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So sehen die Migros-Waagen seit gestern aus: Wer wägt, wählt zuerst zwischen «keine Verpackung», «Plastiksack», «Papiersack» und «Veggie-Bag». © Esther Diener-Morscher

Endlich: Tara-Taste bei Migros und Coop

Marco Diener /  Während Jahren haben Coop und Migros im Offenverkauf zu viel verlangt. Jetzt ist Schluss. Die Tara-Taste ist jetzt obligatorisch.

Es war ja löblich: Im Frühling 2017 lancierte die Migros die so genannten Veggie-Bags aus Polyester. Ein halbes Jahr später führte Coop die Multi-Bags aus Zellulose ein. Das sind Mehrweg-Säckli, in welche die Kunden Offenware wie Früchte, Gemüse oder Pilze abfüllen können.

Dank dieser Mehrweg-Säckli hätte Schluss sein können mit der Materialschlacht im Offenverkauf. Denn davor brauchte es für jedes Produkt ein Wegwerf-Knister-Säckli aus Plastik. Zuhause landeten die Knister-Säckli meist im Abfall.

Und trotzdem nutzte kaum jemand die neuen Mehrweg-Säckli. Denn es gab zwei Probleme: Anfangs waren sie teuer. Und vor allem: Die Waagen in den Supermärkten hatten keine Tara-Taste. Das bedeutet: Wer seine Ware im Mehrweg-Säckli auf die Waage legte, zahlte nicht nur für die Ware, sondern auch für das Eigengewicht der Säckli.

Keine Rappenspalterei

Was nach Rappenspalterei klingt, war mitunter Frankenspalterei. Denn die Coop-Säckli wogen 27 Gramm (inzwischen sind es noch 20 Gramm). Wer damit Bio-Pilze kaufte, zahlte über einen Franken zu viel. Die Konsumentenzeitschrift «K-Tipp» kritisierte diese Praxis schon vor bald acht Jahren (hier und hier). Denn Coop und Migros dürften damit ein schönes Geschäft gemacht haben.

Die Verantwortung schoben sie auf die Konsumenten ab. Sie rieten ihren Kunden, die Ware ohne den Sack zu wägen und erst dann einzufüllen. Nur: Welcher Kunde wagt es, ein Kilo Tomaten oder ein Pfund Aprikosen auf die Waage zu legen und dann ins Säckli zu füllen, wenn dahinter weitere Kunden darauf warten, die Waage zu nutzen?

Tara-Taste bei Migros und Coop

Mit dem Zusatzgeschäft für Coop und Migros ist jetzt Schluss. Denn das Eidgenössische Institut für Metrologie (Metas) hat neue Weisungen zu den Mengenangabeverordnungen erlassen. Darin steht klipp und klar: «Ab dem 1. Januar 2025 darf das Gewicht des Schutzsacks oder einer anderen Verpackung nicht mehr zum Nettogewicht der Ware dazugezählt werden.»

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Nun haben die Betreiber der Supermärkte die Waagen neu programmieren müssen. Bei der Migros wählt der Kunde vor dem Wägen die Art der Verpackung aus, worauf die Waage die Tara abzieht. Bei Coop tippt der Kunde die Art der Verpackung erst nach dem Wägen an.

So oder so: Die Kunden zahlen künftig nur noch für das Gewicht der Ware und nicht auch noch für das Gewicht der Verpackung.

Übrigens: Bei Aldi und Lidl wägen die Kunden die Offenware nur dann selber, wenn sie sich für die Self-Checkout-Kasse entscheiden. Beide Supermarkt-Ketten haben diese Waagen auf minus zwei Gramm eingestellt. Das entspricht dem Gewicht eines Wegwerf-Säcklis.


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2 Meinungen

  • am 7.01.2025 um 19:49 Uhr
    Permalink

    Tiptop, ich drücke jetzt immer auf Veggie-Bag oder mache ich mich damit strafbar?

    • am 8.01.2025 um 09:41 Uhr
      Permalink

      Natürlich, das wäre Betrug oder Diebstahl, genau wie wenn Sie «vergessen» würden, z.B. eine der Früchte zu wägen.

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