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Moderne Autos bringen ganz schön Masse auf den Boden. © autodatanet/Depositphotos

Zu gross, zu teuer – und was sonst gegen ein neues Auto spricht

Christof Leisinger /  Freiheit und Unabhängigkeit, das schätzen Käufer am Auto. Heute sind sie Sklaven der Industrie, falls sie es sich leisten können.

Inflation – das ist nicht nur die Frage, ob das Preisniveau steigt und wie stark, sondern auf welchem Niveau. Das haben die jüngsten Wahlen gezeigt, bei denen Protestparteien erheblichen Zulauf hatten, weil zu billiges Geld im Überfluss und Staatsausgaben auf Pump für die Bürger beinahe alles sehr teuer machten.

Nicht nur die Politik sorgt für Unmut, sondern oft sind es auch die Unternehmen selbst. Zum Beispiel indem sie das inflationäre Umfeld zu erheblichen Preissteigerungen nutzen – wie etwa die Immobilienbranche oder die Automobilindustrie. Die Autohersteller haben heute praktisch nur noch Produkte im Angebot, welche die finanziellen Ressourcen des normalen Bürgers erheblich strapazieren.

Neuwagen werden immer teurer – aber auch besser?

Beim Blick auf die historische Entwicklung der Durchschnittspreise für Neu- und Gebrauchtwagen in Deutschland und dementsprechend wohl auch in der Schweiz zeigt sich: Die Kurve zeigt im Trend nach oben. Besonders ausgeprägt waren die Zuwächse nach dem Ende der Finanzkrise im Jahr 2009 und dann erneut nach der Pandemie. Heute müssen private Kunden im Schnitt 80 Prozent des Jahreseinkommens für den Neuwagenkauf aufwenden – mehr als doppelt so viel wie für 50 Jahren.

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Neue Autos sind in Deutschland teuer geworden, vor allem auch im Verhältnis zu den Einkommen. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

Das hat verschiedenste Gründe. Zum einen, die inflationäre Entwicklung der vergangenen Jahre. In deren Rahmen sind die Energie-, Rohstoff-, Lohn- und damit auch die gesamten Produktionskosten erheblich gestiegen. Zum anderen die Tatsache, dass die Hersteller ihre erheblich gewachsenen Fahrzeuge mit immer mehr teuren, vielfach für die eigentliche Fortbewegung nicht nötigen Neuerungen wie Klimaanlagen, Stereoanlagen, Computersystemen und Serviceanforderungen et cetera überfrachten. Kleine, einfache, günstige Modelle werden zugunsten teurer und massiger Fahrzeuge aus dem Sortiment gestrichen. Zum Beispiel der Ford Ka, der Audi A1, der Citroën C1 oder auch der VW up.

Die Förderung der Elektromobilität verstärkt diesen Trend sogar noch. Sehr viele Elektro-Fahrzeuge verfügen über unnötig grosse, schwere Batterien, welche unter enormer Ressourcenbelastung hergestellt werden müssen. Schon heute ist absehbar, dass wesentliche dazu nötige Elemente wie zum Beispiel Kupfer bald ziemlich knapp werden, weil die Umwelt belastende Förderungen bei sinkenden Erzgehalten immer teurer wird. Tatsächlich sind immer mehr «Elektro- oder Hybridpanzer» auf den Strassen unterwegs, deren «Sportwagenleistung» nicht wirklich nötig ist. Die Leistung dient vor allem der Verkaufsförderung. Die Fahrzeuge verbrauchen immer mehr Strom, welcher zudem oft nicht sonderlich effizient erzeugt wird.

Argumente, die Frustrierte gegen den Kauf eines Neuwagens anführen

So nimmt der Frust über diese Gesamtentwicklung zu – und immer öfter sind Argumente zu hören, welche gegen den Kauf eines Neuwagens sprechen wie zum Beispiel:

  1. Die Fahrzeuge sind zu teuer geworden – kein Wunder, wird der Kauf auf Kredit oder das Leasing immer beliebter.
  2. Moderne Autos machen den Käufer zum Sklaven der Industrie. Wer sie selbst reparieren oder von der örtlichen Werkstatt den Service machen lassen möchte, steht da wie der Ochse vor dem Berg. Heutige Autos sind so komplex, verpackt und versiegelt (etwa die Elektronik oder stromführende Systeme), dass man ohne die richtige Diagnosesoftware oder spezielle Werkzeuge nicht weit kommt – ganz abgesehen von möglichen Problemen mit der Garantie. Selbst bei leichten Unfällen werden sie schnell zu Totalschäden.
  3. Sie spionieren den Besitzer aus. War früher die Unabhängigkeit, jederzeit anonym irgendwohin fahren oder die Geschwindigkeit auskosten zu können, der grosse Reiz, so ist heute das Gegenteil der Fall. Moderne Fahrzeuge sind nichts anderes als Spanner auf vier Rädern, und Tesla zählt zu den schlimmsten. Wenn es keine Blackbox ist, die den Fahrstil aufzeichnet und im schlimmsten Fall an Polizei oder Versicherer weitergibt, dann sind es GPS-Tracker, Dashcams und Überwachungssoftware. Moderne Fahrzeuge sammeln, speichern, nutzen und teilen alles – Fahrgewohnheiten, medizinische Daten aus der Interpretation von Kameraaufnahmen aus dem Innenraum… – und sogar welche Lieder man während der Fahrt spielt.
  4. Sie bevormunden den Fahrer. Vorbei sind die Zeiten, in denen er sich am Sound, am manuellen Kuppeln, Schalten oder Bremsen nach Gefühl erfreuen konnte. Moderne Autos wissen und machen alles besser: Start-Stopp-Automatik, Abstandwarner, Spurhalteassistent, Einparkhilfe, angepasste Servolenkung, Fernlichtassistent, Reifendrucksensoren et cetera. Es stellt sich die Frage, ob diese Dinge eher nützen oder verwirren. Wer sich während der Fahrt durch winzige Untermenüs klicken muss, um die entsprechende Software anzupassen, wird wohl eher zum Risiko.
  5. Die rollenden Produkte der Industrie gelten als langweilig. Breiter und höher als früher sind sie zu Einheitsbrei verkommen. Wo ist das gute Design mit Charakter geblieben, fragen sich viele Enthusiasten. Die heutigen Marken hätten kein Sex-Appeal mehr und liessen sich kaum noch voneinander unterscheiden.
  6. Der Wertverlust moderner Autos nach dem Kauf ist enorm. Schliesslich fällt der Wert unmittelbar nach teurem Erwerb von hohem Niveau. Ab dem Ende der Garantie droht der Reparaturaufwand zuzunehmen. Technik sowie Materialien verschleissen beziehungsweise veralten schnell, vor allem auch die immer bedeutender werdende Software. Die teuren Batterien von Elektrofahrzeugen haben ohnehin nur eine begrenzte Lebensdauer und müssen dann unter enormem finanziellem Aufwand ersetzt werden. Das alles belastet den Restwert.

Insgesamt spielt das Auto für viele Konsumenten zwar weiterhin eine elementare Rolle, wenn es um ihr persönliches Freiheitsgefühl und ihre Unabhängigkeit im täglichen Leben geht. Ein grosser Teil hat Spass am Autofahren. Auf der anderen Seite wird ihre Haltung zu diesen Fahrzeugen zunehmend von Ängsten, Unsicherheiten und umwelt- sowie verkehrspolitischen Gedanken geprägt. Das schreibt die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) in ihrem Branchenreport für das Jahr 2024, der auf Basis einer repräsentativen Umfrage von knapp 5000 Personen zum Autokauf und Werkstattverhalten zustande kam.

Knapp die Hälfte der Autobesitzer fürchtet, sich wegen hoher Kosten bald kein vierräderiges Fahrzeug mehr leisten zu können. Aber möglicherweise ist das sogar gewollt. Elon Musk zum Beispiel träumt schon lange davon, nicht mehr alle Fahrzeuge zu verkaufen, sondern sie der Allgemeinheit gegen Entgelt nur noch zur Nutzung zur Verfügung zu stellen.  

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Die Neuwagenpreise sind deutlicher gestiegen als bei gebrauchten Fahrzeugen. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Eine Meinung zu

  • am 23.12.2024 um 20:56 Uhr
    Permalink

    Hier wurde ein wichtiger Grund, für die Bevormundung des Fahrers, langweilige Autos, hohe Preise und hohes Gewicht aber leider nicht erwähnt: Die Regularien des Gesetzgebers. Diese verlangen teils zurecht, teils debattierbar, einen hohen Sicherheitsstandard. Da bleibt den Herstellern ein immer geringerer Spielraum.

    Der andere Faktor ist der Kunde. Er will immer dickere Autos, immer mehr PS.
    Es gibt noch Autos wie den Suzuki Swift, Kia Picanto, Fiat Panda etc. Gekauft wird aber lieber ein Auto mit mindestens 200 PS.

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