Sperberauge

Radio SRF stellte «neue» Studie vor – aus dem Jahr 2022

Marco Diener © zvg

Marco Diener /  90 Prozent des Mikroplastiks stamme vom Pneuabrieb. Das zeige eine neue Studie, berichtete SRF. Zwei Monate nach Infosperber.

«Beim Bremsen, beim Beschleunigen, ja eigentlich während der ganzen Autofahrt lösen sich vom Pneu kleinste Teilchen», berichtete Radio SRF gestern im ersten Programm im «Rendez-vous» und im dritten im «Info 3». Und weiter: «Der Abrieb der Autoreifen macht den grössten Teil des Mikroplastiks aus, der in der Umwelt landet.» 90 Prozent des gesamten Mikroplastiks stamme vom Abrieb von Autoreifen, hiess es auf Radio SRF weiter.

Regelmässigen Infosperber-Leserinnen und -Lesern kam diese «Neuigkeit» möglicherweise bekannt vor – und zwar aus einem Artikel, den Infosperber schon vor zwei Monaten veröffentlicht hat.

So hatte Infosperber im Dezember 2023 berichtet:

SC3

Eigenartigerweise bezog sich Radio SRF auf «eine Studie, die heute (12. Februar 2024, die Red.) veröffentlicht wurde».

Nun, die Studie ist überhaupt nicht neu. Sie stammt von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa). Der Titel lautet: «Reifenabrieb als grösste Quelle von Mikroplastik – Massnahmen zur Verminderung, Grundlagenbericht zur Beantwortung des Postulats 19.3559.» Sie ist auf der Website der Empa zu finden. Und sie trägt nicht das Datum von gestern, sondern vom 2. September 2022.

Der Bundesrat hat den Bericht als Antwort auf ein Postulat der ehemaligen SP-Nationalrätin Ursula Schneider Schüttel bereits am 23. August letzten Jahres veröffentlicht und darin mehr als zwei Dutzend Mal auf die Empa-Studie verwiesen. Infosperber hatte den Bericht des Bundesrats schon im oben erwähnten Artikel verlinkt.

Radio SRF informierte ferner darüber, dass das Problem zunehmen werde, «weil wir immer schwerere Autos fahren. Nicht nur wegen unserer Vorliebe für SUV, sondern auch wegen der Elektroautos, die ja sehr schwere Batterien haben.»

So hatte Infosperber im Dezember 2023 berichtet:

SC2

Weiter warf Radio SRF die Frage auf: «Was kann ich als Autofahrer, als Autofahrerin tun, dass weniger Reifenabrieb in die Umwelt gelangt?» Und antwortete: «Ich kann, wenn ich das nächste Mal ein Auto kaufe, ein leichteres, ein kleineres Auto kaufen. Das macht viel aus. Dann kann ich gleichmässig fahren, statt mit quietschenden Reifen einen Schnellstart hinzulegen.»

So hatte Infosperber im Dezember 2023 berichtet:

SC1

Es wirkte fast ein bisschen, als hätte Radio SRF den Artikel von Infosperber einfach zusammengefasst.


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Keine
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