Japan hatte 2022 höchste Sterblichkeit – mit Covid-Impfung
«Virologe Christian Drosten sieht Japan als Vorbild», lauteten die Schlagzeilen im Juni 2020. Das fernöstliche Land hatte es bis dahin geschafft – «ohne harte Ausgangsbeschränkungen wie in Europa», wie Medien berichteten –, die Infektionszahlen tief zu halten. Dies trotz hoher Bevölkerungsdichte und einem hohen Anteil alter Menschen.
Doch wie ging es weiter? Das haben der japanische Kinderarzt Keiji Hayashi und der deutsche Mathematiker Hagen Scherb untersucht. Sie verglichen, wie sich die Sterberaten in Japan und Deutschland von 2005 bis einschliesslich 2022 entwickelten.
Ihre vorläufigen Ergebnisse zeigen: Japan kam in Bezug auf die Übersterblichkeit schlussendlich nicht besser durch die Pandemie. Denn im Jahr 2022 stieg die Sterblichkeitsrate dort stark an.
In Japan kam es laut den Berechnungen von Hayashi und Scherb in den Jahren 2020 und 2021 zu keiner Übersterblichkeit. «Weder in Deutschland noch in Japan bewahrheiteten sich die offiziellen, angstmachenden Prognosen», so ihr Fazit in der Fachzeitschrift «Medicine and Clinical Science».
Höhere Sterblichkeit als nach dem schweren Erdbeben von 2011
Im Jahr 2022 jedoch war die Übersterblichkeit in Japan signifikant höher, als aufgrund des Trends seit 2005 zu erwarten gewesen wäre. Sie betrug über acht Prozent – mehr als doppelt so viel wie im Jahr 2011, als es zum schweren Erdbeben mit Tsunami und Atomkraftwerks-GAU in Fukushima kam. Scherb spricht von einer «gigantischen Übersterblichkeit».
«Der starke Effekt in Japan im Jahr 2022 muss weiter untersucht und interpretiert werden», schreibt der deutsche Epidemiologe Ulrich Keil auf Anfrage. Er leitete bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2009 das Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin der Universität Münster und ist Autor von über 400 Fachartikeln in angesehenen wissenschaftlichen Zeitschriften.
In Deutschland war die Sterberate 2022 höher als 2021
In Deutschland lag die Gesamtsterblichkeit 2020 laut Hayashi und Scherb knapp zwei Prozent höher, als aufgrund des Trends zu erwarten gewesen wäre. Damit bewegte sich die Sterblichkeit im ersten Pandemiejahr in Deutschland ohne Impfung in einem statistisch nicht auffälligen Bereich. Zum gleichen Schluss kamen auch Wissenschaftler der Universität Essen in der Fachzeitschrift «Plos One». 2021 aber stieg die Sterberate gemäss Hayashi und Scherb signifikant an auf fast fünf Prozent und im Jahr 2022 betrug sie rund 6,7 Prozent mehr, als zu erwarten gewesen wäre.
Ulrich Keil beurteilt die Arbeit von Hayashi und Scherb als «sehr wichtig und sehr gut. Die Öffentlichkeit muss über diesen bisher medial nicht beachteten starken Anstieg der Gesamtsterblichkeit in Deutschland seit Beginn der Massenimpfungen informiert werden. Daher haben wir die gerade veröffentlichten Ergebnisse von Scherb und Hayashi auf der Internetseite «Mediziner und Wissenschaftler für individuelle Impfentscheidung» für Interessierte zugänglich gemacht.» Aufgrund der hohen Bevölkerungszahlen von Japan und Deutschland seien die Trendanalysen der beiden Autoren stabil. Mit fast 210 Millionen Einwohnern entspreche die Bevölkerung von Japan und Deutschland fast der Hälfte der EU-Bevölkerung.
«Ganz offensichtlich» habe sich die wissenschaftlich, politisch und medial geweckte Erwartung nicht erfüllt, «dass die drastischen Corona-Massnahmen – einschliesslich der Massenimpfungen ab dem 27. Dezember 2020 – in Deutschland eine signifikante Übersterblichkeit verhindern würden», schreiben Keil und der Professor für Anorganische Chemie Andreas Schnepf auf «impfen-wer-will.de».
«Möglicherweise auf andere Folgen des Lockdowns zurückzuführen»
Mangels genauerer Daten betrachteten Hayashi und Scherb die Übersterblichkeit über alle Altersgruppen hinweg. Da an Covid-19 vorwiegend alte Menschen starben, könnte eine nach Altersgruppen aufgeschlüsselte Berechnung ein differenzierteres Bild ergeben.
«Diese Arbeit ist interessant. Ich vermute allerdings, dass die Übersterblichkeit sinken wird, wenn man das Alter bei den Berechnungen berücksichtigt», schreibt der Epidemiologe und Infektiologe John Ioannidis von der Stanford University auf Anfrage. Er denke nicht, dass die Impfungen eine Schutzwirkung von 95 Prozent gegen Covid-Todesfälle hätten, «aber ich denke, dass sie mehr Leben retteten, als dass Menschen daran gestorben sind». Die späte Übersterblichkeit sei möglicherweise auf andere Folgen der Lockdowns zurückzuführen, die sich erst nach einiger Zeit bemerkbar machen würden, indem sie die vulnerablen und die Randgruppen der Bevölkerung treffen. Ioannidis veröffentlichte kürzlich eine Studie, in der er für verschiedene Länder einen Zusammenhang zwischen Armut und Covid-Sterblichkeit aufzeigte (Infosperber berichtete).
Viele Todesfälle bei den 70- bis 75-Jährigen
Hayashi und Scherb schlugen im März, als ihr Artikel erschien, vor, die Berechnungen zu wiederholen, sobald genauere Daten zur Geschlechter- und Altersverteilung der Verstorbenen vorlägen. Für die Altersgruppe der 70- bis 75-Jährigen in Deutschland konnten sie dies für das Jahr 2021 bereits machen, weil sie dafür die Rohdaten hatten.
In dieser Altersgruppe fanden sie einen starken Anstieg der Todesfälle von rund zehn Prozent. Bei Frauen betrug der Sprung 15 Prozent und bei Männern 20 Prozent. «Solche ‹harten› Sprünge nach oben wie von 2020 nach 2021 gibt es in den anderen Jahren nicht. Sonst steigen oder fallen die Sterberaten von Jahr zu Jahr zwischen 2005 und 2020 eher im Ein- bis Fünf-Prozent-Bereich und relativ weich», schreibt Hagen Scherb auf Anfrage.
Über die Ursachen kann er nur spekulieren. «Die genauen Gründe für den Sprung sind garantiert vielfältig. Aber von vorne herein einen möglichen Impfeffekt auszuschliessen, wäre voreingenommen.»
Die Hypothese, die Übersterblichkeit sei höchstwahrscheinlich Covid-19-bedingt und die Impfung für die 70- bis 75-Jährigen sei zu spät gekommen, kontert Scherb: «Wenn Anfang 2021 eine pandemiebedingte Übersterblichkeit vorgelegen hätte, die man mit der Impfung hätte mindern können, dann müsste die Sterblichkeit Ende 2021 niedriger sein. Das Gegenteil ist aber der Fall: Ende 2021 liegt eine relativ hohe (Über-)Sterblichkeit vor. Und sie steigt 2022 noch weiter.» Auch dass es 2021 rund fünf Prozent mehr 70- bis 75-jährige Menschen gab als 2020, könne den starken Anstieg nicht allein erklären.
Der Anteil der Impfungen ist strittig
Sowohl Hayashi als auch Scherb mutmassen deshalb, dass die Covid-Impfungen zur Übersterblichkeit bei dieser Altersgruppe beigetragen haben, «wie viel, ist noch nicht klar». Das steht in starkem Kontrast zu Einschätzungen von Schweizer Experten, die gar keine (Swissmedic) oder nur sehr wenige Todesfälle (Bundesamt für Statistik) nach der Covid-Impfung feststellten (Infosperber berichtete).
«Während die Sterbefallzahlen in der Altersgruppe der 70- bis 75-Jährigen von 2010 bis 2020 tendenziell leicht zurückgehen und in den Jahren 2018 bis 2020 fast konstant sind, steigen sie mit dem Beginn der Impfungen (ab Anfang 2021 – Anm. d. Red.) zusätzlich zu den genannten Sprüngen im Trend von Woche zu Woche weiter stark an, und zwar bei Frauen mit 6,6 Prozent pro Jahr etwa doppelt so stark wie bei Männern mit 3,4 Prozent pro Jahr», erläutern Keil und Schnepf auf der Website «impfen-wer-will».
Dieser Geschlechtsunterschied sei signifikant (das heisst, er ist also sehr wahrscheinlich nicht nur zufällig). «Da ältere Menschen bevorzugt geimpft worden waren, spricht der dargestellte Befund, welcher in der Altersgruppe 0-30 so nicht existiert, für einen deutlichen fatalen Impfeffekt, der bei alten Menschen abrupt einsetzt und danach bis zum Ende des vorliegenden Beobachtungsfensters bis Anfang April 2023 steil zunimmt.»
Knapp 30 Prozent der gesamtdeutschen Übersterblichkeit von 2020 bis 2022 ginge demnach «allein auf die Übersterblichkeit in der Altersgruppe 70-75 nach den Massenimpfungen» zurück und «nicht auf eine Übersterblichkeit im Jahr 2020 ohne die Covid-Impfungen». Das würde gemäss Scherbs und Hayashis Berechnungen zwischen 21’000 und 51’000 verstorbene Menschen in Deutschland bedeuten.
Die Autoren der Studie
Über Keiji Hayashi berichtete 2013 die «New York Times». Der japanische Kinderarzt brachte 2009 einen Stein ins Rollen. Hayashi war aufgefallen, dass das Grippemittel «Tamiflu» nicht so wirksam war wie erwartet. 2009 machte er andere Wissenschaftler darauf aufmerksam, dass eine wichtige Übersichtsarbeit zu «Tamiflu» zwar zehn Studien zitierte – aber nur zwei davon waren in Medizinzeitschriften publiziert. Die anderen acht – und noch Dutzende mehr – hielt der Pharmahersteller Roche jahrelang unter Verschluss.
Als Wissenschaftler schliesslich die Daten der nicht-veröffentlichten Studien zu Gesicht bekamen, stellte sich heraus: Tamiflu, das Regierungen weltweit millionenfach gekauft hatten, war weniger wirksam als proklamiert (Infosperber berichtete). Mit seinem Hinweis stiess Hayashi eine weltweite Initiative an, die fordert, alle Daten von Studien offenzulegen.
Der Mathematiker Hagen Scherb hat von 1978 bis 2018 als Biostatistiker am Helmholtz Zentrum am Deutschen Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in München gearbeitet. Infosperber berichtete schon einmal über Studien von ihm. Dort ging er dem Geschlechterverhältnis von Babys in der Umgebung nuklearer Anlagen nach.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Wäre alles nicht passiert, wenn man die Impfstoffe wie früher einmal üblich, zuerst an einer begrenzten Population mit entsprechend begleitenden Kohortenstudien auf freiwilliger Basis getestet hätte. Hat nicht sollen, nun sind wir um dreistellige Milliardenbeträge ärmer – schließlich wurden alle Impfdosen von Steuergeld bezahlt – und müssen uns immer noch diese merkwürdige Zurückhaltung bei den Gefahren dieser Impfstoffe gefallen lassen. In Ö wird die Covid-Impfung immer noch im offiziellen Impfkatalog empfohlen, weiterhin auch für Kinder und Jugendliche. Es ist schier unbegreiflich, wie verantwortungslos die Gesundheitsbürokratie hier handelt.
@Hrn. Schön: Die Studie mit dem Vergleich Japan-Deutschland kann keine Aussage zur Kausalität machen.
Man kann auch die Gesamtsterblichkeit (bis KW 52) der Länder D-A-CH vergleichen, Ba-Wü ist etwa so gross wie A, CH
2018 2019 2020 2021 2022
Ba-Wü 110’857 110’070 114’995 117’929 124’038
A 82’063 81’557 89’549 89’875 91’559
CH 66’888 67’515 75’235 70’627 73’021
amtliche Datenquelle
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/Tabellen/sonderauswertung-sterbefaelle.xlsx;jsessionid=DD0B0B679A992BCF93ED406F246B2A03.internet8732?__blob=publicationFile
https://www.statistik.at/fileadmin/pages/428/Tabellensammlung_woechentlicheSterbefaelle_2022-KW52.ods
https://dam-api.bfs.admin.ch/hub/api/dam/assets/23909041/master
@Hrn. Herzog: Ja, aber wenn der Anteil der alten Menschen jedes Jahr zunimmt, dann steigt damit auch jedes Jahr die Anzahl der Sterbefälle. Ein altersstandisierter Vergleich wäre besser. Hier ist ein solcher Vergleich für die Schweiz
Wenn die Leute älter werden, nimmt die Gesamtsterblichkeit pro Jahr ab. Wenn ich 100 Jahre alt werde sterbe ich statistisch gesehen 0.01x pro Jahr. Bei einer Lebenserwartung von 50 Jahren sind’s aber schon 0.02 Tode pro Jahr. Wenn die Geburtenraten zurückgehen, oder weniger Junge Menschen immigrieren, wird das Durchschnittsalter der Bevölkerung höher, dann steigt die Gesamtsterblichkeit.
Die Sterblichkeit sollte im Vergleich der Länder pro 100’000 Einwohner und altersstandardisiert angegeben werden.
Da gibt es vermutlich noch Vieles aufzuklären, falls es nicht behindert wird.
In meinem Bekanntenkreis gibt es vermehrt Personen, die sich 3 bis 4 mal geimpft haben, trotzdem an Corona erkrankt sind und danach immer wieder Halsentzündung, Husten, unerklärliche Entzündungen oder Durchfälle hatten. (Geschwächtes Immunsystem ???).
Liebe Frau Frei! Das tut sie nicht; bislang sind die Ursachen der Ü-Sterblichkeit nicht bekannt. Sollten diese aber mit den Impfungen in Zusammenhang stehen, wäre das eine Unterlassung, die hätte durch gründliche Impfstofferprobung vermieden werden können (und ein medizinischer Jahrhundertskandal). Die Hersteller ließen sich zumindest in der EU von jeglicher Haftung freistellen – sie sind juristisch wohl für immer aus dem Schneider, egal was diese Studien jetzt ergeben. Warum wohl diese extremen Ausschlußklauseln?
Erstaunlich, in AG 70-75 soll eine Übersterblichkeit von 15-20% (w/m) aufgetreten sein? Bei gleicher Methodik tritt in AG 75-80 dagegen eine UNTERsterblichkeit auf. Ist die Methode etwa anfällig für demographische Wellen in der Bevölkerungsstruktur? Vgl. «Figure 2» des verlinkten «Letter Rejoinder»: Die Trendkurve müsste ab 2015 schneller sinken und ab 2019 wieder steigen.
Die Beobachtung, dass 2021 «Sterbefallzahlen mit dem Beginn der Impfungen […] von Woche zu Woche weiter stark an[steigen]», liegt daran, dass die Personenzahl in AG 70-75 im JahresVERLAUF zunimmt, dies in der Statistik aber nicht berücksichtigt wurde.
Die altersstrukturunabhängige Lebenserwartung ist in Ost-D 2020+2021 dreimal so stark zurückgegangen, wie in West-D, «obwohl» die Impfquote im Osten deutlich geringer ist als im Westen. Das spricht für sich.
Übrigens: 2020 war kein «Pandemiejahr», sondern nur ein Pandemie-Teiljahr: In 2021 gab es bis KW 15 so viele Covid-19-Todesfälle wie im im gesamten Jahr 2020.