SSS-DAS-SPIEL

Patrick Jerg: Das Spiel © zvg

Das Spiel: Kreativ die Klötze stapeln

Patrick Jerg /  Die unterschiedlichsten Holzklötze animieren zum Spielen. Doch funktioniert das auch, wenn man etwas nachbilden soll?

Zugegeben, das Cover von «Koole Klötze» besitzt einen leicht kindlich, naiven Touch. Auch die Farben hätte ich bestimmt nicht so gewählt. Doch man darf sich von der Spielschachtel nicht täuschen lassen. Vieles, was man auf der Packung sieht, ist genauso in der Schachtel enthalten. Da gibt es die türkisfarbene Sonnenbrille, aber auch die Klötze in derselben Farbe. Dazu die Karten mit comicartigen Tierbildern.

Ein Spieler lässt sich von derartigen Äusserlichkeiten nicht abhalten, denn es sind am Ende die inneren Werte, die zählen. Die bunte Gestaltung verspricht bei einem Bau- und Ratespiel schon einmal ein wenig Spielspass. Die vielen Holzteile besitzen die unmöglichsten Formen, haben Löcher, Ecken und Kanten. Einige Teile, wie Klammer, Würfel oder Spielfigur, sind durchaus alltagstauglich. Damit lässt sich doch etwas anfangen.

Zu Beginn eine Bauphase

Eine Person, sie wird im Spiel «Koolio» genannt, erhält einen geheimen Bauauftrag. Sie soll eine von sechs ausliegenden, tierischen Situationen auf den Bilderkarten irgendwie nachbilden. Dazu erhält sie sechs zufällige Holzteile zugewiesen. Nun ist ein wenig Kreativität gefragt. Auf den Bildern findet man beispielsweise einen Hamster, der meditiert oder einen Löwen mit einem Ventilator in der Hand. Das lässt sich natürlich nicht so direkt umsetzen.

Doch die lustigen Figuren und ihre Gegenstände glänzen durch bestimmte Positionen oder Formen, kleine Details, die sich durchaus mit den Holzteilen ins Szene setzen lassen. Also stapelt man möglichst schnell eine Figur für die Mitspielenden, denn eine Sanduhr läuft mit und stoppt die Bauzeit nach etwa 30 Sekunden. Und da Kunst bekanntlich im Auge der Betrachter liegt, sind die nun ebenfalls gefragt.

Wer erkennt das Kunstwerk?

Die Bauphase wird von den Mitspielenden aktiv verfolgt. Wer herausfindet, um welches Bild es sich bei der «Klötzchen-Stapelei» handelt, der legt sofort die Zahlenkarte des entsprechenden Bildes in die Tischmitte. Innerhalb der 30 Sekunden dürfen alle Spielenden raten. Denn wer keinen Tipp abgibt, kann auch nicht punkten. Nach der Bauphase ist «Koolio» noch einmal gefragt. Er muss sein eigenes Werk beurteilen und schätzen, wie viele Personen einen richtigen Tipp abgegeben haben.

Es folgt die Auswertung. «Koolio» kann punkten, wenn jemand auf das richtige Bild getippt hat. Einen weiteren Punkt erhält er, wenn er selber mit seiner Prognose richtiger Tipps ebenfalls richtig lag. Vorsicht: Hat er künstlerisch versagt und niemand hat sein Kunstwerk richtig gedeutet, muss er einen Punkt abgeben. Für die Ratenden gibt es auch Punkte. Wer zuerst auf das richtige Bild getippt hat, erhält zwei Punkte, die zweitschnellste Person noch einen Punkt.

Im Baufieber

Damit sind alle Spielenden bei «Koole Klötze» immer aktiv am Spiel beteiligt. Der Zeitdruck erledigt den Rest. Beide Seiten, Künstler und Ratende, versteifen sich auf gewisse Details bei den Bildern. Aber deutet man das tatsächlich richtig? So lösen sich die Baurunden oft in lustigen Diskussionen auf. Das Interpretieren von Kunst lässt eben einen grossen Spielraum offen und genau den nutzt «Koole Klötze». Das Bau- und Ratespiel ist ein Generationenspiel, das Grosseltern und Enkeln gleichermassen Spass macht.

Nach einigen Runden steckt man mitten im Baufieber. Grundsätzlich spielt man über drei Runden, doch gerade mit Kindern verlängert sich eine Partie schnell, da jeder noch einmal bauen möchte. Das etwas schrille Auftreten des Spiels darf also nicht vom Inhalt ablenken. Die inneren Werte haben bei «Koole Klötze» überzeugt.

____________________

Koole Klötze
Koole Klötze

Koole Klötze
Ein Bau- und Ratespiel von Claude Weber & Jacques Zeimet
Illustrationen: Hugo Cuellar, Nikola Kucharska, Mohammed Almuti

Für 3-6 Personen | Ab 8 Jahren | 30 Minuten
Verlag: Schmidt Spiele | ca. 34 Fr. / 29 Euro


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Patrick Jerg betreibt seit 12 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Portrait Patrick Jerg 2

Das Spiel: Alle Beiträge

Spielen macht Spass. Und man lernt so vieles. Ohne Zwang. Einfach so.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.