Susanne Wille kennt das eigene Programm nicht
Viele Unterhaltungssendungen am Schweizer Fernsehen unterscheiden sich nicht mehr gross von Sendungen ausländischer Privatsender. Infosperber berichtete kürzlich über «Champion der Champions». Der Wettkampf zwischen einstigen Spitzensportlern läuft auf ausländischen Sendern seit 16 Jahren. In acht Ländern war er bereits zu sehen.
Umso erstaunlicher ist die Aussage der SRG-Generaldirektorin Susanne Wille. Im Interview in der gestrigen «Sonntags-Zeitung» ging es unter anderem um die Kürzung der Gebührengelder und deren Auswirkungen. Wille sagte der «Sonntags-Zeitung»: «Unsere Unterhaltungsformate sind ganz anders als die der privaten Sender. Wir verzichten auf internationale Showformate.»
Dabei sind die eingekauften «internationalen Showformate» ein wichtiges Standbein von SRF. Es beginnt schon am Montag mit «1 gegen 100». Die Sendung stammt aus Holland. Dort gibt es sie seit über 20 Jahren. Sie heisst «Eén tegen 100». Ausgestrahlt wurde sie bereits in 40 Ländern.
Dass «1 gegen 100» nicht eine Idee der Unterhaltungsabteilung von SRF ist, erkennen aufmerksame Zuschauer am Ende der Sendung. Dort ist eingeblendet, dass die Idee von der holländischen Firma «Endemol Shine Group B.V.» stammt. «Endemol» hat Sendungen wie «Big Brother» oder «Deal or no deal», die bis 2010 auch vom Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wurde, erfunden. Inzwischen gehört «Endemol» zur französischen «Banijay», dem grössten Fernsehsendungs-Produzenten der Welt.
Die Spielshow «Wie tickt die Schweiz?» ist auch nicht so schweizerisch, wie der Name vermuten lässt. Die Sendung heisst ursprünglich «The Hundred». Sie läuft noch heute auf dem australischen Privatsender «The Nine».
Auch «Wer wohnt wo?» ist keine Erfindung des Schweizer Fernsehens. «Wer wohnt wo?» heisst ursprünglich «Who lives here?». Sie wurde bereits in zehn Ländern ausgestrahlt – unter verschiedenen Namen. In Schweden etwa heisst sie «Vem bor här?».
Unsere Unterhaltungsformate sind ganz anders als die der privaten Sender. Wir verzichten auf internationale Showformate.
SRG-Generaldirektorin Susanne Wille
Infosperber machte SRF auf die eingekauften Showformate aufmerksam und wollte wissen: «Wie ist die Aussage von Susanne Wille zu verstehen?»
SRF bestätigt die Infosperber-Recherche, schreibt aber trotzdem: «SRF verzichtet mittlerweile fast vollständig auf Lizenzformate und überlässt erfolgreiche internationale Showangebote den Schweizer Privat-TV-Anbietern.»
SRF räumt aber auch ein: «Ausgewählte Lizenzformate sind punktuell Teil des Programmportfolios von SRF, sofern sie unserem Service-public-Anspruch entsprechen.» Inwiefern Sendungen wie «Champion der Champions» oder «Wer wohnt wo?» einem Service-public-Anspruch entsprechen, schreibt SRF nicht.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Interessant wäre es, zu erfahren, wieviel Gebührengeld jährlich in die Kassen ausländischer Erfinder bzw. Produzenten derartiger Schrott-Formate fliesst.
SRF ist leider nicht mehr MEIN Schweizer Fernsehen. Nur noch billiger Abklatsch von früher !