Migros-Tochter Misenso: Kaum eröffnet, schon verkauft
«Optik- und Hörgeräteangebote passen sehr gut in unser strategisches Geschäftsfeld.» So liess sich Migros-Sprecher Marcel Schlatter im Herbst 2020 zitieren. Damals eröffnete die Migros ihre erste Misenso-Filiale in Baden AG. Im Angebot: Brillen, Kontaktlinsen und Hörgeräte.
Die Expansion von Misenso kam nur schleppend voran. Dennoch hielt Marketingleiterin Desirée Poffet vor einem Jahr fest: «Wir möchten gutes Sehen und Hören der breiten Bevölkerung in der Schweiz zugänglich machen, ganz im Sinne von Dutti und der Gesundheitsstrategie der Migros. Wenn die Migros etwas macht, dann macht sie es richtig und vor allem für alle Kundinnen und Kunden sowie zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.»
Seither fuhr die Migros mit Misenso einen aggressiven Expansionskurs. Allein in den letzten zwölf Monaten eröffnete sie neun neue Filialen – die Nummern 17 bis 25.
Doch am 2. Februar 2024 konnte die Migros ihre Krise nicht mehr kaschieren. Sie gab bekannt, dass sie Hotelplan, Mibelle, SportX und M-Electronics verkaufen wolle – allenfalls auch Bike-World, Do it + Garden, Micasa und Obi. Gleichzeitig hielt die Migros fest, dass sie «in Zukunft konsequent auf die Geschäftsfelder Detailhandel, Finanzdienstleistungen und Gesundheit» setze. Das heisst: auch auf Misenso.
Wie gesagt: Das war am 2. Februar 2024. Am 29. Februar eröffnete die Migros an der Oberdorfstrasse in Wädenswil ihre 25. Filiale. Es schien, als würde sie trotz all der geplanten Verkäufe tatsächlich auf den Bereich Gesundheit setzen.
Und jetzt das: Drei Monate nach der Eröffnung der letzten Filiale verkauft die Migros ihre Tochter Misenso an die österreichische Neuroth-Gruppe. Neuroth werde alle Filialen unter dem Namen Misenso weiterbetreiben und alle 200 Angestellten übernehmen, schreibt die Migros. Aber bei der Migros weiss man nie so genau…
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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