Elon Musk on screen. Elon Reeve Musk FRS is a business magnate and investor

Elon Musk kauft sich politische Verbindungen, um die monetären Eigeninteressen zu wahren. © rokas91/Depositphotos

Die «Paypal- und Kryptomafia» kaufen sich die Gunst von Trump

Christof Leisinger /  Kapitalismus oder Korruption? Grossspenden sollen Milliardären wie Musk & Thiel Einfluss, Staatsaufträge und Subventionen sichern.

Maulheld, Meinungsmacher, Machtmensch oder einfach nur getriebener Opportunist? Wie auch immer – Donald Trump hat gerade enormen Aufwind. Die Presse feiert den jüngst noch höchst umstrittenen 78-Jährigen als «politisches Genie», nachdem er bei einer Wahlkampfveranstaltung in der Provinz instinktiv mit telegener Heldenpose auf ein haarscharf fehlgeschlagenes Attentat reagiert hatte.

Die zweite Amtszeit sei dem «Messias» praktisch nicht mehr zu nehmen, weil er bei der Präsidentschaftswahl im November haushoch gewinnen werde. Die Demokraten hätten gegen die «geeinten» Republikaner keine Chance, selbst nachdem sie den altersschwachen Amtsinhaber Joe Biden kurzfristig noch gegen einen agileren Kandidaten wie die Vizepräsidentin Kamala Harris austauschen wollen, heisst es in diesen Tagen allenthalben.

Auch für die «Paypal-Mafia» ist Trump ein Held

Die Medienlandschaft hat sich offensichtlich von Trumps «heroischen Anwandlungen» und vom euphorisierenden Parteikonvent der Republikaner in Milwaukee anstecken lassen. Dort haben sich die Mitglieder gegenseitig gefeiert und wider besseres Wissen – die angestrebte Wirtschaftspolitik ist widersprüchlich, kurzsichtig und wird wohl die systemischen Risiken vergrössern – die Aussicht auf eine angeblich glänzende Zukunft für die bisher politisch und wirtschaftlich Benachteiligten im Land der unbegrenzten Möglichkeiten unter ihrer Führung verbreitet.

Offensichtlich auch zur Freude der «Paypal-Mafia». Damit sind vor allem Peter Thiel, David Sacks und Elon Musk gemeint. Dieses Dreigestirn war mit der Gründung, der Entwicklung und dem späteren Verkauf des Zahlungsverkehrsunternehmens Paypal vor etwa 20 Jahren reich geworden, hatte das Vermögen durch geschickte Folgeinvestitionen stark vermehrt und hat auch heute noch erhebliche betriebswirtschaftliche Eigeninteressen.

Musk zum Beispiel ist auf enorme Subventionen und staatliche Aufträge in aller Welt angewiesen, um die Kapazitäten seiner Autofabrik Tesla oder seines aufstrebenden Raumfahrtunternehmens SpaceX auszulasten. Die Interessen Thiels sind ähnlich gelagert, weil er zum einen an SpaceX beteiligt ist und weil er zum anderen zu den Gründern der ominösen Software-Firma Palantir gehört, welche wiederum auf den amerikanischen Staat als massgeblichen Kunden angewiesen ist.

Wen wird es also überraschen, dass Musk Trump nicht nur umschmeichelt, sondern unmittelbar nach dem Attentat sogar ankündigte, dem inzwischen frisch gekürten Präsidentschaftskandidaten bis zur Wahl im November monatlich indirekt 45 Millionen Dollar zukommen zu lassen. Der bekannte Milliardär wird also weit mehr als 100 Millionen Dollar in die Hand nehmen, um Trump zurück ins Weisse Haus zu verhelfen. Das ist selbst für amerikanische Verhältnisse eine gewaltige Summe, die natürlich an entgegenkommende Erwartungen gebunden ist, falls Trump tatsächlich für eine zweite Amtszeit gewählt werden sollte.

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Trump kann mehr als 400 Millionen Dollar für den Wahlkampf ausgeben. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

Offensichtlich lockt künftig im Erfolgsfall eine direkte Verbindung ins Weisse Haus, möglicherweise sogar eine beratende Rolle in der Regierung. Schon heute gibt es offenbar einen regen Austausch zwischen den beiden Männern: Im Rahmen der Tesla-Hauptversammlung im Juni hatte Musk erzählt, Trump rufe ihn öfters «aus heiterem Himmel» an.

Thiel kennt Trump schon seit seiner ersten Präsidentschaft, und er zieht hinter den Kulissen schon eine Weile strategisch die Fäden zu seinen eigenen Gunsten. So hat er jüngst nicht nur massgeblich dazu beigetragen, dass die Republikaner den Senator J.D. Vance aus Ohio zum Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten machten, sondern er hat den Mann praktisch über Jahre hinweg alimentiert und genau auf diese Gelegenheit vorbereitet. Der «Underdog vom Land» hatte seinen scheinbar erfolgreichen Werdegang in einem gut verkauften Buch veredelt. Heute verspricht der Sohn einer einst drogensüchtigen Mutter das Comeback der Arbeitnehmerinteressen ins Zentrum der Politik.

Selbst die Tech-Überväter wollen nun Trump unterstützen

«Wir sind fertig mit der Wall Street», rief der opportunistische Populist jüngst auf dem Parteitag den johlenden Anhängern zu. Schon etwas früher hatte er sich für Fortschritte in der Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz ohne grosse Regulierung, für die Lockerung der Vorschriften im Umgang mit an sich wertlosen Kryptowährungen und andere Themen ausgesprochen, die den verschiedensten Interessenvertretern mit starkem Gewinnstreben auf Kosten der Allgemeinheit am Herzen liegen.

Die libertären Erzkapitalisten wollen mit ihren Aktivitäten um jeden Preis möglichst hohe Gewinne erzielen, aber die sozialen und sonstigen Risiken möglichst auf andere abwälzen. Längst hat sich auch Trump vom Krypto-Kritiker in einen Krypto-Freak verwandelt, weil diese «Industrie» verspricht, ihn mit Wahlkampfspenden zu überschütten. Bei einer privaten Spendensammlung am 27. Juli in Nashville müssen Krypto-Vertreter 844’600 Dollar für einen Platz an einem runden Tisch mit Trump berappen. In den vergangenen Jahren sind die Lobby-Ausgaben der selbst ernannten Industrie nur so explodiert, auch in der Schweiz.

crypto mafia deutsch
Die «Krypto-Mafia» erkauft sich die politische Gunst. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

Stand die Technologieszene aus dem Silicon Valley traditionell der Demokratischen Partei nahe, so desertieren offensichtlich immer mehr. Neben Musk, Thiel und Sacks kann Trump inzwischen auch auf die Unterstützung von Joe Lonsdale verlassen, einen früheren Paypal-Praktikanten, den Gründer des Wagniskapitalfinanzierers 8VC und Mitgründer von Palantir. Selbst die Tech-Überväter Marc Andreessen und Ben Horowitz wollen Medien zufolge bald zum ersten Mal ihre Portemonnaies für Trump öffnen. Ihre politischen Bemühungen konzentrieren sich darauf, Startups, die sie als «Little Tech» bezeichnen, vor staatlichen Regulierungen zu schützen, welche ihrer Meinung nach die Position der etablierten Big-Tech-Unternehmen zementieren.

Im Valley gebe es einen »Vibe« des »lasst uns etwas erschaffen, uns herstellen und lasst uns in Ruh«, heisst es. In Trump sehen immer mehr Entrepreneure und Kapitalgeber jemanden, der »sie machen lässt, was sie wollen« – und dafür öffnen sie im Wahlkampf bereitwillig ihre Portemonnaies. Kritiker dürften sich fragen, ob das noch Kapitalismus ist oder schon Korruption. Das ändert allerdings nichts daran, dass sich Trumps Wahlkampfkasse in jüngerer Vergangenheit deutlich gefüllt hat. Mit Einnahmen von 430 Millionen Dollar bis zum 20. Juli hat er gemäss Informationen von Open Secrets inzwischen sogar die finanziellen Möglichkeiten des inzwischen zurückgezogenen Joe Biden überrundet. Angesichts zunehmender Kritik an dessen Alter war aufgrund seiner Missgeschicke früh absehbar, dass er wohl nicht der demokratische Kandidat für die nächsten vier Jahre sein kann.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

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9 Meinungen

  • am 23.07.2024 um 12:38 Uhr
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    Das ist eben Kapitalismus, den auch die Schweizer Mehrheit liebt. Und Mehrheiten sind bestimmend in einer Demokratie. Also, wo ist das Problem? Wer nicht reich ist, ist selber schuld!

  • am 23.07.2024 um 12:46 Uhr
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    Was in Überschrift und Teaser Trump unterstellt wird, ist doch gängige Praxis (nicht nur) in repräsentativen Demokratien! Im Schnitt muss ein Mitglied von Kongress oder Senat mehr als 10 Millionen Dollar für den persönlichen Wahlkampf einwerben. Fördert dass die Unabhängigkeit der „Volks“vertreter?

    Weshalb haben eigentlich Milliardäre für den Wahlkampf jenes demokratischen Kandidaten gespendet, von dem „früh absehbar [war], das [sic] er wohl nicht der demokratische Kandidat für die nächsten vier Jahre sein kann.“?

    Ob eine Trump-Regierung die USA in eine bessere Zukunft führt – wer kann das heute sagen? Er hat als Präsident der USA immerhin KEINEN Krieg begonnen. Hoffentlich kann er den in der Ukraine beenden!

  • am 23.07.2024 um 16:08 Uhr
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    Wenn sie Sponsoren die Kamela Harris unterstützen würden, wären sie die «Guten», da sie Trump unterstützen sind sie die Bösen.
    Bei der Corona-Zwangsimpfung bestand da nicht eine „Public Private Partnership“ (PPP) mit dem Philantropen Bill Gates und bedankte sich nicht die Von der Leyen bei Gates für dessen Leadership? Anlässlich jener PPP wurden Philantropen wie Bill Gates mit Milliarden subventioniert und alle fanden es toll.

    • am 26.07.2024 um 09:43 Uhr
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      @Peter Herzog Nein, dann wären sie nicht die «Guten» (denn REPS wie DEMS welterobern the same way). Und Bill Gates ist kein PPPhilantrop.

  • am 23.07.2024 um 19:22 Uhr
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    ARD Tagesschau Silvia Stöber Stand 04.08.2020 10:30 Uhr «Ein Präsident und Geschäftsmann…Diese könnten auch bei der Beantwortung der Frage helfen, wie sehr Trumps Geschäftsinteressen seine Entscheidungen als Präsident beeinflussen…. Senator Chris Murphy aus Connecticut verwiesen auf Trumps Geschäfte in der Türkei und die Notwendigkeit, diese aufzudecken.» Möglich, dass Donald Trump und seine Geschäftspartner erkannt haben könnten, dass die Hauptaufgabe der Politik sein muss: gute Geschäfte zu kreieren. Und so könnten Deals eingefädelt werden, die wohl nur für Insider transparent sein könnten. 20Minuten: Publiziert 18. Mai 2020, 20:39 von Raphael Knecht: «Warum holt sich Trump einen Lonza-Chef?» Möglich, dass Mr. Trump eines Tages prahlerisch über mögliche Basler-Deals sprechen könnte, um zu beweisen wie clever oder blöd alle sind – bis auf eine Ausnahme.
    Gunther Kropp, Basel

  • am 23.07.2024 um 22:49 Uhr
    Permalink

    Im Erzkapitalismus (Epizentrum USA) ist alles käuflich.
    Milliardär Warren Buffett sagte in der »New York Times« 2006: »Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen.
    Dass die USA eine «Demokratie» seien, die PR glauben offenbar vor allem Europäer:
    Zitate:
    Ex-Präsident Jimmy Carter 2015: «USA sind keine Demokratie, sondern von Korruptheit und Bestechung durchsetzte Oligarchie.» (Theintercept)
    Rechtsextremer Milliardär als Königsmacher bei Republikanern
    «Ich glaube nicht mehr, dass Freiheit mit Demokratie vereinbar ist», hatte Tech-Milliardär Peter Thiel schon 2009 erklärt. Thiel ist Mitbegründer von Paypal und noch Verwaltungsrat der Facebook-Muttergesellschaft Meta. (Infosperber 13.3.2022)
    Youtube: «A World Beyond Unser wahres Problem» (Ein Kommentator: «Ist es nicht seltsam, dass dieser Kerl, der so direkt die Wahrheit ausspricht, im Film den Platz des Gegners einnimmt? Des Bösen? DAS gibt mir auch zu Denken.»)

  • am 24.07.2024 um 13:50 Uhr
    Permalink

    Ich halte ein mögliche Präsidentschaft von Trump als äusserst schlimm und möchte als Infosperber Spender nicht, dass nur ein kleiner Teil davon an Musk und somit an die Trump-Kampagne geht. Ich bitte Infosperber, die Verlinkung zu seinem X zu künden.

    • am 25.07.2024 um 12:11 Uhr
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      Auch wenn die Überschrift etwas anderes suggeriert: Der Kern des obigen Artikels scheint mir der Einfluss des Geldadels auf die Politik. Das hat nichts mit Demokratie zu tun und daher ist es im Grunde auch ziemlich egal, wer am Schluss gewinnt: Die einflussreichen Personen im Hintergrund sichern sich in jedem Fall die Gunst der gewählten Person. Darin liegt auch genau der demokratiefeindliche Teil bzw die Erkenntnis, dass das «Volk» im Grunde nichts zu sagen hat und sogar in sogenannt Freien Ländern andere Regeln gelten. Ein Beispiel ist Herr Sachs, der Trump und Kennedy spendet. Private Spenden sind ein grundsätzliches Problem in der Politik und im Grunde demokratiefeindlich.

      • am 26.07.2024 um 09:25 Uhr
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        Genau, Geldadel. Siehe Youtube «Die krassen Pläne der ELITEN in den USA // Sandra Navidi». Seit Jahrhunderten gilt in den USA das Primat des Vermögens, den Reichen gab Gott ihr Geld, der Auserwähltheit (alles zu dürfen, im Gegensatz zum Rest). Diese Differenz zwischen Schein und Sein, also zwischen selbstdeklarierter/-proklamierter Legitimation statt Gemeinnutzen und Realität, erinnert mich an die «Ehrenwerte Gesellschaft».

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