«Frau Nimmermüde spielt wahrscheinlich auch mit 38 Grad Fieber»
Beim Fussball-Länderspiel zwischen der Schweiz und Australien im Zürcher Letzigrund: Die St. Gallerin Larina Baumann hatte soeben die Latte getroffen. Und die SRF-Leute kommentierten:
Calvin Stettler (Sportreporter): «Stell dir vor, was hier los gewesen wäre, wenn Baumann den getroffen hätte. Frau Nimmermüde beim FC St. Gallen – die spielt eigentlich immer. Die spielt wahrscheinlich auch, wenn sie 38 Grad Fieber hat. Die sagt: ‹Nein, heute ist Spieltag, ich bin da.› Larina Baumann …»
Rachel Rinast (Expertin und ehemalige Fussballerin): «Das wäre aber nicht gut …»
Calvin Stettler: «Ja, das stimmt, das stimmt.» (Wechselt sogleich das Thema.) «Aber sie hat auch in der Women’s Super League übrigens noch nie getroffen. Das wäre also ihr erstes Tor gewesen auf der grossen Bühne. Larina Baumann …»
Rachel Rinast: «Also, alle jungen Sportlerinnen und Sportler, die jetzt zuhören: Nicht mit Fieber und auch nicht mit Erkältung trainieren. Das geht aufs Herz.»
Calvin Stettler: (Murmelt etwas Unverständliches.)
Rachel Rinast: «Also gut. Aber ich werde auch älter und auch vernünftiger. Deswegen möchte ich da gerne an alle jungen Sportlerinnen und Sportler appellieren.»
Calvin Stettler tat so, als wäre es löblich, wenn sich Sportler auch mit Fieber durchbeissen und trainieren oder Wettkämpfe bestreiten. Doch es wäre nicht löblich, sondern dumm.
Stettlers Aussage zeugt von grosser Ahnungslosigkeit. Sport und Fieber sind eine gefährliche Kombination. Bei Fieber ist Sport absolut tabu – und zwar in jeglicher Form. Es besteht die Gefahr einer Herzmuskelentzündung. Eine Herzmuskelentzündung kann unter Belastung zum plötzlichen Herztod führen – auch bei jungen Menschen.
Das bekommt eigentlich jeder junge Sportler, jede junge Sportlerin mit auf den Weg. Erstaunlich, dass ein SRF-Sportreporter nicht Bescheid weiss. Deshalb die Fragen an SRF:
- «Müssten SRF-Sportreporter nicht wissen, dass Sport bei Fieber gefährlich ist?»
- «Tragen SRF-Sportreporter nicht eine gewisse Verantwortung für das, was sie am Mikrofon sagen?»
SRF übermittelte die Antwort von Calvin Stettler: «Mit meiner Aussage wollte ich Larina Baumann keineswegs unterstellen, dass sie unverantwortlich handeln würde, sondern ihren Ehrgeiz und ihre Zuverlässigkeit zum Ausdruck bringen. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass man sich mit Fieber nicht sportlich betätigen sollte.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Genau so hab ich es empfunden, wie es Herr Stettler in seiner Antwort erklärt. Wie kann man es nur anders deuten? Was steckt dahinter, Herr Diener?
Wo bittesehr «propagiert» Calvin Stettler lebensgefährliches Verhalten? Duden hätte geholfen.
– Und nein, er tat nicht so, als wäre es löblich, wenn sich Sportler auch mit Fieber durchbeissen. Calvin Stettler stellte einzig fest, dass Larina Baumann vergleichsweise oft und lange im Einsatz steht. Dass er diese Feststellung mit einer leicht überspitzten Bemerkung machte, ist nicht dumm, sondern harmlos.
– Und nein, Rachel Rinast wies Stettler nicht zu recht. Sie nahm seinen verbalen Ball auf und versenkte ihn mit einer nützlichen Info an die jungen Sportlerinnen und Sportler.
Ein kurzer, unterhaltsamer Dialog zwischen Kommentator und Expertin während eines 90-minütigen Fussballspiels. Mehr nicht. Reicht hier aber offenbar für eine schriftliche Abrechnung mit Calvin Stettler – unter einem Artikel über Corona-Sterblichkeit und über einem über Tech-Milliardäre im US-Wahlkampf.
Ich finde, man sollte jetzt nicht primär Herrn Stettler kritisieren, sondern Frau Rinast loben.
Herr Stettler war sich der Bedeutung dieser Sache wahrscheinlich nicht so bewusst. Frau Rinast hat die Gelegenheit genutzt, eine wichtige Botschaft ans Publikum (und wohl recht effizient ans Zielpublikum) zu bringen.