pexels-canan-yasar-11679605-6317981

Werkstätten wie diese in der Türkei gibt es hierzulande immer seltener. © Canan YAŞAR / Pexels

Ein Zustupf fürs Kleben, Flicken und Besohlen

Daniela Gschweng /  Frankreichs Reparaturbonus unterstützt die Kreislaufwirtschaft. Und der Schuster kann bei seinen Leisten bleiben.

In Frankreich bekommen Konsument:innen einen Zuschuss, wenn sie kaputte Dinge reparieren lassen, statt sie wegzuwerfen. Das ist schon seit einigen Jahren so, das Programm lief aber eher schleppend an. Die Anmeldung zum Reparaturprogramm sei umständlich und bürokratisch, kritisierten beispielsweise viele Schuster. Dennoch läuft es gut in den Werkstätten.

Seit der «bonus réparation» Ende 2023 erhöht und ausgeweitet wurde, komme er auch endlich in die Gänge, sagte Ibtissam Mozher, Leiter des Reparaturfonds bei der Verbraucherschutzvereinigung CLCV, kürzlich zu «Table Media». Gegenüber dem zweiten Halbjahr 2023 hat sich die Anzahl der geförderten Reparaturen im ersten Halbjahr 2024 laut CLCV-Bericht verdoppelt.

Der französische Reparaturbonus ist ein Teil eines ganzen Gesetzespaketes, das seit 2020 Stück für Stück in Kraft trat. Es umfasst Gesetze wie die Bioabfall-Pflicht, den Reparierbarkeitsindex und Gesetze gegen Foodwaste (Infosperber berichtete hier, hier und hier).

Neben der Kreislaufwirtschaft profitiert auch das Kleingewerbe

Der Bonus soll nicht nur Konsumentinnen und Konsumenten in Frankreich dabei unterstützen, Dinge reparieren zu lassen. Das Schusterhandwerk, das in Zeiten von Zalando auszusterben droht, unterstütze der Bonus gleich mit, berichtete die «taz» aus einem Gespräch mit einem Schuster in Metz. Dessen junge Angestellte repariert nicht nur Lederschuhe, sondern auch Sneaker, was gerne angenommen wird.

Screenshot 2025-01-07 170519
Der Reparaturbonus für Schuh- und Kleiderreparaturen beträgt nur einige Euro, die aber den Unterschied machen können.

Nicht für alles gibt es einen Bonus, nur für bestimmte Reparaturen in zertifizierten Werkstätten. Wer ihn in Anspruch nimmt, muss laut dem Zentrum für europäischen Verbraucherschutz auch nicht in Frankreich wohnen.

Schuhreparaturen sind in Zeiten von Zalando und Co. ein gutes Beispiel gegen die Wegwerfkultur. Der Zustupf für Kleider- und Schuhreparaturen beträgt zwar nur einige Euro. Er soll aber gerade dann einen Unterschied machen, wenn nur der Absatz abgelaufen, ein Reissverschluss kaputt oder das Jackenfutter ausgerissen ist.

Am weitaus häufigsten repariert werden jedoch Handys, gefolgt von Wasch- und Spülmaschinen, Laptops und Mikrowellengeräten.

Ende Juni 2024 gab es 1030 teilnehmende Unternehmen, was 5745 Werkstätten entspricht. Mehr als 6500 Unternehmen befinden sich im Zulassungsprozess, rund 3000 weitere haben Unterlagen eingereicht. Finanziert wird der Bonus aus einem Reparaturfonds, in den Hersteller nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz einzahlen müssen.

Ein Gegengewicht für Fast-Fashion, Take-away und Co.

Am Ende soll das Gesetzesbündel Verschwendung begrenzen, Achtsamkeit fördern und den Umgang mit Ressourcen weiter in Richtung Kreislaufwirtschaft verschieben. In der Schweiz wie auch in den Niederlanden, Deutschland, England und Spanien gibt es mit den Repair-Cafés eine private und kostenlose Alternative zur staatlichen französischen Einrichtung. In einem Repair-Café bieten Laien regelmässig während einiger Stunden Reparaturen an – gratis oder gegen Spende. Eine Liste der Schweizer Repair-Cafés findet sich hier.

Je nach Anzahl und Interessen der Hilfesuchenden und Helfenden können Umfang und Angebot unterschiedlich sein. Eine Garantie gibt es natürlich keine. Das Gute daran: Dabei taucht des Öfteren das ein- oder andere Bijou auf, das wegen eines kleinen Defekts sonst im Abfall gelandet wäre. Und nebenbei zum Fachsimpeln einlädt.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
➔ Solche Artikel sind nur dank Ihren SPENDEN möglich. Spenden an unsere Stiftung können Sie bei den Steuern abziehen.
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Recyclingsymbol

Recycling und Kreislaufwirtschaft

Häufig schont das Recycling Ressourcen. Doch manchmal ist Wiederverwertung nur Marketing und Augenwischerei.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...