Kämpfer der Khataib Hisbollah (Hisbollah Brigaden).T.F.

Kämpfer der Khataib Hisbollah (Hisbollah Brigaden) © T.F.

Ein iranisch-fundamentalistischer Stützpunkt mitten im Irak

Josef Estermann /  Die USA gaben fast zwei Billionen Dollar aus gegen Saddam Hussein, den IS und al Kaida. Jetzt ist Hisbollah in der Nähe von Bagdad!

Ausgerechnet im Irak baut eine Hisbollah-Miliz Drohnen und Raketen zusammen, um Aussenposten der USA in Irak und in Syrien anzugreifen. Die islamistischen Fundamentalisten kontrollieren eine Enklave in der Nähe von Bagdad, die mit 240 Quadratkilometern so gross ist wie der Kanton Zug.

Der verlängerte Arm von Iran

Die Reporterin Alissa J. Rubin rechechierte für die «New York Times» zu dem unter dem Namen Jurf al-Nasr bekannten Territorium 70 Kilometer südlich der irakischen Hauptstadt Bagdad. Dabei befragte sie Vertriebene, Mitglieder der irakischen Regierung, US-Militärberater und den irakischen Geheimdienst. 

Das Fazit ist ernüchternd: Die vom Iran unterstützte und mit Waffen ausgestattete Miliz Khataib Hisbollah (Hisbollah Brigaden) gilt als der verlängerte Arm der iranischen Revolutionsgarden und verübt im Mittleren und Nahen Osten gezielt Anschläge gegen israelische Einrichtungen und solche der USA.

Seit dem 17. Oktober dieses Jahres haben irakische paramilitärische Gruppen insgesamt 82 Drohnen- und Raketenangriffe gegen US-Militäranlagen in Irak und Syrien ausgeführt. Die meisten Waffen stammten aus Jurf al-Nasr. Der Krieg von Israel gegen die Hamas in Gaza hat die Intensität solcher Angriffe iranhöriger Gruppierungen aus Gebieten ausserhalb des Iran erhöht.

Fast zwei Billionen für noch mehr Unsicherheit

In rund 20 Jahren haben die USA für den Kampf gegen das Regime von Saddam Hussein, die al Kaida und den so genannten Islamischen Staat nach Angaben der «New York Times» insgesamt rund 1,79 Billionen Dollar ausgegeben. Dies mit dem Ziel, in der Region Stabilität zu erreichen. Doch die Wirklichkeit sieht ganz anders aus.

Eigentlich galt der Irak als Erzfeind des Iran, seit Irak den ersten Golfkrieg gegen den Iran begann, der von 1980 bis 1988 dauerte und rund mehrere Hunderttausend Todesopfer forderte. Doch während des dritten Golfkriegs, nachdem die USA in Irak einmarschierten und im Jahr 2003 Präsident Saddam Hussein stürzten, sollen bis 2011 603 US-Militärangehörige im Irak durch Milizen getötet worden sein, die der Iran unterstützt hatte, darunter auch Khataib Hisbollah.

Iranische Milizen figurieren im irakischen Militärbudget

Die Khataib Hisbollah verstärkten ihre Tätigkeit im Irak nach dem Abzug der US-Truppen 2011 und dem spektakulären Aufstieg des so genannten Islamischen Staats (IS) im Jahr 2014, nachdem die irakischen Streitkräfte kapituliert hatten und die Regierung in Bagdad kollabierte. Iran kam als erste Staatsmacht dem Hilferuf aus Bagdad nach und baute die irakischen Volksmobilisierungskräfte auf. 

Die Rolle von Khataib Hisbollah im Kampf gegen IS war von derart grosser Bedeutung, dass die Miliz 2016 sogar Teil des irakischen Sicherheitsapparates wurde. Die inzwischen auf 150‘000 Kämpfer angewachsene Miliz wird aus dem irakischen Staatshaushalt finanziert.

Der Krieg in Gaza könnte zum Flächenbrand werden

Iran distanziert sich offiziell von den Angriffen von Khatain Hisbollah gegen US-Militärstützpunkte und andere Einrichtungen. Aussenminister Hossein Amir-Abdollahian sieht allerdings die USA als Komplize von Israel im Kampf gegen Hamas in Gaza und bezeichnet Milizen wie Khatain Hisbollah als Kämpfer gegen «Terrorismus und Besatzung».

In Jurf al-Nasr werden laut den Recherchen der «New York Times» Drohnen und Raketen gebaut, die mit ihrer Reichweite Ziele in Syrien, Jordanien und Saudiarabien erreichen können. Israelische und US-Geheimdienste fürchten, dass sich Iran über diese Enklave in den Krieg in Gaza einmischen könnte.


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Eine Meinung zu

  • am 1.01.2024 um 12:01 Uhr
    Permalink

    Man fragt sich natürlich, was US Militärstützpunkte in Syrien oder Irak verloren haben. Sie befinden sich dort gegen den ausdrücklichen Wunsch der Regierungen.

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