützt und zweitens der schlechte Ruf insbesondere von X auf Infosperber abfärbt. Besitzer Musk missbraucht mit seinem X seine Macht in eklatanter Weise, so dass aktuell scharenweise Organisationen und Personen die Plattform verlassen. Wer übrig bleibt muss sich den Verdacht gefallen lassen, Musks rechtsextreme Ziele mindestens teilweise gut zu heißen.

      • am 13.01.2025 um 10:35 Uhr
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        «Dass aktuell scharenweise Organisationen und Personen die Plattform verlassen.» liegt doch nicht daran, dass Musk seine Macht missbraucht, sondern er soll abgestraft werden und in seiner Kasse merken, dass man nicht so einfach die Deutungshoheit der «Wahrheitsverbreiter» unterlaufen kann. Es verlassen X diejenigen, die nach Zensur im hergebrachten Sinne rufen.

      • Favorit Daumen X
        am 13.01.2025 um 10:47 Uhr
        Permalink

        Neu verbreitet auch Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter ihre Nachrichten auf X. Die NZZ hat am 13. Januar dazu einen Kommentar geschrieben: «Dass Karin Keller-Sutter dort jetzt ihre nüchternen Botschaften verbreitet, könnte man begrüssen statt tadeln, gut schweizerische Gegenrede!»
        Jetzt machen auch Facebook und Instagram keinen externen Faktencheck mehr. Also jetzt auch weg von Facebook und Instagram? Welche anderen Milliardäre und Konzerne missbrauchen ebenfalls ihre Macht? Wo sollen wir auf Gegenrede oder auch auf Produkte und Dienstleistungen verzichten?
        Übrigens hat sich SP-Co-Präsident Cédric Wermuth von X mit Getöse «verabschiedet», doch sein Profil lediglich auf «privat» gestellt und bedient weiterhin seine 64’000 Follower.

  • am 11.01.2025 um 12:27 Uhr
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    Herr Leisinger meint, Zuckerberg gehe es vor allem ums Geschäft. Vermutlich wie auch:
    «Die «tradi­tionellen Medien» und die Content-Moderatoren seien politisch einseitig ausgerichtet, und so seien in der Vergangenheit zu viele Meinungs­beiträge gelöscht worden.»
    Dafür haben – nicht nur – die Corona-Jahre reichlich Belege geliefert. Was wurde alles als Fake News, Verschwörungstheorie, Schwurbelei diffamiert und gelöscht, was inzwischen erwiesene Fakten sind! s. u.a RKI-Files
    Die Redensart «Er lügt wie gedruckt.» bezieht sich vor allem auf Erfahrungen mit Printmedien. Vor mehr als 100 Jahren hat die amerikanische. Journalisten-Ikone Walter Lippmann bereits den Missbrauch von Pressemacht beschrieben.
    Die verfluchten neuen Medien machen nun den kommerziellen und zwangsfinanzierten Gatekeepern die Deutungshoheit streitig. Das soll unter dem Deckmantel des Kampfes gegen Desinformation eingeschränkt werden, wenn es sich (noch) nicht ganz verbieten lässt.
    Weg mit den Wahrheitsministerien!

  • am 11.01.2025 um 12:29 Uhr
    Permalink

    Ich stimme dem Autoren nicht in Gänze zu, denn die nun vorgesehene Lösung ist nicht perfekt, aber demokratischer – im Vergleich zur nun abgelösten Zensurpraxis. Hierbei stütze ich mich auf den Juristen Volker Boehme-Neßler (8.1.2025 in Cicero): «Zuckerberg (…) stellt die bisherige Kooperation mit externen Faktencheckern komplett ein. Moderationen gibt es noch, sie werden aber deutlich zurückhaltender und lassen mehr Inhalte zu, auch politische und umstrittene. Die Kontrolle über den Inhalt überträgt er der Community, den Usern der Plattformen, demokratisch gesprochen: den Bürgern. Jeder User – und Bürger – bekommt die Möglichkeit, Inhalte mit einer sogenannten „community note“ einzuordnen, zu kritisieren und zu korrigieren. Die Bürger selbst gehen dann mit Argumenten gegen Hass und Hetze, Fake-News und Desinformation vor.»
    Die professionellen, staatlich zertifizierten, «Faktenchecker» sind abhängig von ihren Auftraggebern – und es gilt: «wes Brot ich ess, des Lied ich sing».

  • am 11.01.2025 um 12:31 Uhr
    Permalink

    Die «social» media dienen zur «freien» Meinungsäusserung. Für Meinungen stellt sich die Frage ob richtig oder falsch gar nicht. Die Frage ist eher: ehrlich oder unehrlich. Fakten in den SM sind grundsätzlich falsch. Wikipedia hat eine Methode entwickelt zum Faktencheck, welche meines Erachtens ziemlich effizient ist. Absolute Sicherheit gibt es nicht.

    • Favorit Daumen X
      am 11.01.2025 um 17:51 Uhr
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      Es geht nicht um Meinungen. Es geht vielmehr um falsche Tatsachendarstellungen sowie Ehrverletzungen und unnötige Herabsetzungen. Diese dürfen nicht öffentlich verbreitet werden. Das schreiben sowohl das Strafgesetz als auch das Zivilgesetz vor, um den öffentlichen Diskurs in ordentlichen Bahnen zu halten. Im privaten Kreis am Biertisch ist dies etwas anderes. Niemand muss sich öffentliche Beschimpfungen gefallen lassen. Es gibt keinen Grund, öffentlich zugängliche Social Media anders zu regeln als Zeitungen, TV-Anstalten oder öffentliche Vorträge. Nicht nur wer falsche Tatsachen, Ehrverletzungen oder unnötige Herabsetzungen öffentlich äussert, kann haftbar gemacht werden, sondern auch Medien, welche diese verbreiten.
      Bei Social Media besteht das Problem, dass viele Äusserungen anonym oder unter falschen Absendern erfolgen, und dass X, Instagram, Facebook etc. in Deutschland oder der Schweiz keine Sitz haben, wo man sie einklagen kann. Auch ehrverletzende Einträge auf Wikipedia kann man in der Schweiz nicht einklagen. Dieses Problem sollten die Gesetzgeber angehen. Schärfere Gesetze gegen Fake News und Verleumdungen sind nicht nötig.

      • am 11.01.2025 um 18:51 Uhr
        Permalink

        Geht es nun um strafrechtlich relevante Äusserungen oder um die sog. Faktenchecker, welche de facto den Meinungskorridor festlegen?

      • am 11.01.2025 um 19:27 Uhr
        Permalink

        Das Problem ist weniger, dass man evtl. jemand beleidigen oder seine Ehre verletzen könnte, sondern, dass einfach willkürlich ehrliche Meinungen, (die nicht dem Narrativ entsprochen haben) zensiert hat. Ohne Fakten, sondern aus bestimmten Gründen/Interessen. Hat man bei Corona gesehen, wie nicht Mediziner die Meinung von richtigen Ärzten einfach zensiert haben. Wieso? Naja, dazu kann sich jeder selbst eine Meinung bilden.

        Ich persönlich bin glücklich darüber, dass Elon damals Twitter gekauft hat (trotz zu hohen Kosten), um eine Bastion der Meinungsfreiheit zu erhalten. Ja, wie alles im Leben gibt es auch da negative Seiten – die Frage, die man bei solchen Entscheidungen stellen muss ist: Gibt es mehr Vor- oder Nachteile? Ich persönlich (und das ist meine persönliche Meinung) bin fest davor überzeugt, dass der aktuelle Weg der EU, mehr zu zensieren, der falsche Weg ist. Deshalb bin ich dafür, dass man Meinungsfreiheit fördert.

      • am 11.01.2025 um 21:46 Uhr
        Permalink

        «Es gibt keinen Grund, öffentlich zugängliche Social Media anders zu regeln als Zeitungen, TV-Anstalten oder öffentliche Vorträge.»

        Diesbezüglich kann ich ihnen nur Recht geben.

        Das “falsche Tatsachendarstellungen” in etablierten Medien nicht möglich sind, bezweifle ich allerdings, vor allem wenn man Einseitigkeit, Halbwahrheiten, das Weglassen von Details und Zusammenhängen oder einfach nur Schlampigkeit in der Betrachtung mit einbezieht. Hier in etablierten wie sozialen Medien immer eine klare Grenze zwischen Fakten und Unwahrheit zu ziehen, scheint mir schlicht ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.

      • Favorit Daumen X
        am 12.01.2025 um 09:38 Uhr
        Permalink

        Selbstverständlich verbreiten auch etablierte Medien falsche Tatsachendarstellungen sowie Beschimpfungen oder unnötig Herabsetzendes. Aber Betroffene Personen oder Unternehmen können sich dagegen mit Gegendarstellungen, Zivil- und Strafklagen dagegen wehren. Bei Social Media können sich die Beschimpften oder mit falschen Tatsachendarstellungen in ein falsches Licht Gestellte nicht wehren. Das ist ein wesentlicher Unterschied.

      • am 12.01.2025 um 02:31 Uhr
        Permalink

        Auf infosperber wird jetzt die Zensur verteidigt ? Erstaunlich. «Faktenchecker» sind im Wesentlichen ausgelagerte Zensurorganisationen. Wenn Zuckerberg dies einschränkt, wie auch Musk es getan hat, dann ist mir egal, ob er damit vor Trump kuscht oder einfach nur an den Umsatz denkt. Es ist förderlich für die Meinungsfreiheit und damit für die demokratischen Prozesse. Faktenchecker arbeiteten mit unklaren Begriffen wie Hass oder Desinformation, mit selbstgerechten (oder von Interessen gesteuerten) um Meinungen, nicht Tatsachen zu löschen. Es klingt wie damals in der DDR, wenn man «Tatsachenbehauptungen» kontrollieren wie. Das braucht niemand, diese Art des betreuten Denkens. Was eine Beschimpfung ist oder eine üble Nachrede, weiss jeder, was Kindesmissbrauch oder Rassismus ist, ebenfalls. Da brauche ich kein Wahrheitsministerium und keine Checker. Ist es eine Tatsache oder eine falsche Tatsache oder eine Meinung, wenn ich z. B. schreibe, Bundesrätin A kriecht der Nato hinten rein?

    • am 11.01.2025 um 22:10 Uhr
      Permalink

      «Fakten in den SM sind grundsätzlich falsch.» stimmt doch überhaupt nicht. Wer Spinnern folgt, ist selber schuld. Ich korrespondiere mit anderen Akademikern sachlich, ohne Hetze oder Verungimpflungen. Links zu Studien u.ä. sind immer korrekt.

  • am 11.01.2025 um 16:29 Uhr
    Permalink

    Mein Vertrauen in Content-Moderation und Faktenchecker ist mittlerweile auf einen Tiefpunkt gesunken beziehungsweise in etwa gleichwertig mit meinem Vertrauen in westliche Regierungen und mainstream Medien, völlig unabhängig davon ob diese zur vermeintlichen Mitte oder wie Musk und Trump zum rechten Lager gehören.

    Sowohl Mensch als auch Technik entscheiden allzu oft subjektiv und mit ideologischer Schlagseite.

    Ich empfehle hierzu die Ausführungen des Medienwissenschaftlers Christian Schwarzenegger in «Der Faktencheck funktioniert so schlecht wie der Videoassistent im Fußball» auf heise.de.

  • am 11.01.2025 um 18:22 Uhr
    Permalink

    Wikipedia Meta Platforms: «Das Unternehmen hatte …. im Jahr 2022 wuchs es auf 72.000 Mitarbeiter bei einem Umsatz von 116 Mrd. US-Dollar. Im Februar 2021 erreichte der Börsenwert des Unternehmens 766 Mrd.»
    Sehr aussagekräftige Hauptzeile: «Content-Moderation: Mark Zuckerberg kuscht vor Donald Trump»
    Könnte es sein, dass Meta-Grossboss Zuckerberg erkannt haben könnte, dass eines Tages der Luftballon schrumpfen wird und der Börsenwert sich den Realitäten anpassen muss und die Hoffnung hat, mit der Trump-Super-Luftpumpe wird sein Luftballon immer grösser und mächtiger und so kuscht er aus Berechnung?
    Gunther Kropp, Basel

    • am 12.01.2025 um 10:29 Uhr
      Permalink

      Natürlich kuscht er vor Trump. So wie er vorher vor Biden gekuscht hat. Business first.

  • am 11.01.2025 um 21:18 Uhr
    Permalink

    Ich wundere mich über diesen Beitrag von infosperber. Vertraten sie doch in den vergangenen Jahren in Sachen Umgang mit der Covid-pandemie und insbesondere der mRNA-Impfung Meinungen, die damals von Faktencheckern eliminiert worden wären und sich im Nachhinein als vollkommen richtig herausstellten. Insofern begrüsse ich die Entwicklung bei Meta, wohlwissend, dass sie einzig dem höheren Profit geschuldet sein dürfte und leider wohl nicht auf besserer Erkenntnis beruhen dürfte.

  • am 11.01.2025 um 22:14 Uhr
    Permalink

    Zu glauben, dass Mark Zuckerberg und Konsorten nur vor Trump kuschen finde ich schon sehr naiv. Die haben unter Biden und Vorgängern genauso gekuscht, nur wurde das nicht an die große Glocke gehängt.

  • am 12.01.2025 um 07:58 Uhr
    Permalink

    Danke für den Artikel. Unglaublich die schlechte Rezeption der kommentierenden Leserschaft.
    Das Problem der asozialen Medien ist nicht ob Fakten, Meinungen oder Lügen verbreitet werden, sondern ihre selbstverstärkende durch immense Profite getriebene Reichweite. Marco Bertolaso nannte in seinem Frühkommentar heute im DLF die Algorithmen der Techkonzerne potentielle Massenvernichtungswaffen. Diese verstärken das Schlechte und Falsche sowie Aufregung und Hass über alle Maßen. Die Algorithmen müssen gebändigt werden. Notfalls sollten die Konzerne zerschlagen werden.

  • am 12.01.2025 um 08:18 Uhr
    Permalink

    Community Notes haben nichts mit Algorithmen und Entdeckung von pornografischen Inhalten zu tun. Sie sind Annotationen, d.h. Anmerkungen, zu geposteten Meinungsäußerung, welche diese präzisieren, kontextualisieren oder widerlegen. Community Notes werden von anderen (menschlichen) Nutzern geschrieben und führen nicht zu Löschungen des Beitrages oder zur Suspendierung desjenigen, der den Beitrag gepostet hat.
    Allgemein ist es interessant, wie wenig die Elite, insbesondere die mediale und politische, in ‹unseren Demokratien› der eigenen Bevölkerung zutrauen, sich selbständig aufgrund von vorliegenden Informationen ein Bild zu machen und die Argumente kritisch zu werten. Diese Elite glaubt offenbar, man müsse den Bürger vor schädlichen Meinungen schützen und ihn ‹beim richtigen Glauben› halten.
    Wir hatten das alles schon einmal und wissen, dass es nichts mit Demokratie, aber viel mit feudalen autokratischen Strukturen zu tun hat. Unsere Elite ist anti-demokratisch.

  • am 12.01.2025 um 10:22 Uhr
    Permalink

    Es gibt Wörter, die kontaminiert sind. Faktenchecker ist so eines.
    Wir haben es in den vergangenen Jahren einfach zu oft erlebt, dass irgendwelche Jung-Journalisten mit Kompetenz-Schwerpunkt Googelsuche sich Faktenchecker nannten und sich dann angemasst hatten, die Seriosität von verdienten Forscherinnen und Forschern in Zweifel zu ziehen. Reihenweise erlaubten sie sich Urteile zu Fragen, welche sie nicht fundiert beurteilen konnten.

    Wir brauchen keine Faktenchecker mehr.

    Das Problem der sogenannten Sozialen Medien liegt woanders. Es ist nicht so schlimm, wenn jemand auch einmal einen Unsinn veröffentlichen darf. Schwierig wird es, wenn durch die Algorithmen der Betreiber hetzerische, schreierische Kommentare überproportional verbreitet werden und dadurch eine Beachtung erhalten, welche sie nicht verdienen.

    Facebook soll nicht wieder so werden, wie es während der Coronakrise war. Aber ganz abschalten wäre durchaus eine gute Idee 🙂

  • am 12.01.2025 um 13:58 Uhr
    Permalink

    «Content-Moderation» ist orwellsches Neusprech und steht für Zensur.

  • am 13.01.2025 um 12:57 Uhr
    Permalink

    «Er opfert Wahrheit auf dem «Altar der freien Meinungsäusserung».»

    Menschen, die glauben die Wahrheit zu kennen, sind mir suspekt und unheimlich.

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