Es geht um die Kriegsopfer und Kriegsinvaliden
Es gibt ferne Kriege – zwar nur wenige Flugstunden weiter entfernt als andere – von denen Medien und Öffentlichkeit kaum Notiz nehmen. Beispielsweise herrscht seit dreissig Jahren in der Demokratischen Republik Kongo ein Krieg um Bodenschätze und Rohstoffe. Bis heute sind nach Angaben der «New York Times» unglaubliche sechs Millionen Menschen umgekommen. Seit zwei Jahren ist dieser Krieg wieder aufgeflammt.
Es herrscht Krieg zwischen der Hamas in Gaza und Israel. Wegen der vielen Bilder und Hilferufen von Hinterbliebenen und Verletzten geht uns das Geschehen nahe. Doch das Leid der Opfer übersteigt unsere Fähigkeit zur Empathie. Während der «fröhlichen Weihnachtstage» spenden wir vielleicht für humanitäre Hilfe. Aber sonst schalten wir unsere Stecker weitgehend aus.
Erst recht gilt dies für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Auch in der Ukraine gibt es immer weniger Familien, die nicht um einen toten Ehemann, Verlobten, Vater oder Onkel trauern. Noch viel mehr kamen als Invalide oder sonst schwer Verletzte nach Hause oder wurden durch Bombenangriffe verletzt.
In Russland wagen die Mütter trotz Repression, zu demonstrieren und die Rückkehr ihrer Söhne zu verlangen.
Auf beiden Seiten darf die Öffentlichkeit nicht erfahren, wie viele tote und schwer verletzte Soldaten und wie viele zivile Frauen und Kinder Opfer des Krieges werden. Die Schwächsten der Gesellschaft tragen die Hauptlasten des Krieges und leiden am meisten unter den Folgen der Zerstörung und der wirtschaftlichen Not. Doch diese Not wird statistisch unter dem Deckel gehalten.
Man weiss nur, dass im bald zweijährigen Krieg bestimmt Zehntausende gestorben sind. Noch mehr Schwerverletzte und Invalide hoffen auf Prothesen und andere Hilfsmittel und sehen ihre Lebenspläne zerstört.
Manche fragen sich, ob die Kriegsziele dieses unsägliche Leid rechtfertigen können.
Die einen sind überzeugt, dass ein Verzicht der Ukraine auf eine Nato-Mitgliedschaft, ein Verzicht auf die Krim und eine föderalistische Autonomie des Donbas diesen Krieg verhindert hätte und noch heute beenden könnte.
Die anderen sind überzeugt, dass sich Putins Russland mit einem ukrainischen Verzicht auf die Krim, den Donbas und die Nato-Mitgliedschaft nicht zufriedengeben würde. Russland würde bei nächster Gelegenheit nicht nur die Ukraine wieder angreifen, sondern auch die baltischen Staaten, Polen und andere Nato-Staaten. Gegen diese Gefahr müssten sich sogar Länder wie Deutschland oder die Schweiz wappnen und kräftig aufrüsten.
Dieses Szenario wird von den Rüstungskonzernen und den Neocons verbreitet sowie von zahlreichen «Think Tanks», die sich von ihnen (mit)finanzieren lassen.
Krieg ist das mit Abstand Schrecklichste, was einer Bevölkerung passieren kann. Eine Fortsetzung des Krieges mit noch weiteren Zehntausenden von toten Männern, Witwen und Waisen und noch mehr Schwerverletzten ist nur – wenn auch schwer – zu akzeptieren, falls vorher alles versucht wird, um ohne Vorbedingungen miteinander zu reden und zu verhandeln – unter Beteiligung der möglichen künftigen Garantiemächte USA, Grossbritanniens und Deutschlands.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Krieg ist keine Lösung, Alternativen, wie der gewaltlose Widerstand, sind weitgehend unbekannt. Zur Verteidigung gegen äussere und innere Feinde gibt es nur die Armee», denken wir immer noch. Die Opfer in Kriegen werden hingenommen. Für den Verteidigungskrieg müssen die Ausgaben für das Militär jetzt in der Schweiz verdoppelt werden. Auch unter extremen Diktaturen, in Norwegen und Dänemark sogar unter dem Naziregime, waren gewaltlose Aktionen oft erfolgreicher als Operationen der bewaffneten Résistance in Frankreich oder Jugoslawien. Dazu gibt es eine umfangreiche Literatur, zum Beispiel das Buch «Die gewaltfreie Aktion» von Gernot Jochheim,
Sicherheit lässt sich mit gewaltlosen Aktionen besser herstellen als mit Militär. Nach militärisch geführten Befreiungskriegen ist die Gefahr auch gross, dass keine demokratischen Verhältnisse erreicht werden können. Pazifisten sind in dem Sinn die besseren Realisten» .Erica Chenoweth zeigte dies 2011 in ihrer Studie Why Civil Resistance works.
Das zeigt ja wie geistig unterentwickelt die Mehrheit der Menschen auch nach tausenden von Jahren geblieben ist, Kriege werden nur von Menschen gemacht und die Mehrheit ist bereit auf Anforderung Befehl für die Herrscher in einen Krieg zu ziehen. Auslöser von den ersten Kriegen waren die Religionen und das ist bis heute geblieben.
Eine Gesellschaft, die sich systematisch weigert, zu erkennen, dass ihr physisches Überleben unmittelbar in Frage steht, kann nicht als psychisch gesund bezeichnet werden.
Es wird geschrieben, dass der Krieg im Kongo um Bodenschätze geführt wird. Meines Wissens wurde erst vor wenigen Monaten erwähnt, dass auch in der Ukraine eminent wichtige Bodenschätze lagern, und zwar in der Nähe des Donbass. Und darüber wissen Spezialisten seit über 10 Jahren Bescheid. Für den deutschen Staat ist nicht so ganz klar, wo die Grenzen des Krieges genau verlaufen: Es fand ein spektakulärer Anschlag auf unsere Energieversorgung durch die Nordstream-Pipelines statt, und bis heute ist unklar, wer der Verantwortliche ist. Angeblich waren es Ukrainer, wenn ja, was hat das zu bedeuten, und wenn nein? Keine öffentliche Diskussion darüber. Mir scheint, dass unsere Sicherheit in Deutschland auch daher kommt, dass wir über keine nennenswerten Rohstoffreserven verfügen, und daher, dass unser Wohlstand auf Fleiß, Phantasie und stabilen sozialen Verhältnissen beruht. Wenn wir rüsten, dann eher für den Krieg anderer und für die Interessen anderer.
Nach dem Krieg werden in der Ukraine, in Israel, im Gazastreifen sehr viele Soldaten und Zivilsten Hilfe benötigen. 52 Jahre, nachdem der Krieg mit der Sowjetunion mit Finnland beendet wurde konnte man auf Eisenbahnwagen der finnischen Staatsbahnen, lesen: «40’000 Kriegsinvalide brauchen Deine Unterstützung»
Über 50 Jahre nach dem Krieg lebten in Finnland 1992 immer doch Tausende von Opfer des Krieges, die intensiv betreut und gepflegt werden müssen, in Heimen und Spitälern.
Im Winterkrieg in dem Finnland von der Sowjetunion angegriffen wurde, 1939-40, fielen 25’000 finnische Soldaten und im Fortsetzungskrieg, 1941-44, weitere 59’000 finnische Soldaten. Unzählige wurden schwer verletzt und wurden invalid. Im Fortsetzungkrieg kämpfte Finnland zusammen die Hitlerdeutschland.
Die Schweiz sollte alles tun um Kriege zu verhindern. Kriegsmaterialexporte müssten verboten werden. Der Nationalbank, Banken und Pensionskassen sollte nicht mehr erlaubt werden in Rüstungskonzerne zu investieren.