Kind vor leerem Kühlschrank

Nicht nur in Grossbritannien, auch in Kanada und den USA leider viele Kinder unter schlechter Ernährung. © Silvia Moraleja / Depositphotos

Millionen Kinder in Grossbritannien haben nicht genug zu essen

Martina Frei /  Bei fast jedem fünften Kind reicht das Geld daheim nicht mehr für täglich ausreichende Mahlzeiten. Mangelernährung nimmt zu.

Eines der reichsten Länder der Erde, Mitglied der sieben führenden Industrienationen G7, lässt es zu, dass rund 2,4 Millionen Kinder im Land (17 Prozent aller Kinder) keine Ernährungssicherheit haben. Das heisst: Es ist ungewiss, ob sie über einen Monat hinweg täglich genug zu essen bekommen werden. Weitere 10 Prozent der Kinder lebten in Haushalten, bei denen das Geld nur noch knapp fürs Essen reiche, berichtet das «British Medical Journal» (BMJ).

Es beruft sich auf den Bericht zur Ernährungssicherheit britischer Haushalte für 2022/2023, den das britische Ministerium für Arbeit und Pensionen im März veröffentlichte. Verglichen mit der Bestandsaufnahme von 2019/2020 sind demnach innert weniger Jahre fast eine Million Kinder in Grossbritannien zusätzlich in diese prekäre Lage geraten.

Bei der Erhebung wird nach der Ernährungssicherheit in den vergangenen 30 Tagen gefragt. Schlechte Werte sind ein Indikator für Armut und gehen mit schlechterer Ernährung, schlechterem Gesundheitszustand, schlechterer Entwicklung und mit mehr psychischen Gesundheitsproblemen einher.

Eltern verzichten zugunsten der Kinder auf Mahlzeiten

In Kanada wird nach der Ernährungssicherheit in den letzten zwölf Monaten gefragt. Dort war 2023 statistisch bei einem von fünf Kindern (20,9 Prozent) ungewiss, ob daheim stets genug Essen vorhanden war. In den USA gaben 2022 17,4 Prozent der Haushalte mit Kindern an, von Ernährungsunsicherheit betroffen zu sein, so das «BMJ».

«The Guardian» zitierte im Dezember 2023 die Vorsitzende des königlich-britischen Hausärzteverbands, Kamila Hawthorne: «Wir hören von Eltern, die sich Mahlzeiten versagen, damit ihre Kinder zu essen haben.»

Extra-Vitamine beheben das Armutsproblem nicht

Eine Kinderärztin in Whittington bestätigte, dass sie mehr Kinder mit Eisenmangel oder Rachitis wegen Vitamin-D- und Kalzium-Mangel sehe. Es sei eine «versteckte Krise», die sich auch langfristig auswirken werde, weil die Mangelernährung unter anderem die geistige Entwicklung der Kinder beeinträchtige.

«Als Nation sollten wir keine unterernährten Kinder haben. Wir sollten keine Kinder mit Rachitis haben. Wir sollten keine Menschen mit Eisenmangel oder zu wenig Folsäure haben», sagte Hawthorne dem «Guardian». «Ich habe eine Abneigung dagegen, Menschen in einem reichen Land, in dem sie sich Lebensmittel leisten können sollten, Nahrungsergänzungsmittel zu geben.»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Weiterführende Informationen

Zum Infosperber-Dossier:

Bildschirmfoto20180909um13_36_58

Reich, arm, ungleich

Grösser werdende soziale Kluften gefährden demokratische Rechtsstaaten.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

2 Meinungen

  • am 30.05.2024 um 14:59 Uhr
    Permalink

    Der Brexit war halt doch nicht eine so gute Idee.

    • am 31.05.2024 um 19:02 Uhr
      Permalink

      Hat wenig mit dem Brexit zu tun. Das Problem ist viel älter.
      Margaret Thatcher war eine Katastrophe. Seit dann geht die Schere auseinander. Und Leute wie Tony Blair haben halt auch keine Verbesserung gebracht.

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...