Gaza-Krieg: Eine alternative Stimme für den Frieden
Während die Medien zu immer mehr Kriegstreiberei aufrufen, gibt es einige Schlagzeilen, die unsere Aufmerksamkeit erregen, weil sie eine alternative Stimme für den Frieden erheben. Hoffentlich mehren sich die auf Verständigung und Annäherung ausgerichteten Aktionen sowie die Versuche, das Blutvergiessen und laufende Kriege zu beenden.
So wie im Falle des kürzlich durch die «Deutsche Welle» veröffentlichten Artikels von Astrid Prange De Oliveira. Dieser berichtet von Ibrahim Abu Ahmad und Amira Mohammed, zwei jungen palästinensischen Israelis, die mithilfe eines Podcasts einen Weg suchen, die Gewalt und Polarisierung zu überwinden sowie ihrer Forderung nach der Anerkennung ihrer palästinensisch-israelischen Identität Ausdruck zu verleihen.
Er erzählt die Geschichte, wie die Eltern von Maoz Inons zu den ersten Opfern der Angriffe der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 gehörten. Trotz des Schmerzes war ihm zwei Tage nach der Tragödie klar, dass für ihn Rache nicht in Frage kommt. «Rache wird meine Eltern nicht zurückbringen. Auch nicht die anderen toten Israelis und Palästinenser:innen», schrieb er etwas später.
In derselben Nacht hatte der Unternehmer und israelische Friedensaktivist einen Traum. Er sah blutüberflutete Strassen und weinte. «Ich weinte nicht nur allein, sondern mit allen Verwundeten dieses Kriegs. Unsere Tränen wuschen die Strassen vom Blut rein.» So beschreibt er es im Podcast «Unapologetic: The Third Narrative». Das, was Maoz sah, war für ihn kein Albtraum, sondern die Vision einer besseren Zukunft ohne Blutvergiessen.
«Hoffnung ist etwas, für das man aktiv einsteht»
Auch Hamze Awawde träumt. Der Autor und palästinensische Friedensaktivist erzählt in demselben Podcast, wie er im Traum Bilder von israelischen Soldat:innen sieht. Sie sind gekommen, um ihn und seine Familie zu töten, genau wie sie auch seinen Cousin getötet haben. Hamze hat sich dem Friedensaktivismus verschrieben, denn für ihn ist Hoffnung etwas, für das man aktiv einsteht. «Das Warten auf eine Zweistaatenlösung ist wie das Warten auf den Messias», schrieb er in einem seiner letzten Essays.
Amira und Ibrahim definieren sich als palästinensische Israelis, so wie der Grossteil ihrer Gemeinde. Das zwingt sie, einen politischen Kampf zu führen, denn der israelische Staat akzeptiert nicht, dass seine Bürger:innen eine palästinensische Identität haben, und betrachtet sie als «israelische Araber:innen».
Amira ist davon überzeugt, dass Personen wie sie eine Schlüsselrolle in dem Nahostkonflikt innehaben könnten und sollten. «Wir werden uns nicht darüber einig werden, was genau am 7. Oktober passiert ist, oder ob wir von Krieg oder Völkermord sprechen oder wie viele Menschen im Gazastreifen gestorben sind. Aber wir müssen uns auf eine Zukunft einigen», sagt sie der Deutschen Welle.
«Zu israelisch» oder «schlechte Araberin»?
Trotz aller Erfolge erleiden die Aktivist:innen täglich Rückschläge. Amira berichtet, dass sie von allen Seiten auf Widerstand stossen. Wenn sie öffentlich Arabisch spricht, schauen die Israelis sie erschrocken an. Wenn sie Hebräisch ohne arabischen Akzent spricht, zeigen sich viele Palästinenser:innen ihr gegenüber misstrauisch, erzählt sie.
Sie ist der Meinung, dass ihre zweifache Identität – und die von vielen anderen – ein ungenutztes Potenzial darstellt. «Wir kennen beide Kulturen und wir fühlen den Schmerz beider Seiten. Aber solange wir nicht als palästinensische Israelis anerkannt werden, werden wir unsere Rolle als Mediator:innen nicht wahrnehmen können. Wir sind eine Minderheit, aber wir wollen so dargestellt werden, wie wir sind», sagt Amira.
«Wir verdienen alle etwas Besseres»
Mehr als neun Monate nach dem Angriff der Hamas auf Israel geht der Krieg weiter. Die Bilanz ist blutig: Laut Zahlen der UNO sind mindestens 38.000 Menschen an den Folgen der israelischen Angriffe im Gazastreifen gestorben; 120 Geiseln werden noch immer von der Hamas festgehalten. Frieden scheint nicht in Sicht zu sein.
Aber die Autor:innen des Podcasts machen weiter. Sie wollen sich mit den Palästinenser:innen und Israelis solidarisieren und beide Seiten kritisieren können, ohne sich rechtfertigen zu müssen, betont Amira. «Wir wollen das Blutvergiessen und den Krieg beenden. Palästinenser:innen, Israelis, Christ:innen, Jüdinnen und Juden, Muslimas und Muslime, jede:r von uns verdient etwas Besseres.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine. Dieser Artikel erschien bei Pressenza.com, einer Nachrichtenagentur von ehrenamtlich tätigen Freiwilligen, die sich den Themen Humanismus, Gewaltfreiheit, Menschenrechte, Abrüstung und Nicht-Diskriminierung widmet. Übersetzung aus dem Spanischen von Sarah Ostrycharczyk.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Das mit dem Frieden ist so eine Sache. Solange Israel der Überzeugung ist, dass das ganze historische Palästina Eigentum der Juden ist und die „Araber“ möglichst verschwinden sollten, nützen alle Schalmeienklänge nichts. Es muss in Israel zu einem politischen Kurswechsel kommen und ein solcher ist nur denkbar als Folge politischen Drucks seitens derjenigen, welche nicht nur von Menschenrechten reden, sondern diese aktiv verteidigen.