Der Genozid in Gaza oder der Bankrott der westlichen Werte
upg. Der Autor ist Journalist und Buchautor und gegenüber dem Zionismus kritisch eingestellt. Er stützt sich hier auf das neue Buch von Johannes Zang: «Kein Land in Sicht? Gaza zwischen Besatzung, Blockade und Krieg».
Westliche Waffen für die grosse Abrechnung mit der «Achse des Bösen»
Der Nahe Osten steht am Abgrund: Israels Politiker und Militärs haben alle Hemmungen abgelegt. Im Gazastreifen haben Israels Politiker und Militärs einen Genozid begangen und sind dabei, ihn fortzusetzen – wohl mit dem Ziel, die restlichen Palästinenser endgültig aus dem Streifen und auch aus dem Westjordanland zu vertreiben. Eine neue ethnische Säuberung ist also in vollem Gange.
Zudem haben die Israelis Führer des Hamas und Hisbollah [völkerrechtswidrig] umgebracht und riskieren damit wohl ganz bewusst den grossen Krieg, von dem sich die Zionisten erhoffen, alle Probleme der Region in ihrem Sinne lösen zu können.
Der Westen – also die USA, die EU und vor allem auch Deutschland – stehen loyal hinter Israel und liefern sogar noch Waffen für die grosse Abrechnung mit der «Achse des Bösen» – dem Iran und seinen Verbündeten.
Iran soll israelischen Mord im eigenen Land hinnehmen
Die deutsche Aussenministerin klagt in dieser brandgefährlichen Situation nicht den Brandstifter Israel an, sondern das Opfer. Der Mullah-Staat soll sich «mässigen» und «zurückhalten». Der Iran, eine stolze Nation, soll dem zionistischen Treiben auf seinem Staatsgebiet (der Mord an dem Hamas-Führer Hanija war ja nicht der erste auf iranischen Boden) also wohl ohne Widerspruch hinnehmen. Sancta simplicitas!
Friedensinitiativen, die den Namen wirklich verdienen, hat der Westen weder in der Vergangenheit noch jetzt unternommen. Man hat Israel gewähren lassen, diesen Staat obendrein mit allen Mitteln unterstützt, seine Gewaltpolitik durchzusetzen, und riskiert nun das grosse Armageddon.
Ein Volk soll seine Existenz im Gazastreifen und im Westjordanland aufgeben
Wer diesen ganzen moralischen und inhumanen Wahnsinn verstehen will, sollte das neue Buch von Johannes Zang lesen: «Kein Land in Sicht? Gaza zwischen Besatzung, Blockade und Krieg». Der Autor, der Israel und die besetzten Gebiete bestens kennt, weil er viele Jahre dort verbracht hat, schildert in kurzen, übersichtlichen Kapiteln die Tragödie, welche die Schaffung des zionistischen Staates zur Folge hatte: die brutale Vertreibung, Unterdrückung und Besetzung eines ganzen Volkes, das offensichtlich gerade im Gazastreifen und auch im Westjordanland zur endgültigen Aufgabe seiner Existenz in Palästina gezwungen werden soll.
Der Autor schont in seinen Beschreibungen auch die Palästinenser nicht, schildert vorurteilslos und realistisch ihre Differenzen, Widersprüche und Gewaltausbrüche untereinander.
Jüngste Vorwürfe wegen Völkermord aus ethnischen, religiösen oder politischen Motiven
upg. Mehrere Länder betrachten folgende Konflikte als Völkermord oder Genozid. Allerdings hat der Internationale Gerichtshof der Uno in keinem dieser Fälle bisher einen Völkermord bestätigt:
1. Völkermord an den Jesiden (2014 bis 2017)
Der Islamische Staat verübte schwere Verbrechen gegen die jesidische Gemeinschaft im Irak und in Syrien, darunter Massentötungen, sexuelle Versklavung von Frauen und Mädchen sowie Zwangsbekehrungen. Tausende wurden getötet, und viele weitere mussten fliehen.
2. Völkermord an den Uiguren (2017 bis heute)
Die chinesische Regierung wird beschuldigt, eine systematische Kampagne gegen die uigurischen Muslime durchzuführen, darunter Masseninternierungen in sogenannten „Umerziehungslagern“, Zwangsarbeit, Zwangssterilisationen, die Zerstörung kultureller Stätten und Familientrennungen.
3. Völkermord an den Tigrayern (2020 bis heute)
Der Konflikt begann im November 2020 zwischen der äthiopischen Regierung und der Tigray People’s Liberation Front (TPLF). Der Krieg weitete sich aus, und es gab Berichte über ethnische Säuberungen, Massentötungen, sexuelle Gewalt und den Einsatz von Hunger als Waffe.
4. Völkermord an den Rohingya (2017 bis heute)
Die muslimische Minderheit in Myanmar wurde stark verfolgt. 2017 führte das Militär eine brutale Offensive durch, die zu Massakern, weit verbreiteten Vergewaltigungen und der Zerstörung ganzer Dörfer führte. Hunderttausende flohen ins benachbarte Bangladesch.
5. Völkermord gegen die Palästinenser in Gaza (2023 bis heute)
Die anhaltenden militärischen Angriffe, die Zerstörung von Infrastruktur und die extreme humanitäre Krise im Gaza-Streifen bedeuten die systematische Zerstörung eines Volkes. Mehrere Mitglieder der israelischen Regierung haben erklärt, die Palästinenser aus Gaza und dem Westjordanland vertreiben zu wollen. Israels Zerstörung des Gazastreifens geht weit über das Selbstverteidigungsrecht hinaus.
Im Fall der Palästinenser in Gaza hat der Internationale Gerichtshof der Uno am 26. Januar 2024 an die Adresse Israels folgende vorläufigen Massnahmen angeordnet: Israel soll von
– Massnahmen im Sinne der UN-Völkermordkonvention unterlassen,
– die direkte und öffentliche Aufstachelung zum Völkermord verhindern und bestrafen,
– sofortige und wirksame Massnahmen ergreifen, um das Bereitstellen humanitärer Hilfe für die Zivilbevölkerung in Gaza zu gewährleisten.
Ungleichgewicht der Kräfte
Aber der Konflikt zwischen den beiden Völkern ist von Anbeginn an zu asymmetrisch gewesen, als dass man von der Auseinandersetzung zwischen zwei gleichstarken «Seiten» sprechen könnte. Die Zionisten hatten bei der Realisierung ihres Siedlerprojekts immer durch die Unterstützung der imperialistischen Mächte – erst Grossbritannien und dann die USA – das politische und militärische Übergewicht.
Die andere Seite hatte so gesehen nie eine Chance. Die Zionisten haben diese Chance mit aller Skrupellosigkeit genutzt und sich deswegen auch erfolgreich durchgesetzt, aber Recht und Moral sind nicht auf ihrer Seite. Israel ist heute ein Pariastaat, der – sieht man von der westlichen «Wertegemeinschaft» ab – kaum noch Vertrauen in der Welt besitzt.
Man kann dem Autor keine Einseitigkeit vorwerfen. Er versucht immer wieder, auch der israelischen Seite gerecht zu werden, prüft ihre Argumente, möchte auf sie eingehen und sie verstehen, aber die gewaltige Last des Unrechts, das der zionistische Staat den Palästinensern in der Vergangenheit antat und auch immer noch antut, zwingt ihn doch immer wieder, die Partei der Palästinenser zu ergreifen in ihrem gerechten Kampf um Selbstbestimmung, Gleichheit, Gerechtigkeit und menschliche Würde.
So viele palästinensische Zivilisten dürfen für einen Hamas-Kämpfer «geopfert» werden
Man könnte das Gesagte mit vielen Beispielen aus dem Buch belegen. Aber ein Beispiel ist besonders aufschlussreich und erschütternd, weil es die Brutalität des israelischen Vorgehens im Gazastreifen blosslegt und erklärt, warum die Totenzahlen solche schrecklichen Höhen erreichen.
Die israelische Armee setzt bei seinem rücksichtslosen Morden offensichtlich KI ein. Diese Technik hilft bei der genauen Erstellung der Ziele. Zang schreibt unter Berufung auf israelische Quellen:
«Die Recherche legt offen, welches Zahlenverhältnis die Armee zu akzeptieren bereit war. Für jeden Hamas-Kämpfer der unteren Hierarchieebenen ‹war es erlaubt, bis zu 15 oder 20 Zivilisten zu töten›, bei einem Hamas-Bataillons-Kommandeur dagegen durften es ‹mehr als 100 Zivilisten› sein.
Um den Hamas-Kommandeur der Gaza-Mitte-Brigade Ayman Nofal am 17. Oktober 2023 zu eliminieren, gab die Armee grünes Licht, ‹um etwa 300 Zivilisten zu töten.›»
Diese Angaben stimmen sehr genau mit den täglichen Nachrichten vom Kriegsschauplatz überein.
Superwaffen gegen «fliegende Mülltonnen»
Es ist kein Geheimnis, dass Israel einer der führenden Produzenten von Rüstungs- und Sicherheitstechnik auf der Welt ist, und dass es seine Kriege dazu nutzt, um neu entwickelte Superwaffen zu testen und sie dann als «praxiserprobt» exportieren zu können. Einer solchen Übermacht an hypermodernen Tötungstechniken haben die Palästinenser und speziell die Hamas nichts entgegenzusetzen. Deren selbst gebastelte Raketen bezeichnen israelische Militärs als «fliegende Mülltonnen».
Der Westen glänzt durch Schweigen und Wegschauen
Im Nachwort seines Buches rechnet Zang mit der Nahost-Politik des Westens und damit auch Deutschlands ab. Diese Staaten rühmen sich, universalistisch gültige Werte zu vertreten. Doch als Verteidiger der israelischen Politik unterstützen sie in Wirklichkeit das Gesetz des Dschungels.
Menschenrechte, Genfer Konvention, internationales humanitäres Recht, UNO-Charta – alles Fehlanzeige! Der Autor folgert:
«Statt auf das Ende [der Militärbesatzung] hinzuarbeiten, haben Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und die USA, ja die ganze Staatengemeinschaft – zumindest die westliche – durch ihr Schweigen und Wegsehen Israel geradezu ermuntert, den Weg der Kolonisierung, Enteignung und Unterdrückung fortzusetzen. Straflosigkeit war sozusagen garantiert.»
Der Gaza-Krieg hat die politischen Fronten in Deutschland weiter polarisiert. Wer Sympathien für die Sache der Palästinenser äussert, ein Ende des Krieges und Menschenrechte und Selbstbestimmung für dieses Volk einfordert, muss damit rechnen, als «Antisemit» angeprangert zu werden.
Es sei hier noch einmal wiederholt, weil es so unglaublich ist: Der Einsatz für Menschenrechte führt in Deutschland zum «Antisemitismus»-Vorwurf – was für eine infame Perversion und was für eine falsche Schlussfolgerung aus dem Holocaust!
Sogar kritische Juden werden als Antisemiten angeprangert
Zang beschreibt ausführlich, wie sich diese Perversion in den deutschen Medien fortsetzt und als ideologische Position festgesetzt hat. Die Leitmedien verteidigen so gut wie ausnahmslos Israels verhängnisvollen politischen Kurs.
In den Talkshows sind auch nur die Nachbeter der israelischen Politik zu sehen – kritische Juden, die universalistische Positionen vertreten, haben kaum Zutritt. Auch diese werden schon als «Antisemiten» tituliert. Was für eine zynische Anmassung: Deutsche, denen bestimmte Juden nicht passen, prangern diese als «Antisemiten» an! Verliererin in diesen an McCarthy erinnernden Kampagnen ist das Kernelement der Demokratie: die Meinungs- und Informationsfreiheit.
Die islamische und arabische Welt hat den Glauben an westliche Werte verloren
Die deutschen Politiker, die hinter Israel stehen, müssen sich von der israelischen Journalistin Amira Hass – Zang zitiert sie ausführlich – sagen lassen, dass sie mit ihrer Loyalität gegenüber dem Besatzungs- und Apartheidstaat Israel die aus dem Holocaust erwachsene Verantwortung «verraten» haben. Und der Ägypter Mohamed El Baradei, der frühere Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde, schreibt dem Westen und damit auch den Deutschen ins Stammbuch:
«Darüber hinaus hat die arabische bzw. die muslimische Welt das Vertrauen in vermeintlich westliche Normen wie Völkerrecht und internationale Institutionen, Menschenrechte und demokratische Werte verloren. Ihrer Ansicht nach macht der Westen selbst vor, dass rohe Gewalt über allem steht […] Ohne eine radikale Reform der internationalen Ordnung wird der Gaza-Krieg ein Vorbote einer ausser Kontrolle geratenen Welt sein.»
Die westliche und deutsche Sicht auf Israel und den Nahen Osten sowie die Rolle, die diese Staaten dort spielen, bedürfen einer dringenden Korrektur, sie haben sich dort den falschen «Werten» verpflichtet und verteidigen diese auch noch mit äusserster Gewalt.
Johannes Zang: Kein Land in Sicht? Gaza zwischen Besatzung, Blockade und Krieg, Papyrossa-Verlag Köln, Juli 2024, 23.90 CHF, 19.90 Euro.
Aus dem Verlagstext: «Wann wurde Rafah geteilt? Wer verdient am Tunnelgeschäft? Was bedeutete das Bertini-Abkommen für die Fischer Gazas? Welcher hochrangige israelische Politiker versicherte schon vor Jahren, die Palästinensische Autonomiebehörde sei »eine Last«, die Hamas dagegen »ein Gewinn«? Anhand von gut hundert Fragen skizziert der Journalist Johannes Zang mosaikartig Geschichte und Gegenwart des Gazastreifens, den er selbst etwa drei Dutzend Mal besuchte.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
NZZ Rewert Hoffer, Tel Aviv 06.08.2024, 16.37″ Die UNRWA entlässt neun Mitarbeiter wegen des Verdachts der Beteiligung am Hamas-Massaker..»
Amnesty International Medienmitteilung 12. Juli 2024, London/Bern : «Hamas und andere bewaffnete Gruppen müssen zivile Geiseln endlich freilassen und Misshandlungen sofort unterlassen»
Deutschlandfunk 13.11.2023: «Die Europäische Union hat der Hamas vorgeworfen, Zivilisten im Gazastreifen als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.»
Wikipedia Hamas-Charta: «Dabei wird auf ein traditionelles Hadith hingewiesen, das zum Töten aller Juden aufruft.»
Die Hamas tötet Juden missbraucht die Gaza-Bevölkerung als menschliche Schutzschilder. Und der Hamas-Aufruf zum Töten aller Juden soll wohl unter den Teppich gekehrt werden, weil die Hamas-Terroristen Opfer sind, weil sich Israel nichts gefallen lässt und sich verteidigt?
Gunther Kropp, Basel
Und der Überfall der Hamas am 7. Oktober wird mit keinem Wort erwähnt. Für meine Begriffe allzu einseitig, dieser Bericht.
Ja, dies gehört erwähnt. Der Krieg in Gaza wurde provoziert durch einen grausamen Terroranschlag.
Komisch aber, dass Sie diese Ausgewogenheit und Vorgeschichte beim Krieg in der Ukraine nicht hören wollen. Der Ukraine-Krieg wurde von der Nato provoziert. Russland hat mehrfach im Vorfeld darauf hingewiesen, dass eine Ukraine in der Nato ein No-Go ist.
Zu den Kriegen selber: wenn Sie die Zahlen der zivilen Opfer vergleichen, wird klar, in welchem Fall ein aggressiver Angriffskrieg vorliegt und in welchem Fall es eher um in Kauf genommen Todesfälle geht. Das zweite ist schlimm und tragisch genug und zu verurteilen, das erste aber noch wesentlich schlimmer. Inhaltlich halte ich deshalb obigen Artikel für ’nützlich›, auch wenn die ‹Einleitung› fehlt.
Natürlich ist der Bericht einseitig. Er handelt von den Kriegsverbrechen in Gaza und dem Bankrott der westlichen Werte, nicht von den abscheulichen Kriegsverbrechen der Hamas. So verwerflich und unakzeptierbar diese sind, zeigt der Bericht die quantitative Unverhältnismässigkeit bei deren Bekämpfung durch die Israelische Regierung, denn es sterben in diesem Krieg Grössenordnungen mehr PalestinenserInnen als Israelis, was eine Lösung immer unwahrscheinlicher macht. Es geht Netanyahu und seinen Gleichgesinnten auch nicht um um eine Lösung, sondern um extreme Vergeltung und um seinen Machterhalt.
Wer die letzte Hamas-Charta von 2017 gelesen hat, wird feststellen, dass es nirgends heisst, alle Juden zu vernichten. Im Gegenteil, die Hamas ist für ein freies Palästina, wo Muslime, Christen und Juden nebeneinander im Respekt leben sollen. Ob das nach diesem Genozid noch möglich sein kann, ist fraglich.
Die HAMAS soll man beurteilen anhand dem was sie macht, nicht dem was Sie schreibt.
Antwort von Gunther Kropp, Basel an @Monique Courbat, Lamboing
Sie schreiben unteranderem: «Im Gegenteil, die Hamas ist für ein freies Palästina, wo Muslime, Christen und Juden nebeneinander im Respekt leben sollen.»
NZZ Ulrich Schmid 02.05.2017, 12.10 meinen zur Hamas-Charta 2017: «Strategisch motivierte «Vernichtung light» Die Hamas hat eine neue Charta vorgestellt. Darin ist von der Möglichkeit eines palästinensischen Staats in den Grenzen von 1967 die Rede… Das oberste Ziel aber, die Vernichtung Israels, bleibt. Das «zionistische Projekt soll «konfrontiert» werden…»
Schönt wohl ein Wunschtraum zu sein, dass die Hamas Juden und Christen tolerieren könnte.
Daniel Heierli, Zürich
am 13.08.2024 um 15:26 Uhr beklagt das Fehlen des Hinweises auf den Angriff der Hamas am 7.Oktober 2023 in dem Bericht. Der fehlt in der Tat, jedoch : Das weiß nun wirklich jeder , weil es wie ein Mantra unablässig gleichsam «als Vorwort für jeden Kommentar» benutzt wird. Warum wird das eigentlich so monoton GEFORDERT ? Weil das als Sperre auf den Blick zurück fungieren soll, jenen Blick, den Johannes Zang offensichtlich entfaltet und der darlegt, wie ungleich die Potentiale der Konfliktparteien immer waren und wie erbamungslos Israel seinen biblischen Anspruch auf das Land durchgesetzt hat. Von den Sünden der Kolonialmächte noch ganz abgesehen.
NUR : alle «Blicke zurück» – wie langfristig oder wie verkürzt sie auch seine mögen – lösen das Problem nicht mehr. Nur ein revolutionär vorwärts gerichteter Schritt auf der Basis einer GLOBALEN Vernunft kann zu einem Ausweg führen. Das Hineinpumpen von immer mehr Waffen in das Gebiet ist sicher NICHT ein solcher.
Sehr geehrte Herr Strohmeier,
vielen Dank für Ihren Artikel.
Es kommt darauf an, aus welcher Perspektive man das anschaut: ob aus Sicht der seit hundert Jahren mit dem Segen der Kolonialmächte einwandernden Siedler in ein bewohntes Land, oder aus der Perspektive der seit Jahrhunderten ansässigen Bevölkerung, die vertrieben worden und ihrer Rechte beraubt worden sind und ihren Boden, ihre Heimat verloren haben.
=>NAHOST LÖSUNG
Die Kommentatoren zum Israel-Palästina-Konflikt (aber auch bei allen anderen diskutierten Konflikten) haben Eines gemeinsam : sie ergreifen, mehr oder weniger umfassend, Partei – für die Seite ihres Vertrauens – woher auch immer dieses Vertrauen kommen mag. Man kann das bewundern ob der damit verbundenen Mühen. Aber was bringt es ? Lassen wir diese Frage offen.
Was benötigt wird sind aber nicht Bemühungen um eine ohnehin stets relativierbare Wahrheit, sondern LÖSUNGEN – wobei man sich bewußt bleiben muß, daß «Lösungen» erst mal definiert werden muß. Denn die können je nach Interessenlage sehr unterschiedlich aussehen. Als primäre Lösung im Sinne eines gemeinsamen Nenners wird man die Reduktion der Vernichtung von Leben, Resourcen,Gütern definieren müssen. DAS hat man vor 70 Jahren und davor noch anders gesehen. Aber wir wissen heute, daß unser Planet vor dem Kollaps steht, wenn wir keine Lösungen im genannten Sinn zustande bringen.
@ Herrn Kropp: ich beziehe mich nicht auf journalistische Interpretationen der Hamas-Charta von 2017, sondern auf die Charta selber: «Die Hamas behauptet, ihr Konflikt betreffe das zionistische Projekt und nicht die Juden aufgrund ihrer Religion. Die Hamas führt keinen Kampf gegen die Juden, weil sie Juden sind, sondern führt einen Kampf gegen die Zionisten, die Palästina besetzen. Dabei sind es die Zionisten, die das Judentum und die Juden ständig mit ihrem eigenen kolonialen Projekt und ihrer illegalen Entität identifizieren.» (Art.16). Die Hamas glaubt und bekennt sich dazu, ihre Beziehungen zu Palästina auf der Grundlage von Pluralismus, Demokratie, nationaler Partnerschaft, Akzeptanz des Anderen und der Annahme des Dialogs zu gestalten.» (Art.28) Nirgends ist die Rede von der Vernichtung der Juden. Auch bei uns wird der Unterschied zwischen Jude und Zionist nicht gemacht, deshalb werden alle Unterstützer Palästinas als Antisemiten abgetan.