«Weisse Weihnachten? Im Bereich des Möglichen»
Wer heute Morgen die Berner Zeitung aus dem Briefkasten nahm, wusste sogleich, was das wichtigste Thema des Tages ist. Am meisten Platz nimmt auf der Titelseite eine Zeichnung mit ein paar Menschen unter einem Tannenbaum ein. Titel: «Weisse Weihnachten? Im Bereich des Möglichen.»
So kurz vor Weihnachten mögen solche Spekulationen wichtiger sein als die Lage in Syrien oder das Attentat auf den russischen Generalleutnant – zumindest für Journalisten und Meteorologen. Der geneigte Leser, die geneigte Leserin blättert also weiter. Und stösst auf einen gut halbseitigen Artikel unter dem Titel: «Es gibt eine Chance für weisse Weihnachten.»
Wer meint, damit sei die Sache abgehandelt, der täuscht sich. Denn da kommt auch noch die letzte Seite. Und damit abermals ein mehr als halbseitiger Artikel unter dem Titel: «Es drohen erneut grüne Weihnachten.»
Wir rekapitulieren:
- Auf Seite 1: «Weisse Weihnachten? Im Bereich des Möglichen.»
- Auf Seite 4: «Es gibt eine Chance für weisse Weihnachten.»
- Auf Seite 28: «Es drohen erneut grüne Weihnachten.»
Im «Bund» ist es übrigens genau gleich – ausser dass die Artikel dort auf den Seiten 1, 17 und 22 platziert sind. Ein «Bund»-Leser kommentiert denn auch: «Was gilt jetzt?» Und ein anderer antwortet: «Ich wähle Seite 17.»
«Die Qualität steht für uns zuoberst»
Manch ein Leser erinnert sich noch an den Spätsommer, als der Tamedia-Verlag den Abbau von 290 Vollzeitstellen ankündigte – 200 in den Druckereien, 90 in den Redaktionen. Damals schrieb der Publizistische Leiter Simon Bärtschi: «Die Qualität steht für uns zuoberst.» Und der Verlag setze sich «für einen unabhängigen Qualitätsjournalismus» ein.
Gut, ein Merkmal des «Qualitätsjournalismus’» ist natürlich auch, dass er unterschiedliche Meinungen abbildet. Zum Beispiel diese hier: «Es gibt eine Chance für weisse Weihnachten.» Und diese: «Es drohen erneut grüne Weihnachten.»
Simon Bärtschi im Spätsommer 2024 über Qualitätsjournalismus
«Die Qualität steht für uns zuoberst. Umfassende Recherchen, Porträts und Reportagen, interaktive Karten, Ticker zu relevanten Ereignissen, präzise Einordnungen der politischen Aktualität auf allen Ebenen sowie praktischer Service machen unsere Angebote einzigartig. Diese wollen wir laufend ausbauen. Dabei werden wir unsere journalistische Kraft noch besser zusammenführen und uns in den Redaktionen auch noch mehr Gedanken dazu machen, welche Art von Journalismus Sie von uns eigentlich erwarten. Alle Titel und Redaktionen bleiben dem Journalismus mit hohen Standards verpflichtet. Glaubwürdigkeit, Relevanz, Wahrhaftigkeit und Fairness sind die Pfeiler unserer Publizistik.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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