Verhaltensgestörte Hochleistungs-Hühner massakrieren sich
Schon seit 30 Jahren dürfen Bauern ihre Hühner nicht mehr in Batterien halten. Alles in Ordnung in Schweizer Hühnerställen, könnte man meinen. Falsch: Legehennen können bei uns zwar am Boden scharren, haben Legenester und Sitzstangen. Aber glücklich sind sie nicht. Es kommt oft vor, dass sich die Hühner selber oder gegenseitig in die Zehen picken, bis sie bluten.
Bei einer Umfrage hat Gallosuisse, die Vereinigung der Schweiz Eierproduzenten, herausgefunden, dass dies nicht Ausnahmen sind, sondern dass die Hälfte der Eierproduzenten schon solche Wunden an den Zehen ihrer Tiere festgestellt hat.
Dieses Verhalten liegt keineswegs in der Natur der Hühner. Mittlerweile weiss man nämlich: Betroffen sind nur weisse, überzüchtete Hühner, die zum Hochleistungs-Eierlegen gezüchtet worden sind. Die Hennen der bei uns verbreiteten Rasse Dekalb-White legen fast jeden Tag ein Ei. Weniger hochgezüchtete Tiere legen nur jeden zweiten Tag, also halb so viele Eier.
In vielen Ställen, in denen sich die Hühner in die Zehen picken, haben etwa 10 Prozent der Tiere Verletzungen; in Extremfällen sind es sogar bis zu 75 Prozent. Blutende Hennen werden vermehrt von anderen gepickt und picken sich auch selber.
Wenn sie sich zum Schutz in das Nest zurückziehen, werden die Eier mit Bluttropfen verschmutzt und lassen sich nicht mehr verkaufen. Nicht selten ist der Blutverlust sogar so gross, dass er zum Tod der verletzten Tiere führt. Laut der Umfrage verloren die Produzenten im Schnitt mehr als 6 Prozent der Tiere wegen Zehenverletzungen.
Eierproduzenten fürchten um ihren Ruf
Kein Wunder, kommt Gallosuisse selber zum Schluss: «Das Zehenpicken ist ein ernsthaftes Problem und eine grosse Herausforderung für das gute Image der Schweizer Eierproduktion.»
Doch es ist nicht nur ums Image zu fürchten. Das Verhalten verursacht auch grosses Tierleid. Nadja Brodmann, Hühnerexpertin und Geschäftsleitungsmitglied des Zürcher Tierschutzes, erklärte in einem Artikel im K-Tipp : «Die Füsse sind sehr empfindlich, die verletzten Tiere leiden deshalb unter grossen Schmerzen. Diese Verhaltensstörung ist sehr gravierend.»
Hennen mit verletzten Zehen sind im Stall häufig auch am blutverschmierten Brustgefieder erkennbar, da sie als Schmerzreaktion den Fuss an den Körper ziehen.
Haben die Hühner mit dem Zehenpicken einmal begonnen, verdunkeln die Eierproduzenten meistens den Stall. So können sie das Picken zumindest vorübergehend eindämmen. Allerdings kommen die Eierproduzenten damit schnell in Konflikt mit der Tierschutzverordnung. Sie schreibt eine Mindest-Helligkeit in Hühnerställen vor.
Vereinzelte Produzenten «touchieren» bei den Küken die Schnäbel, das heisst, sie kürzen ihnen einen Teil des spitzen Oberschnabels. Damit lässt sich das Zehenpicken aber nur in der Hälfte der Fälle verhindern.
Bei den braunen Rassen kommt das Zehenpicken nicht vor. Die bei uns verbreiteten Lohmann-Braun-Hennen sind aber ebenfalls so überzüchtet, dass sie die Federn picken oder sich zu Haufen ballen, bis die untersten Tiere ersticken.
Die Verhaltensstörungen bei den Hochleistungs-Legehennen zeigen: Das tägliche Eierlegen und die engen Platzverhältnisse mit sieben Hennen pro Quadratmeter stresst die Tiere dermassen, dass sie sich nicht mehr artgerecht verhalten. Es genügt nicht, dass die Schweiz vor 30 Jahren als erstes Land weltweit die Bodenhaltung verordnet hat.
Weitere Informationen zu Schweizer Hochleistungs-Hühnern: Warum wir die Ostereier abschaffen sollten
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Die CH mit dem strengsten Tierschutzgesetz!!! Na ja, wenn es um das gute Geschäft geht, dann ist alles erlaubt! Hören wir auf mit der Tierquälerei und der Propaganda einer tierschützerischen Schweiz!!!
Ein weiteres Drama des schweizerischen «Tierschutzes». Mir bleibt das Lachen im Halse stecken. Bei Kühen, Geissen, Ziegen braucht es zwei Ohrenmarken die unter Schmerzen reingedrückt werden. Nur um eine «Kontrolle» der Tiere zu haben. Zeit auf elektronsiche Marken umzustellen.
Sowas nennt sich Dichtstress, ist bei den Menschen auch so.