Sperberauge
Schlechte Grafik verwirrt die Leser
Ganz ehrlich, liebe Leserin, lieber Leser: Was denken Sie, wenn Sie einen Blick auf die unten stehende Grafik werfen? Dass wir Schweizer beim Sammeln von Papier und Karton ziemlich gut sind? Und bei Alu-Getränkedosen miserabel?
Diesen Eindruck erweckt die Grafik, welche die Tamedia-Zeitungen gestern abgedruckt haben. Aber der Eindruck täuscht.
Die orangen Balken zeigen, die «in Gemeindesammelstellen und Läden gesammelten Siedlungsabfälle in Kilogramm pro Person und Jahr».
Da ist es logisch, dass der Balken beim Papier und beim Karton am längsten ist. Denn natürlich fallen in einem Haushalt – gemessen in Kilo – am meisten Altpapier und Altkarton an. Und am wenigsten Alu-Getränkedosen.
Interessanter als die orangen Balken sind daher die Zahlen dahinter. Und zwar diejenigen in Klammern. Sie zeigen laut der Legende in den Tamedia-Zeitungen, welchen Anteil wir sammeln. Bei den Alu-Getränkedosen sind es 91 Prozent.
Beim Altpapier und beim Altkarton hingegen sind es nur gerade 81 Prozent. Die Reihenfolge müsste als lauten:
Altglas | 95 Prozent |
Alu-Getränkedosen | 91 Prozent |
Pet-Getränkeflaschen | 82 Prozent |
Papier und Karton | 81 Prozent |
Und nebenbei: Die Tamedia-Zeitungen vermischen die Zahlen von Sammel- und von Wiederverwertungsquoten. Beim Papier und beim Karton weisen sie aus, wie viele Prozente gesammelt werden. Eingerechnet sind also auch jene Mengen, die so stark verunreinigt sind, dass sie sich nicht wiederverwerten lassen. Beim Altglas, bei den Alu-Getränkedosen und den Pet-Getränkeflaschen zeigen die Zahlen hingegen, wie viele Prozente tatsächlich wiederverwertet werden.
Hier die Zahlen, welche die Tamedia-Zeitungen für die Grafik verwendet haben.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Was ich lese, fragen Sie? Ich lese genau das, was in der Grafik steht: Die grösste Menge gesammelten Materials ist Altpapier (richtig: logisch), und prozentual den grössten Anteil macht Altglas aus. Das ist jetzt keine besondere Neuigkeit, aber daraus einen solchen Artikel zu generieren, scheint mir doch sehr gesucht, aber Hauptsache gegen TA-Media, bin ich geneigt, zu schreiben. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil, bleibt hier noch festzustellen, und ich hoffe, dass der Schreiber lesen kann, so schwierig war dieser Artikel, den ich übrigens in der Sonntagszeitung gelesen (und sogar verstanden) habe, auch wieder nicht zu verstehen. Aber klar, man könnte die Grafik auch umgekehrt darstellen, aber inhaltlich bleibt sich alles gleich, falsch ist sie jedenfalls nicht, kommt einfach darauf an, welche Aussage man in den Vordergrund stellen will.
Die Graphik ist natürlich irreführend. Der durchschnittliche Leser hat keine Erfahrung mit «Graphik lesen». Da ist der längste Balken immer der Beste.
Die Darstellung müsste die Prozentquoten direkt aufzeigen, die Kilos in Klammern.
Ich habe jahrelang Graphiken produziert und kenne alle Tricks, wie man Leser übers Ohr hauen kann.
Der Tagi weiss das offensichtlich auch.