241014 NYT Schutzschilder

«New York Times»: Den 17-jährige Studenten Mohammed Shubenir missbrauchte das israelische Militär als Schutzschild. © NYT

Gaza: Militär nutzt gefangene Palästinenser als Schutzschilde

upg. /  Israels Soldaten zwingen sie, in Tunnels oder Gebäuden voranzugehen, wo Sprengsätze vermutet werden.

Das israelische Militär setzt in Gaza regelmässig gefangene palästinensische Zivilisten als menschliche Schutzschilder ein. Das berichtet die «New York Times» aufgrund von Zeugenaussagen von Soldaten und Häftlingen. Die Zeitung kommt zum Schluss, dass diese Praxis bisher regelmässig zur Anwendung kam. Sie verstosse sowohl gegen ein Urteil des israelischen Obersten Gerichtshof aus dem Jahr 2005, als auch gegen das humanitäre Völkerrecht. Das Völkerrecht verbietet den Einsatz von Zivilisten oder Kriegsgefangenen in militärischen Operationen, insbesondere in gefährlichen Situationen.

Einige israelische Offiziere hätten die Praxis damit gerechtfertigt, dass es sich bei den Gefangenen um Terroristen handle. Doch etliche von ihnen seien später ohne Anklage freigelassen worden.

Die «New York Times» zitiert den Fall des damals 17-jährigen Mohammed Shubeir. Israelische Soldaten hätten ihn gezwungen, an Orten seiner zerstörten Heimatstadt voranzugehen, wo Sprengfallen der Hamas vermutet wurden. 

Das israelische Militär habe Zivilisten wie Mohammed Shubeir oft auch mit verbundenen Augen und in Handschellen in gefährliche Situationen geschickt, um mögliche Bedrohungen beispielsweise bei Tunneleingängen oder in Tunnels zu identifizieren. Sie seien dem Risiko ausgesetzt gewesen, verletzt oder getötet zu werden, während israelische Soldaten sich hinter ihnen versteckten oder sie aus der Ferne überwacht hätten. 

Solche Verstösse gegen das Völkerrecht hätten mindestens elf Militäreinheiten in verschiedenen Teilen Gazas begangen – oft unter Beteiligung von Geheimdienstoffizieren. Das berichteten israelische Soldaten und palästinensische Häftlinge.

Einige israelische Soldaten, die an diesen Aktionen teilnahmen oder sie beobachteten, wandten sich an die Organisation «Breaking the Silence», um die Vorfälle öffentlich zu machen. Sie berichteten, dass es erhebliche logistische Unterstützung und das Wissen der Offiziere gegeben habe, welche die Einsätze koordinierten. 

Bisher seien keine Fälle bekannt geworden, bei denen eines dieser menschlichen Schutzschilder getötet worden sei.


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