Aldi-Suisse am billigsten? Natürlich nicht!
«Im Ausland einkaufen?», fragt Aldi-Suisse in seinem Werbeprospekt «Aldi-Woche». Und gibt die Antwort gleich selbst: «Das kannst du dir sparen!» Die «aktuelle Eigenerhebung» zeige, dass «Aldi-Suisse bei einer ganzen Reihe von Artikeln des täglichen Bedarfs unschlagbar günstig» sei.
Konkret: Der Kauf von 21 Produkten kostet bei Aldi-Suisse knapp 35 Franken. Bei Carrefour in Frankreich 38 Franken. Bei Edeka in Deutschland 41 Franken. Und bei Esselunga in Italien 47 Franken. Fazit von Aldi-Suisse: «Spar Zeit und Benzin und kauf in der Schweiz ein.»
- Richtig ist, dass der Einkauf in der Schweiz tatsächlich Zeit und Benzin spart.
- Falsch ist, dass Aldi-Suisse günstiger ist als die Supermärkte im Ausland.
Denn Aldi-Suisse hat für den Preisvergleich tief in die Trickkiste gegriffen. Zuerst bei der Auswahl der Geschäfte. Esselunga ist einer der teuersten Supermärkte Italiens. Conad wäre günstiger; die italienischen Ableger von Aldi und Lidl ebenfalls. Aber diese Supermärkte hat Aldi-Suisse nicht berücksichtigt. Ebenso wenig wie Leclerc, Intermarché und Super-U in Frankreich sowie Kaufland, Rewe und Netto in Deutschland.
Keine Milch, kein Fleisch
Zudem: Unter den 21 Artikeln hat es nur ein einziges Milchprodukt (Nature-Joghurt) und auch kein Fleisch. Dabei sind die Preise in der Schweiz gerade in diesen Bereichen besonders hoch. So stellte das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) in seinem Agrarbericht 2022 fest, dass Fleisch in der Schweiz fast drei Mal so viel kostet wie in Deutschland und Österreich. Milchprodukte kosten rund das Doppelte.
Ein Infosperber-Leser fragte deshalb bei Aldi-Suisse nach: «Können Sie mir sagen, weshalb im Warenkorb keine Fleischwaren zu finden sind und – mit einer Ausnahme – keine Milchprodukte?» Und ironisch fügte er an: «Das ist bestimmt unbeabsichtigt und reiner Zufall.»
Kein Zufall
Natürlich ist es kein Zufall. Es ist volle Absicht. Das gibt Aldi-Suisse in der Antwort an den Leser sogar zu. Aldi-Suisse setze sich «für den Standort Schweiz ein». Der Preisvergleich bilde «keinen vollständigen Warenkorb ab». Vielmehr wolle Aldi-Suisse «anhand einer Auswahl an Produkten des täglichen Bedarfs aufzeigen, dass man für gute Preise nicht über die Grenze fahren muss». Das Ziel von Aldi-Suisse war also, die Kunden zu halten, und nicht, einen realistischen Preisvergleich anzustellen.
Der K-Tipp hat verglichen
Aldi-Suisse hat es bei seinem Preisvergleich (siehe Haupttext) vermieden, die Preise innerhalb des eigenen Konzerns zu vergleichen — nämlich mit Aldi-Süd (Deutschland) und Hofer (Österreich). Das tat dafür die Konsumentenzeitschrift K-Tipp am Anfang des Jahres. Das Ergebnis: Der Warenkorb war in der Schweiz 60 Prozent teurer als in Deutschland und 40 Prozent teurer als in Österreich.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Danke, wir leben in einer Welt der Lügen. Eine Form unmoralischer Konkurrenz. Marketingbüros erledigen oft diese Schmutzarbeit, mit Gewinnzuwachs-Prämien. Ich frage mich, wann die Konsumentenschützer dies bemerken.
Ja, genau beobachtet ! 👍