Falsche Fernseh-Schlagzeilen zum aufgekündigten Getreide-Deal
Die Schlagzeilen der ARD-Tagesschau und der «ZEIT-online» waren am 23. Juli identisch:
«China drängt Russland zu neuem Getreidedeal».
Die Schlagzeile des ZDF lautete:
Getreidedeal: China drängt Russland zu Lösung
Berichtet wurde, dass der stellvertretende UN-Botschafter Chinas, Geng Shuang, im UN-Sicherheitsrat den Ausstieg Russlands aus dem Deal verurteilt habe. Laut ARD sei «Russland von seinem Verbündeten China unter Druck gesetzt worden, eine weltweite Nahrungsmittelkrise abzuwenden.» Auch laut ZDF «ist Russland im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen von seinem Verbündeten China […] unter Druck gesetzt worden, eine weltweite Nahrungsmittelkrise abzuwenden».
Diese und andere Schlagzeilen erweckten den Eindruck, China vollziehe eine Kehrtwende und sei im Begriff, sich von Putin zu distanzieren. Die «ZEIT» bezog sich auf einschlägige Meldungen grosser westlicher Agenturen. Tatsächlich verbreitete die AP folgende Schlagzeile:
«Russia came under pressure (…) from its ally China».
Viele Menschen lesen nur die Schlagzeilen, die dann häufig meinungsbildend sind. Doch die zitierten Überschriften behaupteten etwas anderes, als die nachfolgenden Meldungen aussagten.
Nur wer die Meldungen des ZDF, der ARD oder der «ZEIT» bis zum Schluss las, erfuhr mit Erstaunen, dass Geng Shuang etwas anderes sagte, als der Titel nahelegte. Er drängte laut «ZEIT» nämlich darauf, «sicherzustellen, dass sowohl ukrainisches Getreide als auch russische Lebensmittel und Düngemittel auf die Weltmärkte gelangen.» Er hoffe, dass Russland und die Vereinten Nationen zusammenarbeiten würden, um die Exporte wieder aufzunehmen.
Im Bericht von ARD-online konnte man dann lesen, «dass die Regierung in Peking hoffe, dass die Betroffenen mit den zuständigen UN-Gremien zusammenarbeiteten, um eine ausgewogene Lösung für die berechtigten Anliegen aller Parteien zu finden […] Geng verwies auf die Zusage des UN-Generalsekretärs António Guterres, alles zu tun, um sicherzustellen, dass sowohl ukrainisches Getreide als auch russische Lebensmittel und Düngemittel auf die Weltmärkte gelangen.»
Russland macht für die Freigabe ukrainischer Exporte zur Bedingung, dass es selber Getreide und Düngemittel ungehindert exportieren kann. Das sahen die beiden Abkommen von Instanbul vor. Wenn China verlangt, dass auch Russland Weizen und Düngemittel ungehindert exportieren kann, ist dies mit der russischen Position identisch. Deshalb treffen die Schlagzeilen nicht zu, dass China eine Position gegen Russland eingenommen habe.
Der chinesische Fernsehsender CGTN verbreitete die – korrektere – Schlagzeile: «China fordert baldige Wiederaufnahme der Getreide-Exporte von Russland und Ukraine».
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Lesen Sie dazu:
Infosperber vom 18. Juli:
Auch Russlands Getreide verhindert Hunger und Hungertote.
Infosperber vom 24. Juli:
In diese Länder gingen die Getreideexporte der Ukraine.
Man könnte auch nochmals darauf hinweisen, dass Russland der grössere Getreide- und Düngerexporteur ist als die Ukraine und die Exporte aus Russland durch EU und US Sanktionen erheblich erschwert bis verunmöglicht werden, obwohl Russland angeboten hat beides an arme Länder GRATIS zu liefern.
Es ist also der Westen, welcher ebenfalls ‹Nahrung als Waffe› einsetzt.
Russland kann wegen den SWIFT-Sanktionen keinen Weizen verkaufen, d.h. liefern schon, kriegt dafür wegen den SWIFT-Sanktionen kein Geld. Deswegen sind auch die BRICS – Staaten am Aufbau eines Ersatzes des SWIFT und an der De-Dollarisierung der Welt. => End of the West!
https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/501047/BRICS-Staaten-bauen-Alternative-zum-Zahlungssystem-Swift-auf