Karl Lauterbach

Karl Lauterbach strebe «maximale Transparenz» an – sagte er. © cc-by-sa-4 Sandro Halank, Wikimedia Commons

Jetzt ist klar: Lauterbach hat beim RKI mitgeredet

upg. /  Das RKI hat das Corona-Risiko nicht «rein wissenschaftlich» eingestuft, wie Lauterbach stets behauptete. Die Politik mischte mit.

Die Bewertung der Risikosituation sei unter «fachaufsichtsrechtlicher Überprüfung» erfolgt. Neben «rein wissenschaftlichen Interpretationen» der Daten sei auch eine «Abschätzung der gesellschaftlichen Folgen im Rahmen der Risikobewertung erforderlich» gewesen. Das geht aus der neusten Stellungnahme von Lauterbachs Ministeriums hervor.

Konkret: Das Gesundheitsministerium hatte eine Empfehlung des Robert-Koch-Instituts abgelehnt, die Risikostufe im Mai 2022 von «sehr hoch» auf «hoch» herabzusetzen. Die Bevölkerung sollte nicht beruhigt werden, sondern sich aus Angst an alle behördlichen Massnahmen halten.

Die «Bild»-Zeitung» berichtete über diese Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage des Bundestagsvizepräsidenten Wolfgang Kubicki (FDP). «Bild» kommentierte am 20. September:

«Die RKI-Risikobewertung gab niemals den wissenschaftlichen Stand der Corona-Experten wieder. Sondern das Ministerium mischte mit und konnte offenbar entscheiden, die Risikostufe NICHT zu senken, falls dies unerwünschte ‹gesellschaftliche› Folgen hätte.»

Lauterbach behauptete mehrmals, die RKI-Experten nicht beeinflusst zu haben:

  • Im März erklärte der Gesundheitsminister: «In die wissenschaftlichen Bewertungen des Instituts mischt sich die Politik nicht ein, ich auch nicht.» Das RKI habe «unabhängig von politischer Weisung gearbeitet».
  • In den RKI-Protokollen steht jedoch im Frühling 2022, dass eine Senkung der Risikostufe trotz wissenschaftlicher Fakten «nicht erwünscht» sei. Und zwar offensichtlich von Karl Lauterbach.

Fehlende Transparenz

Bereits im August 2024 bemängelte Wolfgang Kubicki in einem offenen Brief die geringe Transparenz während der Corona-Pandemie. Er forderte eine umfassende Aufklärung – und legte dem SPD-Gesundheitsminister den Rücktritt nahe.

Grundlage für seine Kritik waren die entschwärzten Protokolle des Krisenstabs des RKI aus der Zeitspanne von 2021 bis zum Frühjahr 2022.  

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9 Meinungen

  • am 21.09.2024 um 08:17 Uhr
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    Der Artikel wirft ein negatives Licht auf den Gesundheitsminister. Das ist nicht gerechtfertigt. Demokratie erfordert das koodinierte Zusammenwirken ihrer Institutionen – dazu gehören die politischen wie auch die wissenschaftlichen (und aller anderen). Die Koordination ergibt sich nicht von selbst, sondern erfordert eine Institution, die die Fakten zu einem umsetzungsfähigen Konzept zusammenfaßt – nichts anderes ist die Regierung mit ihren Ministerien. Dort liegt dann auch die Letztverantwortung und in die gehen nicht nur reine Daten ein, sondern auch das ein, was Politik von Wissenschaft unterscheidet -ein Gespür für die psychologische Situation.Lauterbach hat das RKI offensichtlich in seiner wissenschaftlichen Methodik NICHT beeinflußt, aber die BEWERTUNG für seine politische Entscheidung (die Risikostufe) umformuliert – nicht unbegründet, denn zu oft wurde der Politik zu geringes Gefahrenbewußtsein vorgeworfen. Er hätte daraus keinen Hehl machen sollen.

    • Favorit Daumen X
      am 21.09.2024 um 10:01 Uhr
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      Wenn das RKI seine wissenschaftlichen Einschätzungen unabhängig macht, hätte es nicht auf Druck der Regierung auf das Herabsetzen der Risikostufe verzichten dürfen. Vielmehr hätte die Politik bzw. Lauterbach erklären müssen, weshalb sie oder er trotz dieser Herabsetzung an den Massnahmen festhält. Diese Transparenz darf die Öffentlichkeit fordern.

      • am 21.09.2024 um 10:49 Uhr
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        Mit dem letzten Satz meines Beitrages («…. Er hätte daraus keinen Hehl machen sollen.») treffe ich letztlich die selbe Feststellung wie Sie. Was ich wg. der 1000 Zeichen nicht unterbringen konnte, sei hier ergänzt :
        Eine abweichende Schlußeinordnung wie sie Lauterbach getroffen hat, erfordert natürlich Mut – und die Kraft, einen ev. folgenden «Gegenwind» auszuhalten. DAS hat sich Lauterbach aber wohl nicht zugetraut und DA würde ich ihn kritisieren.
        Er hätte es aber leisten können, DENN : auch die Wissenschaft war ja keineswegs einer Meinung, ist es bis heute nicht und über den Ursprung des Virus erst recht nicht. Also ganz allein hätte Lauterbach nicht gestanden. Das Ganze weist m.M. nach auf einen wichtigen Punkt hin : Die Notwendigkeit, die Zusammensetzung der POLITISCHEn Institutionen zu verbessern.
        Um der Kürze halber : «mehr Wissenschaftler, weniger Juristen und NUR-Politiker». Soweit ich weiß, hat der Virologe Steeck so einen Schritt geplant.

      • am 21.09.2024 um 19:05 Uhr
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        Kuriose Statement Herr Bosse. Wenn ein Artikel unwahre Aussagen eines unfähigen Ministers aufzeigt, dann ist das negative Licht, das dieser Artikel auf Lauterbach wirft, nicht gerechtfertigt?

      • am 22.09.2024 um 13:25 Uhr
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        Sie tun so, als gäbe es in der ganzen Corona-Einschätzung das Wahre und das NIcht-Wahre. So war es nicht und so ist es nicht – wie die noch immer weit streuenden Beurteilungen zeigern. Die zum Handeln beauftragten POLITIKER müssen also abwägen, welche Beurteilung sie nach AUSSEN transportieren – und dabei eben das abwägen, was der Wissenschaftler INTERN NICHT berücksichtigen muß : ich will es mal als massenpsychologischen Effekt bezeichen.Und DAS habe ich in meinem Kommentar deutlich gesagt und wüßte nicht, was daran «kurios» sein soll. Ich sehe mich jedenfalls nicht veranlaßt, dem Minister unlautere Absichten zu unterstellen und worin sich seine von Ihnen behauptete generelle Unfähigkeit offenbart – das sehe ich ebenfalls nicht. Alle Politik ist «Versuch und Irrtum». Ansonsten ist es Dogmatismus.

    • am 21.09.2024 um 19:04 Uhr
      Permalink

      Kuriose Statement Herr Bosse. Wenn ein Artikel die skrupellosen Lügen eines unfähigen Ministers aufzeigt, dann ist das negative Licht, das dieser Artikel auf Lauterbach wirft, nicht gerechtfertigt?

  • am 21.09.2024 um 14:40 Uhr
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    Hr. Lauterbach ist vollkommen selber schuld, wenn man ihn nach dieser Zeit in einem negativen Licht sieht. Er hat in dieser Zeit völlig empathielos durchregiert. Er hat falsche Informationen getwittert und dies noch wochenlang in Talkshows wiederholt. Stichwort nebenwirkungsfreie, gratis Impfung, die effektiv sei. Da war alles falsch, mindestens teilweise. Schweden, die weder Lockdown noch Maskenpflicht kannten, kamen besser durch diese Zeit. Auch hat die Maskenpflicht in Deutschland, welche fast ein Jahr länger dauerte als hier in der Schweiz, rein gar nichts verhindert. Es war einfach Ausdruck einer grassierender, staatlicher verordneter Panikstimmung. Ich empfehle Interviews mit dem Datenanalyst Tom Lausen, der hat harte Zahlen und nicht irgendwelche Modellierungen.

  • am 22.09.2024 um 07:12 Uhr
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    Herr Gasche, wie sollte das RKI als weisungsgebundene Behörde dem Gesundheitsminister widersprechen? Deutschen Beamten bleibt in solchen Konfliktsituationen nur die Remonstration, ein zahnloses Werkzeug, was am Sachverhalt letzten Endes nichts verändern wird.
    Und lief es denn in der CH mit Berset so wesentlich anders? Dazu haben wir bis heute rein gar nichts erfahren. Wie ich schon anderweitig hier erwähnt hatte, sah sich die SRG nicht einmal genötigt, über die RKI-Files zu berichten, obwohl das BAG unter Berset ständig Bezug auf RKI-Entscheidungen genommen hatte, um ihre Politik zu legitimieren. Passiert ist in dieser Hinsicht meines Wissens nach bis heute nichts, obwohl die SRG neulich dafür gerüffelt worden ist.
    Auch Ihr Artikel hier beschränkt sich auf die Situation in D, zum ganzen irrsinnigen Massnahmenterror und dessen vermeintliche wissenschaftliche Legitimation in der Schweiz – kein Wort. Tut mir leid; aber das ist nicht besonders aufrichtig.

  • am 24.09.2024 um 02:12 Uhr
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    Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat beim RKI mitgeredet. Dieser Satz ist in Bezug zur Sache beschönigend. Karl Lauterbach hat in dieser Sache bewusst geschummelt und die Sachverhalte verschleiert, so wie das Lage-Management des Robert Koch Instituts auch. Jetzt – im Nachhinein – kommt endlich Licht ins Dunkel und dies auch nur durch massiv öffentlichen Druck.

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