USA.KKW.AKW.Depositphotos_90994720_L

Ein Drittel aller Atomkraftwerke in den USA läuft mit günstigem russischem Uran. © Depositphotos_90994720_L

Ukraine: USA zahlen Russland Milliarden für angereichertes Uran

Urs P. Gasche /  In den USA gibt es keine Stromsparkampagne, um weniger Dollar an Russland für den Krieg zu überweisen – Europa spart Öl und Gas.

In den USA wird Strom verbraucht und verschwendet, wie wenn Russland keinen Krieg gegen die Ukraine führen würde. Amerikanische Energiekonzerne überweisen dem russischen Rosatom-Konzern jedes Jahr rund eine Milliarde Dollar für günstiges angereichertes Uran. Darüber informierte die «New York Times» am 16. Juni.

Rosatom gehört dem russischen Staat und produziert schwach angereichertes Uran für Kernkraftwerke und stark angereichertes Uran für militärische Zwecke. Die USA importieren etwa ein Drittel des für Atomkraftwerke benötigten angereicherten Urans aus Russland. Dort ist es am günstigsten zu haben. «Die Zahlungen der USA gehen an eine Tochterfirma der Rosatom, die wiederum eng mit dem russischen Militärapparat verflochten ist», berichtete die «New York Times».

Um die CO2-Emissionen der USA zu halbieren, müsste man die Kapazität der Kernkraftwerke verdoppeln, schätzt das US-Energiedepartement. Die von Bill Gates gegründete Firma TerraPower beabsichtigt, in einer stillgelegten Kohlemine im US-Bundesstaat Wyoming eines Tages Uran anzureichern. Auch in Ohio ist eine Zentrifugenfabrik geplant. «Doch es werden Jahre vergehen und es braucht mehr staatliche Subventionen», schreibt die «New York Times».

Unterdessen könnten die USA mit Sparprogrammen, Aufrufen an Wirtschaft und an Haushalte sowie mit finanziellen Abgaben ihren Stromkonsum reduzieren, um die russische Kriegsmaschinerie möglichst wenig zu finanzieren. Doch eine solche ohnehin zweckmässige Sparpolitik ist in den USA nicht populär. So musste der Demokrat Joe Manchin III, Vorsitzender des Senatsausschusses für Energie, resigniert feststellen:

«Wir können uns nicht zur Geisel von Nationen machen, die unsere Werte nicht teilen, aber genau das ist geschehen.»

Europa dagegen hat gehandelt: Die meisten Staaten verzichten freiwillig auf viel günstiges russisches Öl und sogar ganz auf russiches Erdgas, damit Russland möglichst wenig Devisen erhält. Dabei nehmen die Staaten Europas hohe Preise und eine Inflation mit allen Folgen in Kauf.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Ukraine_Sprachen

Die Ukraine zwischen Ost und West: Jetzt von Russland angegriffen

Die Ukraine wird Opfer geopolitischer Interessen. Die Nato wollte näher an Russland. Seit dem 24.2.2022 führt Russland einen Angriffskrieg.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

7 Meinungen

  • am 19.06.2023 um 12:05 Uhr
    Permalink

    Dieser Moralismus ist doch unerträglich; man handelt seit Jahrtausenden auf diesem Planeten weil man gewisse Dinge eben nicht selbst verfügbar hat. Das ist weder moralisch noch unmoralisch; es ist die Grundlage unserer Existenz. Übrigens hat kein einziger europäischer Wähler irgendein Mitspracherecht am freiwilligen Verzicht auf billiges russisches Gas und Öl gehabt. Diese Entscheidung wurde durch bestens bezahlte und versorgte Politiker über unsere Köpfe hinweg getroffen; von Menschen, die berufsmäßig den Schaden ihrer Entscheidung an andere überwälzen. Es ist nicht der Wunsch der Menschen in Europa, mehr und mehr und mehr für Energie zu bezahlen und eine hohe, wieder einmal menschengemachte Inflation in Kauf zu nehmen. Es ist schon eine Ironie, dass sowohl in den USA als auch in Russland Energie und Lebenshaltungskosten so bleiben wie sie waren, aber bei uns explodieren. Bei gleichzeitiger Rezession. Von Moral wird man eben nicht satt und bekommt auch keinen Arbeitsplatz.

  • am 19.06.2023 um 13:37 Uhr
    Permalink

    Beneidenswert, wie der Plan der USA aufgeht: Den Ukraine-Krieg einfädeln, durch stetige Propaganda alles ausschliesslich den Russen anlasten, Europa wirtschaftlich von Russland abkoppeln (devide et impera), nur um selbst weiterhin Energie und angereichertes Uran von Russland zu beziehen, Europa für die Waffenlieferungen und Waffenkäufe zahlen lassen, Deutschland von russischen Fossilbrennstoffen wegbomben, um eigenes teures Gas an die Europäer zu verkaufen. Resultat: Deutschland und Russland sind geschwächt, für die USA läufts prächtig. Sie sind einfach gut, die Amerikaner.

  • am 19.06.2023 um 18:55 Uhr
    Permalink

    „ Europa dagegen hat gehandelt: Die meisten Staaten verzichten freiwillig auf viel günstiges russisches Öl und sogar ganz auf russisches Erdgas,..“
    Dafür wird LNG-Gas bei den Amis teuer eingekauft, während bei der Förderung unmengen an Methan freigesetzt wird. Eine Furzsteuer für Viehbetriebe wirkt da lächerlich.

  • am 20.06.2023 um 01:55 Uhr
    Permalink

    Paul Schön und Andreas Käser bringen es auf den Punkt!
    Wann mobilisieren wir uns endlich, um unseren europäischen und schweizer Politikern und Medien zu sagen «Es reicht! Wir wollen mitsprechen und demokratisch entscheiden! Weg von den Sanktionen, weg von Waffenlieferungen und endlich Friedensverhandlungen!» Die Wut ist gross, aber niemand wagt sich, gegen den Strom zu schwimmen, sonst wird man gleich mit verwerflichen Etiquetten mundtot gemacht.

    • Portrait_Josef_Hunkeler
      am 20.06.2023 um 13:32 Uhr
      Permalink

      Ich dachte immer, dass Niklaus von der Flüh als Richtlinie dienen sollte.
      Das Parlament hat offenbar seine geschichtlichen Wurzeln verloren.

  • am 20.06.2023 um 15:24 Uhr
    Permalink

    Auch die Schweiz bezieht Uran aus Russland, wenigstens war das vor etwa einem Jahr so. https://www.srf.ch/news/international/axpo-in-der-kritik-russische-brennstaebe-fuer-schweizer-akw schrieb am 31.3.2022:
    «Die beiden Axpo-Reaktoren in Beznau hängen vom russischen Brennstoff ab. Bei Leibstadt, ebenfalls von Axpo betrieben, ist es die Hälfte des angereicherten Urans, das aus Russland stammt. Nur Gösgen, betrieben von Alpiq, kommt ohne russisches Uran aus.»
    Heute nach Annahme des Klimaschutzgesetzes schreien SVP- und FDP-Vertreter wieder lauter nach AKWs. Auch wenn es sicher möglich ist, Uran nicht aus Russland zu beziehen, steigern diese auch sonst unsinnigen Pläne die Nachfrage und den Preis von Uran, das ohnehin in absehbarer Zeit ausgeht.
    Egal wo, Produktion und Bezug von Atomstrom finanzieren die russische Invasion mit.

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...