Verurteilter Bürgermeister des Migrantendorfs wiedergewählt
«Es ist ein unbeschreibliches Gefühl», sagte der am 9. Juni wiedergewählte Bürgermeister von Riace, während seine Anhänger «Bella ciao» sangen. «Für mich ist dies vielleicht der schönste und schmerzhafteste Sieg, weil es ein Sieg ist, der aus einer Geschichte des Leidens und des Widerstands entstanden ist.»
Das kalabrische Dorf Riace wurde für seine Politik gegenüber Geflüchteten gefeiert. Doch die Einwohner haben sich tief verfeindet.
Die Infosperber-Reportagen von Walter Aeschimann fanden grosses Echo. Am 5. Mai berichtete er aus Riace:
«Es begann am 1. Juli 1998. Ein Segelschiff mit 218 kurdischen Flüchtlingen strandete an der Riace Marina. Es gab noch kaum Strukturen für die Aufnahme von Geflüchteten in Italien. Domenico Lucano, den sie hier nur Mimmo nennen, damals Lehrer und Menschenrechtsaktivist, fuhr zum Hafen, um die Menschen, darunter viele Kinder, zu empfangen. Mit anderen Aktivisten brachte er sie bei sich zu Hause oder in den verlassenen Häusern seiner Verwandten unter. Er griff zum Telefon und fragte andere Besitzer von leerstehenden Häusern in Riace, ob er die verfallenden Objekte benutzen dürfe […] Mit jedem Schiff, das in Riace strandete, kamen neue Menschen, Menschen aus Nordafrika, Schwarzafrika und Asien. Die unterschiedlichen Kulturen trafen aufeinander, ohne dass es Probleme gab. Lucano erkannte das Potential der Situation.»
Die «Idee der Menschlichkeit» wurde seit 2018 von der rechts-nationalen Regierung Italiens systematisch «zerstört», Bürgermeister Domenico Lucano angeklagt und eingesperrt.
Ende März 2023 reiste der freischaffende Historiker und Journalist Walter Aeschimann nach Süditalien und besuchte Orte, in denen migrantische Erntearbeiter «wohnen». Er sah sich mit deren schrecklichen Arbeitsbedingungen konfrontiert. Aeschimann war auch in Riace, jenem Dorf, das weltberühmt wurde, weil es seit 1998 hunderten von Flüchtenden schnörkellos ein Zuhause offerierte.
Auf Infosperber publizierte Aeschimann eine dreiteilige Reportage:
- Ein Slum am Rand Europas – und ein Verein, der dagegen angeht
- Das einst gefeierte Willkommensdorf liegt im Sterben
- Gleich hinter dem Badestrand beginnt die Hölle
Jetzt hat Autor Walter Aeschimann diese Reportagen auf Infosperber als kleines Buch produziert, selber handgebunden und für Buchdeckel und Vorsatz alte Materialien neu verwendet. Jedes Buch ist optisch anders – ein Unikat. Das Titelbild zeigt die «Piste», die Anfahrt ins Ghetto von Borgo Mezzanone, nahe Foggia.
Walter Aeschimann finanzierte diese und andere Recherche-Reisen als privates Projekt. Wer es unterstützen möchte, kann eines dieser Unikate für einen Mindestbetrag von 30 Franken erwerben. Allein die Materialkosten betragen 20 Franken. Dazu kommen die Kosten für den Versand.
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Wandbilder – die Murales – prägen das Dorf
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.