Faschistische Kriegshetzer mischen in russischen Talkshows mit
In russischen Medien, auch in Social Media, geniessen rechtsextreme Ultranationalisten eine grössere Freiheit als in westlichen Medien. Sie verteufeln den dekadenten Westen und predigen die Überlegenheit der russischen Kultur und Zivilisation. Sie verschonen auch die Regierung nicht: Putin sei zu weich. Die russische Armee hätte die Ukraine bereits nach dem dortigen Putsch im Jahr 2014 besetzen sollen, als die ukrainische Armee noch schwach war. Russland hätte sich vom Westen ohnehin schon längst ganz abkehren sollen. So der Tenor.
Anders sieht es für Kriegsgegner, Pazifisten oder Vertreter von Militärdienstverweigerern aus. Ihre Stimmen sind aus den TV-Talk-Shows verbannt und auch in Social Media wenig zu vernehmen. Manchmal würden ein oder zwei angebliche Pro-Ukrainer oder Pro-Westler eingeladen, um dann oft niedergeschrien, ausgebootet oder sogar aus dem Studio geworfen zu werden.
Das jedenfalls berichten mehrere russischsprachige Personen, welche die russischen Programme verfolgen. Westliche Regierungen haben deren Verbreitung per Satellit und über Kabelnetze verboten. Lediglich im Internet kann man Programme wie vesti.ru oder 1tv.ru noch selber auf russisch verfolgen.
Etwas anders verhält es sich in den Social Media. Auf Telegram wurde anfangs über Für und Wider des Krieges gestritten. Zum Verhängnis wird Kriegsgegnern, Pazifisten oder Dienstverweigerern allerdings das Gesetz gegen die Diskriminierung der russischen Armee und gegen Falschinformationen über die russische Armee. Erlaubt seien noch öffentliche Äusserungen wie «Jeder Krieg ist eine Tragödie» oder «Ich bin für Frieden» oder «Man muss die Türe für Verhandlungen offenhalten». Aber fast niemand wage in der Öffentlichkeit, den Krieg zu kritisieren oder das Bombardieren von Wohnhäusern oder Verletzungen des Kriegsrechts anzuprangern. Das Schweizer Fernsehen berichtete, dass ein kleiner Pin «Nein zum Krieg» auf dem Rucksack genügte, um eine Krankenschwester zu verhaften und zu büssen. Natürlich werde längst nicht jeder Protestierende eingesperrt, aber alle wissen um das Risiko. Nach Angaben von OVD-Info kam es bis jetzt zu fast 20’000 Verhaftungen wegen Anti-Kriegs-Äusserungen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Und wie ist das in unseren Medien? Kommen da nicht vorwiegend Waffenlobbys (Strack-Zimmermann), Nati-Bandera Angänger (Melnik), Militärexperten von jeder Uni, von US-Thinktanks gesteuerte Medien etc. zu Wort. Pazifist ist zum Schimpfwort geworden, Befürworter einer diplomatischen Lösung (Dohnany, Wagenknecht) als Putin-Versteher diffamiert!
Na, da passen hüben wie drüben alle gut zusammen: ukrainische Banderisten, die am liebsten allem russischen den Garaus machen würden, westdeutsche Russophobe, die schmierige Adenauer-Slogans rauskramen, russische Blut-und-Boden-Vaterländische-Krieger, polnische und baltische Russenfeinde aus Prinzip usw. Dazwischen halbjournalistische Trittbrettfahrer, die halbgare Propaganda nachbeten und ihr Fähnlein in den bellizistischen Wind hängen. Ganz wenige zeigen Haltung und bleiben ihren Prinzipien treu. Die meisten tun so, als hätte es den 2. WK samt massenmordendem Nationalismus und Chauvinismus nie gegeben. Die Schlacht von Kursk und die Hölle von Prochorowka sind auf den Tag genau 80 Jahre her; die Lehren daraus werden nicht gezogen: ein langandauernder großer Krieg mit Russland in Europa ist nicht möglich; er endet in totaler Vernichtung und Zerstörung aller unserer Lebensgrundlagen. Russland lässt die Ukraine am langen Arm ausbluten, und unsere Politiker lassen das zu.
Ich bin erstaunt, mehr Ablehnung als Zustimmung. Die Mehrheit der Leser finden den Artikel schlecht.
Wäre interessant zu wissen woher das kommt.
Das ist nicht die Mehrheit der Leserinnen und Leser, sondern die Mehrheit der kleinen Minderheit, welche den Daumen bedienen.
Wenn zwei das gleiche tun …. «Das Amtsgericht Köln hat eine Ukrainerin (sic!) zu einer Strafe von 900 Euro verurteilt, weil sie Russlands Krieg gegen die Ukraine befürwortet hat. Das Gericht hält ihre Aussagen von einer Demo für geeignet, den öffentlichen Frieden zu stören.»
https://www.welt.de/politik/ausland/article245710694/Ukraine-Krieg-Ukrainerin-in-Koeln-wegen-Billigung-des-russischen-Angriffskriegs-verurteilt.html
Es gehört zu den Grunduntugenden des Menschen, bei anderen das zu kritisieren, dessen er sich selber schuldig macht. Es ist doch Sache der Russen, wie sie in ihrem Land mit Meinungen und Aussagen ihrer Bevölkerung umgehen. Wir sollten zuerst vor unserer eigenen Haustür kehren, da liegt genügend Unrat. In den Medien und besonders in den TV-Talks – ich spreche von D – werden nur Menschen und Meinungen zugelassen, die der offiziellen Propaganda entsprechen. Man vergleiche nur einmal, wie oft bei Lanz und Konsortinnen die Wörter «Krieg» oder «Waffenlieferungen» vorkommen und wie selten «Frieden» oder «Verhandlungen», obwohl gerade die letzten beiden das Grundgerüst jeder Diplomatie sein sollten. Die deutsche Chefdiplomatin hat offensichtlich eine schwerwiegende Sprachblockade, die es ihr unmöglich macht, diese Begriffe zu benutzen. Und sollten in Talkshows Andersdenkende – selten – zugelassen werden (Guerot, Wagenknecht, Welzer), macht sie die vereinte Meute unsachlich nieder