Mpox: Professoren verbreiteten Falschinformationen auf Twitter
Im Mai 2022 berichteten europäische und US-Gesundheitsbehörden von Affenpocken-Erkrankungen. Die Erkrankungszahlen stiegen dort bis in den Sommer 2022 und sanken dann wieder. Im August 2024 hat die WHO nun wegen einer neuen Affenpocken-Variante eine weltweite Notlage ausgerufen, die höchste Alarmstufe.
Wer sich auf Twitter dazu informieren will, sollte vorsichtig sein – selbst dann, wenn der Absender ein bekannter Medizinprofessor, Epidemiologe oder sogar der frühere Sanitätsinspekteur der Vereinigten Staaten ist, der oft in den Medien zitiert wird. Denn fast alle Tweets solcher hochangesehenen Personen erwiesen sich 2022 in Bezug auf Kinder als falsch.
Das ergab die Auswertung von 262 Tweets, die von Mitte Mai bis Mitte September 2022 zum Thema Affenpocken und ihren Folgen für Kinder und Schüler abgesetzt wurden. Sie stammten von Ärztinnen, promovierten Wissenschaftlern, Pflegekräften, Medizinjournalisten, Apothekerinnen und weiteren Fachleuten, von denen ein Laie annehmen darf, dass sie kompetent twittern.
Doch das war nicht der Fall: Auf einen Tweet mit korrekter Information kamen durchschnittlich 4,6 Tweets, die Falsches verbreiteten, zeigte die in «BMJ Pediatrics Open» veröffentlichte Auswertung. Anstatt klarzustellen, dass Kinder in den USA 2022 nicht zu den Risikogruppen gehörten, schürten die Tweets Ängste, indem sie das damalige Risiko für US-Schüler übertrieben gross darstellten oder US-Schulen zu gefährlichen Infektionsorten hochstilisierten.
Prominenter Absender
Jerome Adams wurde während der Corona-Pandemie in seiner damaligen Funktion als Leiter des US-Gesundheitsdiensts von vielen Medien – auch in der Schweiz – zitiert. Twitter ist für viele Journalisten eine wichtige Informationsquelle.
Die Tweets der Gesundheitsfachleute sagten zum Beispiel voraus, dass sich die Affenpocken im Sommer 2022 in US-Schulen weit herum ausbreiten würden. Die Experten rieten auf Twitter auch, US-Kinder sofort gegen Affenpocken zu impfen oder die Schulen wegen der sich anbahnenden Affenpocken-Epidemie zu schliessen. Alle Tweets dieser hochgebildeten Personen stellten die Gefahr für die Jüngsten grösser dar, als sie damals tatsächlich war.
Das Gros der Erkrankten waren Männer
Dabei war es zu jenem Zeitpunkt so, dass mehr als 95 Prozent der Infektionen mit Affenpocken Männer betrafen, und zwar fast ausschliesslich solche, die Sex mit anderen Männern hatten. Mehrere Fachleute, darunter der US-Epidemiologe Lao-Tzu Allan-Blitz, argumentierten damals in der Fachzeitschrift «Clinical Infectious Diseases», dass Mpox überwiegend beim Sex übertragen werde und daher als sexuell übertragbare Erkrankung einzustufen sei.
Im Herbst 2022 verebbte der damalige Ausbruch, die vorhergesagten Massenausbrüche an Schulen blieben aus.
Doch selbst im September 2022 kamen auf einen Tweet mit richtiger Darstellung noch immer drei, die falsche Informationen oder übertriebene Prognosen zu den Affenpocken bei Kindern verbreiteten. Und das sogar von Experten, die von Twitter als Zeichen ihrer Seriosität ein «blaues Häkchen» bekamen.
Falsche Informationen erreichten viel mehr Menschen
Die Tweets mit korrekten Einschätzungen erzielten eine viel kleinere Reichweite als die Angst machenden, die das Risiko für Kinder übertrieben darstellten. Die Absender der richtigen Informationen hatten nur rund 1,5 Millionen Follower. Ihre akkurat abgefassten Tweets erhielten bloss etwa 7000 «Likes».
Die Absender der Falschinformationen dagegen kamen auf insgesamt über acht Millionen «Follower». Ihre Darstellungen erhielten durchschnittlich rund 200’000 «Likes».
Dazu zählte auch der US-Professor Eric Feigl-Ding. Von der «New York Times» bis zu «watson.ch» beriefen sich während der Corona-Pandemie viele Medien auf ihn, die Tamedia-Zeitungen bezeichneten ihn als «profilierten» US-Epidemiologen und Gesundheitsökonomen. Seine Tweets zu Corona wurden nicht nur vom deutschen Gesundheitsminister Karl Lauterbach wiederholt weiterverbreitet, sondern auch von Journalistinnen und Journalisten zitiert.
Positiv hob sich der Medizinreporter Benjamin Ryan ab: Von seinen 14 Tweets zu Affenpocken und Kindern waren alle korrekt. Das kommt sogar in der unten stehenden Grafik zum Ausdruck.
Allerdings passierte auch Ryan ein Lapsus: In einem seiner Tweets fehlte ein höchst wichtiges «n». Der Affenpocken-Ausbruch 2022 betraf nicht, wie er versehentlich twitterte, «fast ausschliesslich Männer, die Sex mit ihm («with me») haben», sondern fast ausschliesslich Männer, die Sex mit Männern («with men») hatten.
Bericht der afrikanischen Gesundheitsbehörde zum aktuellen Mpox-Ausbruch 2024
Die meisten Mpox-Erkrankungen betreffen derzeit die Demokratische Republik Kongo. Heterosexuelle Übertragung, insbesondere durch Prostituierte, treibe den Ausbruch dort voran. Unterernährung und HIV-Infektionen erhöhten die Empfänglichkeit für Mpox, schreiben Mitarbeitende der afrikanischen Gesundheitsbehörde Africa CDC in «The Lancet Global Health». Sie weisen auf die teilweise starke Zunahme der Mpox-Erkrankungen und den vergleichsweise hohen Anteil Minderjähriger hin. Hier die offiziellen Zahlen zu Mpox-Erkrankungen der Afrika CDC von Januar bis Juli 2024:
Land | Mpox-Verdachtsfälle | bestätigte Erkrankungen | Mpox-Todesfälle | Anteil der Personen unter 15 Jahren bei Erkrankungen / Todesfällen |
---|---|---|---|---|
Demokratische Republik Kongo (Stand 30.7.2024) | 13’791 | 2628 | 450 | 68 % / 85 % |
Burundi (Stand 28.7.2024) | 8 | 0 | ||
Kamerun | 30 | 5 | 2 | |
Zentralafrikanische Republik | 185 | 28 | 0 | |
Kongo | 19 | 127 | 1 | 56 % / keine Angabe |
Ghana | 4 | 0 | ||
Liberia | 5 | 0 | ||
Nigeria | 24 | 0 | 50 % / 0 | |
Ruanda (Stand 25.7.2024) | 2 | |||
Südafrika (Stand 13.5.2024) | 22 | 3 |
Es gebe noch viele Fragen zum jetzigen Ausbruch und die Anzahl der Infektionen werde wahrscheinlich unterschätzt, insbesondere bei Randgruppen, vermutet der US-Epidemiologe Lao-Tzu Allan-Blitz. Dies würde den tatsächlichen Anteil der Fälle bei Kindern verändern. Allan-Blitz beobachtet das Geschehen genau. «Abgesehen davon gibt es im Vergleich zum Ausbruch von 2022 nun eindeutig mehr Übertragungen unter Kindern, was wahrscheinlich auf nicht-sexuelle Übertragungen in Haushalten aufgrund von engem Körperkontakt* zurückzuführen ist.»
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*In einer früheren Fassung stand hier leider fälschlicherweise «Arztkontakt». Lao-Tzu Allan-Blitz schrieb in seiner Antwort «close physician contact». Nachträglich stellte sich heraus, dass es sich um einen Tippfehler handelte. Gemeint war «close physical contact».
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Wieder mit der gleichen Masche ‚testen, testen, testen, impfen, impfen, impfen …. und das Geschäft mit der Angst bedienen, anstatt gesunderhaltende, würdige Lebensbedingungen zu schaffen.
Die Pasteur zugeschriebene Aussage: «Die Mikrobe ist nichts, das Milieu ist alles» gilt es auch auf
gesunderhaltende, würdige Lebensbedingungen hin zu erweitern.
Es ist schon grotesk: Ganze sechs Todesfälle ausserhalb des einen Landes, wo der lokale Ausbruch offensichtlich stattfindet, und die WHO verkündet eine «weltweite Notlage».
Wie lange dauert es noch, bis alle merken, dass man einer solchen Organisation keine Entscheidungskompetenzen in die Hände geben sollte?
Wikipedia über die Weltgesundheitsorganisation: «Ein Problem sehen Kritiker in der Finanzierung. 2014 berichtete Frontal21, dass vom Jahresbudget der WHO von etwa 4 Mrd. US-Dollar allein etwa 3 Mrd. US-Dollar freiwillige Beiträge seien, darunter auch größere Spenden von Unternehmen, insbesondere aus der Pharmabranche…» Könnte wohl heissen, die Pharmaindustrie dirigiert die WHO mit dem Ziel die Umsätze und Gewinne steigern zu können. Im Artikel steht unteranderem «Was von Fachleuten zu den Affenpocken und ihren Folgen für Kinder verbreitet wurde, war grösstenteils falsch.» Vereinfacht ausgedrückt: mit angemessenen PR-Massnahmen werden die Voraussetzungen geschaffen, damit die Weltgesundheitsorganisation aktiv werden muss und die Pharmakonzerne können Profite machen?
Gunther Kropp, Basel