SSS-DAS-SPIEL

Patrick Jerg: Das Spiel © zvg

Das Spiel: Dunkle Gestalten in der Taverne

Patrick Jerg /  Als Gangsterboss werben wir in der Stadt neue Bandenmitglieder an. «District Noir» ist ein taktisches Spiel für zwei Personen.

Die Spielkarten sind düster gehalten, denn als Gangsterboss sind wir natürlich nachts unterwegs und suchen neue Mitglieder für unsere Bande. Die länglichen Karten offenbaren uns ein grosses und verlockendes Angebot an Verbrechern, doch auch Verräter befinden sich unter ihnen. «District Noir» ist ein Duell-Spiel. Auge in Auge lauert man seinem Gegenüber auf, um im richtigen Moment zuzuschlagen. Eine Partie dauert höchstens vier Runden, wenn nicht jemand vorher einen entscheidenden Fehler begeht.

Drei Gebäudekarten können das Spiel jederzeit beenden, wenn sie im Besitz einer Person sind. Dadurch sitzt man spielerisch ständig in der Klemme, möchte neue Banditen gewinnen, muss aber auch die Gebäude im Auge behalten. Wer die stärkeren Nerven besitzt, wird am Ende die Nase in der Stadt vorne haben.

Ein Mehrheitenspiel

«District Noir» ist in erster Linie ein Mehrheitenspiel. Wer mehr Karten eines Gangster-Genres sammelt, erhält dafür die Punkte. Zudem bringt ein Set aller vier Gangster-Arten ebenfalls Punkte. Zieht man Verbündete auf seine Seite, erhält man Pluspunkte, sind Verräter in der Gruppe, kostet das einige Punkte. Diese Zahlenspielereien hat man beim Anwerben der Ganoven immer im Hinterkopf, schliesslich möchte man am Ende die Konkurrenz überbieten.

Dieses Anwerben ist dann auch der eigentliche Clou bei «District Noir». Fünf Handkarten erhält man zu Beginn einer neuen Runde zufällig zugeteilt. Abwechselnd müssen die Spielenden fünf Mal eine ihrer Handkarten schön ans Ende einer Reihe in die Tischmitte legen. Einmal schnappen sie zu und nehmen sich die fünf letzten Karten in der Reihenfolge. Diese Ganoven gehören ab sofort zur eigenen Bande. Man legt sie offen vor sich aus.

Alles eine Frage des Timings

Ob man eher früher oder doch später in einer Runde seine Ganoven einsammelt, bestimmt man selber. Je nach Handkarten legt man seinem Gegenüber gerne Verräter hin, wenn man sie nicht selber bald einsammeln muss. Um Mehrheiten zu erzielen, sucht man sich natürlich gerne passende Ganoven aus. Doch findet man die in dieser Runde überhaupt? Es beginnt ein taktisches Geplänkel, bei dem es auf den richtigen Zeitpunkt des Zugriffs ankommt.

Und ganz nebenbei nehmen die drei Gebäudekarten eine wichtige Rolle ein. Auch hier ist der Zeitpunkt entscheidend. Wann erscheinen sie? Hat jemand gar mehrere Gebäude auf der Hand? Wie lege ich sie geschickt aus, um sie später selber einzusammeln? Nach und nach lernt man bei «District Noir» dazu. Ich vergleiche das gerne mit Schach. Da gibt es einige Spielzüge, die man bewusst macht oder ganz vermeidet. Das ist bei diesem spannenden Kartenduell ebenfalls so. In jeder Partie erlebt man neue Situationen, in denen man sich entscheidet, auf Ganoven zu setzen oder auf Gebäude. Ein knackiges Spiel mit einfachen Regeln, einer schönen Spieltiefe und einer sehr angenehmen Spielzeit.

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District Noir
District Noir

District Noir

Ein Kartenspiel von Nao Shimamura & Nobutake Dogen
Illustrationen: Vincent Roché

Für 2 Personen | Ab 10 Jahren | 15 Minuten
Verlag: Game Factory | ca. 18 Fr. / 13 Euro


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Patrick Jerg betreibt seit 13 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Portrait Patrick Jerg 2

Das Spiel: Alle Beiträge

Spielen macht Spass. Und man lernt so vieles. Ohne Zwang. Einfach so.

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