240424 Kucholl La Matinale RTS

UBS-Kleinaktionär Reto Zenhäusern am 25. April in der Sendung rts-info. © rts

Die Grossbank UBS ist fest in ausländischer Hand

Urs P. Gasche /  Kleinaktionäre der UBS konnten an der gestrigen GV nichts mitentscheiden. Das sei aber gut so, sagt Kleinaktionär Reto Zenhäusern.

Red. Die Generalversammlung der UBS fand gestern in Basel statt. Wenig überraschend wurden die Anträge des Verwaltungsrats von den Aktionären angenommen, auch die mehr als 14 Millionen Franken, die Sergio Ermotti für seine neunmonatige Tätigkeit erhielt. 
RTS-info interviewte den UBS-Kleinaktionär Reto Zenhäusern – Pseudonym des Satirikers Vincent Kucholl.

RTS: Reto Zenhäusern, guten Tag….

Guten Morgen.

Sie sind Aktionär der UBS und waren gestern Nachmittag in der St. Jakobshalle in Basel…

Ja, ich liebe dieses Ritual der Generalversammlungen jeden April. Es ist eine Gelegenheit, meine Freunde zu treffen, die Mitglieder des Verwaltungsrats oder der Generaldirektion sind. Es ist aber auch eine gute Gelegenheit, viele alte Leute zu sehen. 

Wie bitte?

Ja, ich gehe nicht gerne in Pflegeheime, ich finde es gruselig, es riecht nach Elnett von L’Oréal und nach Pisse. Deshalb besuche ich gerne die Generalversammlung der UBS, um alten Leuten zu begegnen und mich daran zu erinnern, was mich in ein paar Jahren erwartet.

Es stimmt, der Anteil der älteren Menschen war dort ziemlich beeindruckend.

Ja, für sie ist es ein Ausflug. Er ist aufregender als ein Besuch im Papiliorama und verschafft ihnen das Gefühl, an der Führung der Bank beteiligt zu sein. Das ist süss.

Aber es ist doch tatsächlich die Aufgabe einer Generalversammlung, die Grundzüge der Unternehmensführung festzulegen.

Ja. Doch selbst wenn Sie ein paar Inhaberaktien besitzen – sogar 100’000, was beim aktuellen Kurs immerhin einem Kapital von zweieinhalb Millionen Franken entspricht –, haben Sie absolut kein Mitentscheidungsrecht. Nichts, nada, peanuts. 
Zu denken, dass Sie als Aktionär der UBS deren Management beeinflussen können, ist so, als ob Sie als Franzose die nationale Politik beeinflussen könnten. Sie können höchstens eine Minute lang auf der Tribüne sprechen und sagen «C’est dégueulasse», so wie die Franzosen auf der Strasse demonstrieren, aber am Ende ändert das nichts.

Das liegt eben an der Aktionärsstruktur: Über 50 Prozent der UBS-Aktien werden von grossen angelsächsischen Investmentfonds gehalten, die, solange die Bank Gewinne erwirtschaftet, nicht allzu sehr auf ihr Management achten.

Ja, man glaubt, die UBS sei eine Schweizer Bank. Aber man darf sich nichts vormachen: Den meisten ihrer Eigentümer ist es völlig egal, was das S im Kürzel UBS einmal bedeutete. 

Und doch gab es Aktionäre, die sich gestern zu Wort meldeten, um insbesondere die Vergütung des Chefs, Sergio Ermotti, anzuprangern. 14,4 Millionen Franken für neun Monate sind doch etwas übertrieben, oder?

Mit der variablen Vergütung werden es eher 20 Millionen sein. Aber streiten wir uns nicht, sagen wir einfach, er verdient 2 Millionen Franken pro Monat. Das ist 40 Mal so viel wie ein Bundesrat. Wenn er 80 Stunden pro Woche arbeitet, sind das etwa 6000 Franken pro Stunde. Das entspricht ungefähr dem monatlichen Medianlohn in der Schweiz. 
Ich finde das nicht übertrieben.

Jedenfalls war es diese Art von Vergütung, die das Schweizer Volk dazu veranlasst hatte, die Minder-Initiative gegen Abzockerei anzunehmen. Das war vor 11 Jahren.

Ja, das zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger in der Schweiz nicht so viel mehr Einfluss haben als in Frankreich, auch wenn man das glauben könnte. Und das ist doch ziemlich beruhigend: Die Wirtschaft ist etwas zu Ernstes, als dass sich die Politik einmischen sollte.

Ob missbräuchlich oder nicht, diese Vergütung wurde mit 83,5 Prozent Ja-Stimmen angenommen…

Gegen die Stimmen von 16,5 Prozent verbitterter Neider. Aber als es um die Ausschüttung der Dividenden ging, waren fast alle wieder damit einverstanden, ihre Finger in den Honigtopf zu stecken.

99,4 Prozent der Aktionäre waren damit einverstanden, sich einen Teil des Gewinns in Höhe von 70 Rappen pro Aktie anzueignen.

Das zeigt, dass es einem, wenn man Honig liebt, egal ist, woher er kommt und wie man ihn geerntet hat. Und wenn es genug Honig gibt, um ihn untereinander zu teilen, ist es einem auch egal, wenn ein bisschen viel davon an den Flügeln der Bienenkönigin kleben bleibt. 

Eine schöne Metapher zum Schluss, Reto Zenhäusern, Aktionär der UBS, wir danken Ihnen für diese Analyse und wünschen Ihnen einen guten Tag.

Ich komme jederzeit wieder.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

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2 Meinungen

  • am 25.04.2024 um 11:32 Uhr
    Permalink

    Köstlich – und auf den Kopf getroffen! Merci.

  • am 26.04.2024 um 07:54 Uhr
    Permalink

    Aktiengesellschaften sind per Definition undemokratisch.
    Es handelt sich um Konzern-Plutokratien: Herrschaft des undemokratischen Fiat-Geldes.

    Weil über 50 Prozent der UBS-Aktien von grossen angelsächsischen Investmentfonds gehalten werden, sollte klar sein, dass genau diese die Bevölkerung der Schweiz im Falle eines erneuten UBS-Bankrotts in der Hand haben.

    Kein Problem?

Comments are closed.

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