Sperberauge
Die Finma-Präsidentin gibt keine Antworten
Seit März verstummt die Kritik an der Finanzmarktaufsicht (Finma) nicht mehr. Die Finma sei für den Untergang der Credit-Suisse mitverantwortlich, lautet der Vorwurf. Dazu hätte Finma-Verwaltungsratspräsidentin Marlene Amstad in der «Samstagsrundschau» auf Radio SRF Stellung nehmen können. Doch sie wich ständig aus.
Eliane Leiser fragte: «Der Direktorenposten ist seit Monaten vakant. Warum dauert es so lange, bis er besetzt ist?»
Marlene Amstad sagte: «Ja, also zunächst: Wir haben natürlich hier mit dieser Direktorenstelle wirklich auch eine Position, die, glaube ich, so spannend und interessant ist, wie wir das noch kaum je hatten. Es hat wirklich enorm viel Gestaltungsraum, den diese Position beinhaltet.» Fast eine Minute lang referierte sie über die angeblich so attraktive Direktorenstelle, bis Eliane Leiser sie unterbrach.
Leider sagte Marlene Amstad nicht, warum es mit der Stellenbesetzung schon so lange dauert.
Eliane Leiser hätte auch wissen wollen: «Wenn Sie jetzt zurückschauen, Marlene Amstad, gab es einen Moment, da die Finma hätte sagen können, ‹wir reagieren›, und die CS gerettet worden wäre?»
Marlene Amstad erwiderte: «Schauen Sie, eine Vollkasko gibt es nie.» Dann erzählte sie, was die Finma alles geleistet habe. Irgendwann musste sie Eliane Leiser auch da unterbrechen, weil sich die Finma-Präsidentin im Selbstlob verlor.
Leider sagte Marlene Amstad nicht, ob es einen solchen Moment gab.
Eliane Leiser erkundigte sich: «Der Ökonom Tobias Straumann schrieb kürzlich in der NZZ, die Wahrscheinlichkeit, dass auch die UBS hops gehen könnte, sei – Zitat – ‹recht gross›. Ist das auch Ihre Einschätzung?»
Marlene Amstad holte aus: «Schauen Sie, es ist unsere Aufgabe, dass wir die UBS, die, ja natürlich, gross ist, vollumfänglich beaufsichtigen. Und da haben wir auch schon Massnahmen getroffen.» Die Verwaltungsratspräsidentin referierte wieder über die Leistungen der Finma.
Leider bekam das Publikum nicht zu hören, ob Amstad die Risiken bei der UBS ähnlich einschätzt wie Straumann.
Und als Zuhörer fragte man sich: Warum gibt Marlene Amstad überhaupt ein Interview, wenn sie Fragen dann doch nicht beantwortet?
Wurde die Finma nun ausgedribbelt oder nicht?
Finma-Präsidentin Marlene Amstad wich den Fragen in der Samstagsrundschau nicht nur ständig aus – auch sonst war das Interview unglaublich zäh. Hier noch ein Müsterchen für die ganz Hartgesottenen unter den Infosperber-Lesern.
Moderatorin Eliane Leiser wollte wissen: «Hat sich die Finma von der CS ausdribbeln lassen?» Marlene Amstad sagte: «Wir haben natürlich laufend unsere Aufsichtstätigkeit intensiviert und wir haben unsere Instrumente auch entsprechend vorgebracht. Wir haben natürlich auch, schon bevor die Credit-Suisse damals am Schluss an diesem März-Wochenende gelandet ist, zum Beispiel gewisse Instrumente auch schon gefordert. Aber das ist auch etwas, das absolut am Gesetzgeber ist. Der Gesetzgeber muss darüber entscheiden. Das können wir uns selber nicht geben. Und das dauert halt einen Moment, bis man nachher entsprechend solche Instrumente auch durch den gesamten gesetzgeberischen Prozess durchgemacht hat.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Das ist eine sehr gekonnte Analyse eines schlecht gelaufenen Interviews. Dem künftigen FINMA-Direktor Chef Stefan Walter kann man nur viel Glück mit seinem künftigen Verwaltungsrat wünschen.
Wie unlängst bekannt wurde, soll die FINMA mit nunmehr 60 (sechzig!) Personen – bisher ein Dutzend – die aus dem CS-Debakel hervorgegangene Monsterbank überwachen. Offenbar leidet die Branche nicht unter Fachkräftemangel, oder werden die CS-Banker nun einfach bei der FINAM rezykliert?
Liest man die Auszüge aus dem Interview, kommt man unweigerlich zur Erkenntnis, dass die Aufsicht wie auch die Beaufsichtigten das Prinzip verinnerlicht haben, wonach man ständig das Gleiche tut und dabei andere Ergebnisse erwartet.