Rösti-Arena

Nicht immer bodenständig: Bundesrat Albert Rösti in der Arena. © SRF Arena

Autonomes Fahren: Rösti rast live ins Land der Träume

Pascal Sigg /  Entgegen Aussagen des Bundesrats zeigt die umfangreichste Studie: Auch autonomes Fahren dürfte mehr Verkehr bringen.

Wie ist das Stauproblem ohne Autobahnausbau sozial- und wirtschaftsverträglich zu lösen? So lautete die Frage in der SRF-Arena zum Autobahnausbau. Jelena Filipovic, Co-Präsidentin des VCS, beantwortete sie ausweichend und gab sie an Bundesrat Albert Rösti weiter.

Auch er kam ins Schleudern.

«Wir entwickeln intelligente Lösungen», sagte der ehemals offizielle Auto- und Ölindustrie-Lobbyist. Und damit meinte er: Dass die Schweiz gesetzlich vorbereitet sei auf autonomes Fahren, obschon die Technologie noch nicht so weit sei.

Damit begab sich Rösti ins Reich der Träume. Und nutzte die Ausfahrt für Propaganda. Denn Rösti muss wissen, dass selbstfahrende Autos keine intelligente Lösung fürs Stauproblem sein können. Die umfangreichste Analyse zu den Auswirkungen autonomen Fahrens auf den Verkehr stammt aus seinem Bundesamt für Strassen. Und sie kommt zum Schluss, dass automatisierte Fahrzeuge ziemlich sicher für mehr Verkehr sorgen würden.

Im Fazit der über 200-seitigen Studie heisst es:

«Automatisierte Fahrzeuge könnten – sofern die eher optimistischen Annahmen bezüglich ihres raumzeitlichen Platzbedarfs gelten – Verkehrsengpässe mindern, durchschnittliche Reisezeiten senken und Reisekomfort sowie Nutzen für Verkehrsteilnehmende erhöhen.»

«Dies gilt allerdings nur, wenn auch der Privatfahrzeugbesitz drastisch zurückgeht. Automatisierte Fahrzeuge werden – auch mit einem drastischen Rückgang im Privatfahrzeugbesitz – sehr wahrscheinlich zu einer deutlichen Zunahme der Fahrleistung auf der Strasse führen, was für Umwelt, Anwohnerinnen und Anwohner sowie schwächere Verkehrsteilnehmende eher schädlich wäre.»

Verantwortlich für die Studie war der emeritierte ETH-Professor Kay Axhausen. Am Tag nach der Arena-Ausstrahlung sagte er im Interview mit der Republik, dass der Schweiz ein Gesamtverkehrskonzept fehle.

«Diese Gesamtschau braucht es, um zu verhindern, dass die Politiker und die Bevölkerung Träumen hinterher­laufen. Der stetig fliessende Autobahn­verkehr ist ein solcher Traum, ein sehr verlockender sogar. Aber er hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun.»

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Pascal Sigg

Pascal Sigg ist Redaktor beim Infosperber und freier Reporter.

5 Meinungen

  • am 2.11.2024 um 13:12 Uhr
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    Nicht nur Rösti ist auf dem Holzweg. Gesamtbundesrat und involvierte Ämter verfahren hier auf eine grobe Art und Weise über unsere Köpfe hinweg, plant mit ungeheurer Reichweite, geht ein ungeheures Risiko für uns alle ein. Der behauptete Nutzen beruht vollständig auf Projektionen und nirgends auf Eviden. Er will viele interessierte Kreise bedienen – allen vorab die Mobilfunkindustrie (die das Ganze steuern soll und dafür die Daten bekommt) und die Autoindustrie (die endlich ein neues Argument für die Weiterbenutzung ihrer Produkte hat).
    Dabei wird auf die Umwelt nicht Rücksicht genommen, die schon unter dem Bau der Mobilfunknetze und den sicher notwendigen Anpassungen des Strassenraums leidet.
    Zudem wird faktenfrei behauptet, dass die Verkehrsunfälle weniger würden. Das Gegenteil ist richtig, wie andere Unfallforscher belegten.
    Die Schweiz hat die Aarhus-Konvention 2014 unterzeichnet. Projekte dieser Dimension müssen darum eindeutig demokratischer Mitwirkung unterzogen werden.

  • am 2.11.2024 um 16:19 Uhr
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    Und wenn dann die autonnom fahrende Autos gehackt sind und Unfälle bauen ist es auch schon wieder vorbei. Eine zukunftsträchtige Lösung : Ein vollintegriertes Mobility-Pricing, inklusive öffentlichen Verkehr : Anwendung marktwirtschaftlicher Preismechanismen im Verkehr. Bedeutet einen höheren Grad an Benutzerfinanzierung, eine stärkere Preisdifferenzierung nach Zeiten und Strecken sowie Investitionsentscheide, die auf Kosten-Nutzen-Erwägungen basieren, nicht auf einem föderalen Wunschkonzert. Mobility Pricing ist keine Technologie, sondern ein ökonomisches Prinzip, und bedeutet möglichst grosse Kostenwahrheit – ein Prinzip, das sonst grosse Zustimmung geniesst. Die LSVA ist eine Mobility-Pricing. Sie funktioniert in der Schweiz seit Jahren und ergibt jährlich 15 Milliarden Einnahmen. Dazu benötigt es aber Weitblick.Der Blick an die Windschutzscheibe reicht nicht.

  • am 3.11.2024 um 09:17 Uhr
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    Wir sind ein kleines Land und haben keinen Platz für weitere Strassenbauten.
    Wenn schon, dann müsste wie bei den Hausbauten in die Höhe gebaut und Strassen über einander konstruiert werden.
    Wann liefert die Technik endlich brauchbare Konzepte, damit die Verschleuderung von Kulturland gebremst wird?
    Deshalb stimme ich konsequent NEIN !

    • am 3.11.2024 um 20:21 Uhr
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      autonomes denken bringt uns weiter.

  • am 4.11.2024 um 17:33 Uhr
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    Selbstverständlich könnte optimales automatisches Fahren auf Autobahnen die Kapazität vergrösseren bei gleichzeitig mehr Sicherheit (wozu es dann gerade *nicht* mehr Spuren braucht), weil die Autos in engen Päckchen fahren könnten, ohne Stau zu machen. Aber vermutlich nur wenn bei allen Autos kompatible und funktionierende System eingebaut sind. Das geht wohl noch sehr lange falls es überhaupt kommt. Und wenn es funktioniert, gibt es selbstverständlich mehr Verkehr, da nun auch Leute ohne Fahrausbildung ein Auto benutzen können.
    Wie auch immer, ein Ausbau der Autobahnen in der heutigen Zeit ist schlicht Irrsinn.

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