How China winning its war against pollution

Kohlekraftwerk der China Guodian Corporation in der Stadt Datong. Saubere Luft sieht anders aus. © ChinaImages/Depositphotos

Energiewende? In China schiessen Kohlekraftwerke aus dem Boden

Christof Leisinger /  Europa setzt auf saubere Energien. Dagegen nimmt die globale Nachfrage nach fossilen Energieträgern ungebremst zu, primär in Asien.

Die Europäer bemühen sich krampfhaft und unter Inkaufnahme hoher Kosten, energie- und klimaneutral zu werden. Was aber, wenn es weltweit keiner so richtig mitkriegt? Wenn sich die viel gerühmte Energiewende der «willigen Industriestaaten» praktisch kaum bemerkbar macht, weil die globale Nachfrage nach fossilen Energieträgern ungebremst zunimmt und einen Rekord nach dem anderen bricht?

Saubere Umwelt? Die Schwellenländer brauchen immer mehr fossile Brennstoffe

Tatsächlich ist der Blick auf die Entwicklung des globalen Energieverbrauchs ernüchternd. Wie er glasklar zeigt, tragen die Erneuerbaren bisher nur einen winzigen, wenn auch wachsenden Teil zur Deckung des Bedarfs bei. Dagegen nimmt der Konsum der fossilen Brennstoffe in den Entwicklungs- und Schwellenländern ungebremst zu. Das gilt vor allem auch für die Kohle, einen der «schmutzigsten» Energieträger überhaupt.

Kohle ist nach wie vor von zentraler Bedeutung für die Weltwirtschaft. Das mag absurd klingen, schliesslich befinden wir uns im Zeitalter der Klimakrise. Doch trotz aller Sonnenkollektoren, Windräder, Elektroautos und staatlicher Anreize für den Umweltschutz hat die Welt noch nie so viel Kohle verbraucht wie in diesen Zeiten.

Kohlekraftwerke asdf
In Asien schiessen die Kohlekraftwerke aus dem Boden. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

Die Ironie ist, dass die Energiewende und die gigantischen Investitionen in die Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz diesen Trend sogar noch verstärken. Da die Welt alles elektrifiziert und massiv auf den Bau energiehungriger Rechenzentren setzt, steigt die Nachfrage nach Strom rapide an. Ein Teil des Nachfragewachstums mag durch erneuerbare Energiequellen oder die Renaissance der Kernenergie gedeckt werden, aber Kohle wird immer noch gebraucht. Primär, weil sie eine verlässliche, insbesondere auch in den Augen vieler Schwellenländer günstige Energielieferantin ist.

In China pusten mehr und mehr Kohlekraftwerke CO2 in die Luft

So kommt es, dass Kohlekraftwerke im Westen verpönt sind und immer mehr davon abgeschaltet werden. Dafür schiessen sie in den bevölkerungsreichen Staaten Asiens nur so aus dem Boden. Das zeigt der Global Coal Plant Tracker, der vom gemeinnützigen und stiftungsfinanzierten Global Energy Monitor veröffentlicht und regelmässig aktualisiert wird. Dieser zeigt, dass sich in Indien, Indonesien und vor allem auch in China hunderte solcher Anlagen in Planung oder im Bau befinden. Im vergangenen Jahr erweiterte das Land die Kohlestrom-Produktionskapazität fast um 44 Gigawatt.

Die Nachfrage nach Kohle in China sei nach wie vor hoch. Derzeit werde eine von vier global verbrauchten Tonnen an Kohle zur Stromerzeugung im Land der Mitte verbrannt, erklären die Fachleute von der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris. Die Regierung dränge zwar auf eine Verringerung der Emissionen und eine Verbesserung der Luftqualität durch die Umstellung auf Gas in Industrie und Privathaushalten. Aber Chinas «Kohle-Kraftwerksflotte» sei noch jung, und immer noch zehnmal grösser als die gasbefeuerten Anlagen.

China co2
Im Land der Mitte gehen die Emissionen derzeit durch die Decke. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

Wen wird auf dieser Basis überraschen, dass die CO2-Emissionen trotz aller Bemühungen immer weiter zunehmen? Im vergangenen Jahr erreichten sie einen Rekordwert von knapp 38 Milliarden Tonnen. Das dramatische daran: Der Ausstoss Chinas hat sich in den vergangenen 20 Jahren nicht nur verdreifacht, sondern diese Dynamik ist bisher ungebrochen. Das Land stösst heute rund ein Drittel aller Klimagase dieser Art aus, während der Ausstoss in den Industriestaaten allmählich zurückgeht.

So lassen sarkastische Kommentare denn auch nicht lange auf sich warten. «Solange Asien fast 1000 neue Kohlekraftwerke baut, ist es egal, was wir im Westen gegen den Klimawandel tun. Selbst wenn wir Grossbritannien, Deutschland oder Spanien ins Mittelalter zurückversetzen würden, wie es sich die linksgrünen Degrowth-Freaks erträumen, hätte das kaum Auswirkungen auf das Klima», schreibt Investment-Kommentator Michael Arouet zynisch. «Stellen Sie sich vor, Frankreich, Taiwan oder die Vereinigten Arabischen Emirate würden ihre Kohlendioxidemissionen in ein paar Jahren eliminieren – und niemand würde es merken,» heisst es in einer Kolumne von Bloomberg Green.

Westliche Konsumenten sind für Chinas Umweltbilanz mitverantwortlich

Zyniker zeigen also auf die rasch wachsenden Staaten in Asien und machen sie zu klimapolitischen Sündenböcken. So einfach ist es allerdings nicht. Schliesslich hat sich Asien in den vergangenen 20 Jahren zu einem wesentlichen Produktionsstandort gemausert. Und vieles, was dort hergestellt wird, gelangt später über den Export in den Westen oder auch in andere Teile der Welt. Folglich sind die westlichen Konsumenten der in China herstellten Güter massgeblich mit für die problematische Energie- und Klimabilanz des Landes in der Mitte mitverantwortlich. Würden sie weniger Produkte mit dem Zeichen «Made in China» kaufen, würde sich neben der Klima- wohl auch der Handelsbilanzüberschuss Chinas verringern. Trumpsche oder europäische Zölle wären dann vielleicht gar nicht mehr nötig.

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Es dauert wohl noch lange, bis die fossilen Energieträger ersetzt werden können. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

Die andere Seite: China führt die Welt bei erneuerbaren Energien an

China, auf der einen Seite mit seinen massiven Investitionen in Kohlekraftwerke ein grosser Klimasünder, hat die Welt in puncto erneuerbare Energien weit hinter sich gelassen. Journalist und Buchautor David Wallace-Wells verweist auf beeindruckende Zahlen, die das rasante Wachstum der chinesischen Kapazitäten verdeutlichen. Die Welt ausserhalb Chinas mache ebenfalls Fortschritte, aber wesentlich langsamere. Siehe: Energiewende: China führt die Welt an


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9 Meinungen

  • am 14.12.2024 um 10:16 Uhr
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    Heute auf Srf, die «Dunkelflaute» beschert Deutschland einen Stromengpass, keine Sonne und kein Wind. Wer nur auf diese Stromerzeuger setzt, spielt ein gefährliches Spiel. Sehr teurer Strom und die Gefahr von Blackouts. Ganz realistisch kann nicht nur auf diese beiden Energieerzeugungen gesetzt werden, wenn man ein funktionierendes, modernes Land ist. Vielleicht in ein paar Jahrzehnten mal, aber da gibts auch andere Probleme dabei. Auch hier sollte Pragmatismus vor Ideologie stehen, schwieriges Unterfangen in der heutigen Zeit. Dass die Schwellenländer einen gewaltigen Aufholbedarf haben ist schon lange klar und lässt europäische Bestreben ins leere laufen aus globaler Sicht. Wenn wir deutsche Verhältnisse verhindern könnten, ist schon viel erreicht. Interessant ist auch, dass Klausis Wef Agenda 2030 genügend Strom zu tiefen Preisen vorsieht, da sind wir unterdessen weiter von entfernt, als vor 4 Jahren.

    • am 14.12.2024 um 21:09 Uhr
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      Es ist halt einfach nicht so, dass wir nur auf diese Energieerzeugungsformen setzen. Und für solche Extremsituationen ein Gas- oder Kohlekraftwerk in Reserve zu halten, verbietet erstens niemand, ist zweitens noch immer billiger und opportuner als ein AKW, und drittens für die kurze notwendige Überbrückungszeit auch aus Sicht CO2-Emission vollkommen ok, wenn wir dafür den Rest des Jahres dekarbonisiert unterwegs sind. Also analog zum Fressen in der Weihnachtszeit.

  • am 14.12.2024 um 11:50 Uhr
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    In Deutschland steht die Wirtschaft vor dem Kollaps. Hunderttausende Stellen gehen verloren wegen ideologischen grünen Träumereien. Für Rüstung, Infrastrukturunterhalt, Gesundheitswesen, Bildung fehlt das Geld, während man Hochöfen auf grünen Wasserstoff umrüsten will, mit Milliardenkosten pro Hochofen (allein bei Krupp müssen 5 weiter Hochöfen umgerüstet werden). Der grüne Wasserstoff wird eine sehr teure Energiequelle sein, er ist eine Vision, die vielleicht gar nie wahr wird. Immense Steuergeldverschwendung bei Überkapazitäten in der Stahlherstellung – wer kauft superteuren Stahl? Merkel versprach, ihre Energiewende koste pro Familie und Jahr 20 €. Heute, lange vor Vollendung, kostet sie pro Kopf und Woche soviel! Anstelle versprochener wendeinduzierter Prosperität, Stagflation! Anstelle versprochener Arbeitsplätze, Arbeitslosigkeit. Es gab mal T-Shirts mit Aufdruck: «Und wer schützt mich vor den Grünen?». Europa als Weltenretter ist auf Allmachtphantasien beruhender Grössenwahn.

    • am 14.12.2024 um 22:17 Uhr
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      Und was, wenn verlorene Arbeitsplätze gar nicht mit herbeigeredeten hohen Energiepreisen und – auch wenn die Grünen immer Schuld sind – gar nichts mit den Grünen zu tun haben, sondern eben wie im Zeitalter der Stahlüberkapazitäten mit Produkten, die niemand mehr kaufen will? Wie zum Beispiel VW-Verbrenner? Deshalb haben es die modernen deutschen Auto-Manager ja ganz gut. Die CEOs von Nokia, Grundig oder Kodak hatten keinen grünen Wirtschaftsminister, dem sie die Folgen ihrer Stümperei in die Schuhe schieben konnten.

  • am 14.12.2024 um 12:39 Uhr
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    Und mit diesem Strommix werden Sonnenkollektoren hergestellt, welche schlussendlich auf unseren Dächern landen.
    Im Mittelland produzieren diese dann über die Lebensdauer bestenfalls die selbe
    Menge Energie wie sie für die Herstellung, den Transport, die Installation, Betrieb, Deinstallation und Recyling/Entsorgung aufgewendet wird.
    In anderen Worten: Man könnte gleich bei uns mit Kohle etc. heizen, es käme auf’s Selbe raus.
    Ist das klug?

    • am 15.12.2024 um 09:02 Uhr
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      Herr Ochsner, es ist ok, wenn Sie gegen Photovoltaik sind. Aber es ist nicht ok, wenn Sie Fake News verbreiten, welche schon so verstaubt sind, dass sie in der hintersten Ecke des Gruselkabinetts der Atombefürworter gelegen haben müssen.

  • am 14.12.2024 um 12:45 Uhr
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    Wenn bei der CO2 Emission immer noch Länder miteinander verglichen werden, ohne die Bevölkerungszahl zu berücksichtigen, verstellt das den Blick auf das Wesentliche. China hat natürlich einen höheren CO2 Ausstoß als Luxemburg, Monaco oder die Schweiz, es leben dort schließlich auch mehr Menschen. Und den Blick ausschließlich auf Kohle zu richten ist ebenfalls sehr einseitig. Jedes Land nutzt die Quellen, über die es verfügt. Katar stößt mehr als das Vierfache an CO2 pro Kopf aus als China, Luxemburg immerhin das Doppelte. Ist das CO2 aus Erdöl (Katar) wirklich weniger schädlich als das aus Kohle. Die Schweiz könnte als Musterland mit 4 Tonnen CO2 pro Kopf gelten, wenn nicht jeder Schweizer Waren importieren würde, die pro Kopf 8 Tonnen C02 in einem anderen Land verursachen würden.

  • am 15.12.2024 um 10:37 Uhr
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    Der Zubau von Kohlekraftwerken in China wird oft thematisiert. Dass China aber auch alte
    Kraftwerke zurückbaut wird selten erwähnt (Es gibt auf Youtube Videos von spektakulären Abrissen mittels Sprengung).
    Viele der alten -ehemals in Stadtnähe gebauten- Kraftwerke sind durch Städtewachstum in Zentrumsnähe gerückt
    und werden stillgelegt.
    Ich erwarte von ausgewogenen Berichten eine Bilanzierung von Neubau und Stilllegung. Neue Kraftwerke
    werden vermutlich bessere Wirkungsgrade und Abgasreinigung aufweisen.
    Was die Bildunterschrift betrifft: Zumindest aus den Kühltürmen steigt beinahe ausschliesslich Wasserdampf.

    • Christof Leisinger
      am 15.12.2024 um 11:58 Uhr
      Permalink

      … siehe Text und Grafiken: Die Kohlestrom-Produktionskapazität Chinas nimmt NETTO zu, der Kohleverbrauch steigt auf extrem hohem Niveau, der CO2-Austoss wird immer grösser – geht’s noch ausgewogener?

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