Magazin Artikel Swisscom Modemarke

Artikel im Magazin: Zehn Seiten Werbe-Reportage über die neue Modemarke von Swisscom. © Esther Diener-Morscher

«Magazin» lässt sich für Mode-Kampagne der Swisscom einspannen

Esther Diener-Morscher /  Die Swisscom steigt in den Modehandel ein. Viele kritisieren das. Aber nicht die Tamedia-Medien – diese werben dafür.

«Das Magazin» des Tamedia-Verlags macht neben Journalismus auch immer wieder eifrig Werbung. In der Nummer 15 bot es den Uhrenfirmen eine Plattform. Das ganze Heft war Uhren und der Zeit gewidmet. Damit Rolex auf den beiden ersten Seiten und Cartier auf der letzten Seite ihre Luxus-Zeitmesser nicht auf dem üblichen Heftli-Papier präsentieren mussten, erhielt diese Ausgabe extra einen hochwertigen Hochglanz-Umschlag.

Schon in der drauffolgenden Nummer servierte «Das Magazin» den Lesern die nächste Werbe-Kampagne: dieses Mal für die Swisscom, die eine eigene Modemarke unter dem Namen «079» herausgibt. Der zehnseitige Beitrag sieht aus wie ein Modeprospekt – und soll es wohl auch sein.

Denn irgendwo in der Mitte des Textes wird klar, dass der Autor Christian Kämmerling nicht zufällig über die Swisscom und ihren Einstieg in die Modewelt berichtet. Er räumt ein, dass er «anfänglich in das kreative Brainstorming zum Markenauftritt von ‹079› involviert» war. Kein Wunder enthält auch das Editorial dieser Magazin-Ausgabe eine wohlwollende Beurteilung: «Der PR-Scoop» sei «professionell aufgezogen». Und: «Könnte was werden», steht dort.

Nicht alle finden das so «cool» wie der Swisscom-Chef

Nirgends zu lesen ist hingegen Kritik an der Swisscom: etwa, dass sich das Staatsunternehmen auftragsgemäss auf den Ausbau und Betrieb des Telekommunikationsnetzes in der Schweiz konzentrieren sollte, statt in fremden Geschäftsfeldern zu wildern.

Dieses Thema mussten die Tamedia-Konkurrenten Ringier und CH-Media aufs Tapet bringen. So bezeichnete die Luzerner Zeitung das Vorgehen der Swisscom missbilligend als «staatliche Modeoffensive» und fragte unverhohlen: «Gehört das noch zum Auftrag eines Bundesbetriebs?» Die Antwort lautete: «Das finden nicht alle so ‹cool› wie Swisscom-Chef Christoph Aeschlimann.»

Aeschlimann musste den Vorwurf einstecken, dass er mit der teuren Lancierung eines Modelabels seinen Kernauftrag aus den Augen verloren habe. Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, und GLP-Präsident Jürg Grossen tadelten den Bundesbetrieb für dieses Gebaren.

Tamedia betont, dass der Verlag für die Swisscom-Reportage keine Gegenleistung erhalten habe und dass «das Magazin für hochwertigen Journalismus» stehe.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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4 Meinungen

  • am 9.05.2024 um 09:28 Uhr
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    Tagesanzeiger zu lesen wird eine Zumutung. Die Zeitung verabschiedet sich vom Print, hin zur schnellen und vor allem offensichtlich lukrativeren elektronischen Version, die primär durch mobile Geräte ausgeliefert wird. Und da ist natürlich Swisscom mit einem Marktanteil von 56% der ideale Partner, nicht wegzudiskutieren. Die Daten teilen sich beide gemeinsam, weil im Verkauf der aggregierten Daten noch viel mehr Geld zu machen ist.
    Wir langjährigen und treuen Print-Leser, die noch ein Tagimagi mit herausragender Qualität erlebten sterben ja zwangsläufig aus. Drum werden die Jungen umworben. Allseits «win», und wenn das Papier als Zeuge der vielen Schludrigkeiten wegfällt, kann man sogar den Umweltschutz (Keine gefällten Bäume!) bemühen.
    Der ganze Elektronikaufwand und die Mobilkommunikation verschlingen allerdings enorme Mengen Energie, von der niemand redet. Ganz sicher nicht der TagesAnzeiger. Und immer verharmlosen, was die Schädlichkeit von Strahlung anbelangt.

    • am 10.05.2024 um 07:52 Uhr
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      Und das alles bei massiv steigenden Abo-Preisen…!
      So erzeugt man immer grössere Konzern-Gewinne…
      Wo das wohl noch enden wird?

    • am 10.05.2024 um 11:20 Uhr
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      Ganz meine Meinung – besser hätte ich’s nicht schreiben können! Danke!

  • am 10.05.2024 um 13:07 Uhr
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    Tamedia? Sind das nicht die Prospekte, deretwegen an meinem Briefkasten «Keine Reklame» steht? Dafür sogar noch Abonnementsgebühr zu bezahlen käme mir schon gar nicht in den Sinn. Wenn schon, müssten die mich bezahlen fürs Lesen. Ist ja meine Zeit, und «Zeit ist Geld», oder wie oder was? Offenbar sind deren Verkaufszahlen auch abnehmend. Derlei Medien müssen ihre (potenzielle) Leserschaft ja schon für ganz besonders intelligent halten. Beispiel, Zitat: Tamedia betont, dass der Verlag für die Swisscom-Reportage keine Gegenleistung erhalten habe und dass «das Magazin für hochwertigen Journalismus» stehe.

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