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Eingang der Perrier-Quelle in Vergèze, Frankreich. © cc-by Depositphotos

Virologisches Risiko: Nestlé muss um Perrier-Wasser fürchten

Philippe Stalder /  Das Wasser der Perrier-Quelle sei punktuell mit Fäkalbakterien verunreinigt. Dies zeigt ein vertraulicher Bericht.

Nestlé Waters, eine Tochterfirma des Nahrungsmittelriesens aus Vevey, gerät erneut wegen seiner Mineralwasserproduktion in Frankreich unter Druck. Aufgrund von Gesundheitsrisiken könnte der Konzern gezwungen sein, die Abfüllung von Perrier-Wasser in Südfrankreich einzustellen. Dies geht aus einem vertraulichen Bericht der regionalen Gesundheitsbehörde hervor, über den Anfang Woche verschiedene französische Medien berichteten.

So könnte Nestlé am Standort Vergèze sein Label für «natürliches Mineralwasser» verlieren, berichten «Le Monde» und «Radio France». Nestlé Waters müsse «die Einstellung der Mineralwasserproduktion in Betracht ziehen». Die Behörde sprach von einem «virologischen Risiko», punktuell seien im Wasser Mikroorganismen wie Fäkalbakterien gefunden worden.

Laut Bericht war die Qualität der Wasserentnahmen regelmässig beeinträchtigt. Die Behörde «fordert» Nestlé Waters auf, «strategisch zu prüfen, ob die Wasserquelle nicht auch für einen anderen Bereich in der Nahrungsmittelproduktion verwendet werden könnte». Auf Anfrage von «Le Monde» und «Radio France» erklärte Nestlé Waters, dass es «keine Kommentare abgeben könne», da es «keine Kenntnis des Abschlussberichts» habe.

Nestlé hatte bereits zuvor Schwierigkeiten mit der Mineralwasserproduktion in Frankreich. Im Kurort Vittel, dessen Mineralwasser von der gleichnamigen Nestlé-Tochter abgefüllt wird, geriet das Unternehmen ebenfalls in die Kritik. Vittel füllt dort täglich bis zu zwei Millionen Flaschen Mineralwasser ab, dies entspricht rund drei Milliarden Litern pro Jahr. Die Folge: Vertrocknete Obstbäume, verödetes Agrarland und ein Absinken des Grundwasserspiegels um zehn Meter.

Unerlaubte Wasserreinigung

Nestlé sorgte ausserdem wegen seiner Wasserreinigung für Schlagzeilen. Das Unternehmen gab zu, in der Vergangenheit teilweise unerlaubte Methoden eingesetzt zu haben. «Natürliches» Mineralwasser darf diesen Namen nur tragen, wenn es ohne Verfahren wie Aktivkohlefilter, Mikrofiltration oder UV-Licht behandelt wird.

Eine Untersuchung der Europäischen Kommission kam im Sommer zum Schluss, dass Nestlé französisches «Mineralwasser» seit den 1990er-Jahren mit verbotenen Methoden filterte. Betroffen waren die Marken Perrier, Vittel, Hépar und Contrex. Auch bei der Marke Henniez in der Schweiz nutzte der Konzern solche verbotenen Verfahren.

Im April hatten Behörden bereits die Nutzung einer der sieben Wasserentnahmestellen in Vergèze ausgesetzt, nachdem es zu einer Kontamination mit Fäkalbakterien gekommen war. Nestlé gab daraufhin bekannt, dass es «vorsichtshalber» rund 3 Millionen Flaschen vernichtet habe.

«Diese Situation, die damals von Nestlé und der Behörde als punktuelles Ereignis im Zusammenhang mit intensiven Regenfällen dargestellt wurde, ist in Wirklichkeit die Folge einer allgemeinen Verschlechterung der Qualität der genutzten Grundwasservorkommen», schrieb Le Monde.

Die Zukunft der Marke Perrier und ihrer Produktionsstätte mit etwa 1000 Angestellten hängt nun davon ab, ob die Behörden die Betriebsgenehmigung für die Quelle erneuern. Nestlé stellte den Antrag im Oktober 2023, die Entscheidung wird im ersten Halbjahr 2025 erwartet.


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