Verkaufen ohne schlechtes Gewissen

Weiterbildungsangebot für deutsche Zahnärzte: «Preiserhöhungen umsetzen, ohne Patienten zu verlieren.» © ZDF

Realsatire: Fortbildung zum Umsatzbolzen in Zahnarztpraxen

Red. /  Deutsche Zahnärzte können Punkte sammeln, indem sie lernen, mit fragwürdigen Behandlungen und mit Überreden mehr Geld zu machen.

Wie man mit psychologischen Tricks mehr Geld aus den Taschen der Patientinnen und Patienten ziehen kann: Das wird deutschen Zahnärztinnen und Zahnärzten an einigen Fortbildungsveranstaltungen gelehrt. Dafür gibt es Punkte, mit denen die Teilnehmenden die geforderte Weiterbildung erfüllen können. 

Bei einzelnen Landeszahnärztekammern kann sich jeder online melden, der noch so abwegige Kurse anbieten will, und erhält dann oft das Recht, den Zahnärztinnen und Zahnärzten Punkte zu verteilen.

Im ZDF hat Jan Böhmermann die Probe aufs Exempel gemacht. Hier die Realsatire (ab Minute 12, hier eingestellt): 


Einige Beispiele von Angeboten:

Therapieoptionen finanziell vermitteln
Was deutsche Zahnärzte bei der Fortbildung alles lernen können: «Richtiger Umgang mit Patienteneinwänden (‹…zu teuer›). Oder: «Wie überzeuge ich Patienten mit guter Kommunikation zu Zusatz- und Privatleistungen.»
Eigenschaften im Gesicht
«Charakter- und Persönlichkeitseigenschaften im Gesicht erkennen» – vor allem im Liegen während der Behandlung…


Fortbildungspflicht in der Schweiz

upg. Die Zahnärzte und selbständigen Dentalhygienikerinnen sind gemäss Fortbildungsrichtlinien der Standesorganisation SSO verpflichtet, jährlich 80 Fortbildungsstunden nachzuweisen. 30 Stunden davon werden allerdings pauschal als Selbststudium angerechnet (Lesen von Fachzeitschriften, audiovisuelle Lehrgänge, Umsetzung von Lehrbüchern usw.). Der Zweck ist laut Fortbildungsrichtlinien unter anderem auch «eine wirtschaftlich kompetente Praxisführung zu ermöglichen».

Als Fortbildung gelten wissenschaftliche und/oder praxisrelevante Programmteile von Veranstaltungen (Kongressen, Kursen, Vorlesungen, Seminarien, Workshops, Sektions- und Studentengruppenanlässen). Bei Auslandreisen ist die Anrechnung von maximal vier Stunden Reisezeit möglich. Punkte müssen die Zahnärztinnen und Zahnärzte in der Schweiz keine sammeln. Es gilt das Prinzip der Selbstdeklaration. Bei Stichproben der SSO müssen sie ihre Fortbildung belegen können.

Veranstaltungen auf den Gebieten der allgemeinen Persönlichkeitsschulung, Sprachtraining oder das Management von Geldanlagen werden als «nicht praxisrelevante Fortbildung» betrachtet und können nicht geltend gemacht werden.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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