Plastik im Kopf
Plastik ist praktisch überall. Es steckt in Verpackungen, in der Kleidung, im Essen, im Wasser – pro Woche nehmen wir etwa fünf Gramm davon zu uns. Das entspricht etwa dem Gewicht einer Kreditkarte.
Winzige Plastikstücke aus Lebensmitteln können bis ins Gehirn gelangen, haben Forschende in Wien nun nachgewiesen. In einem Versuch fütterte das Team der MedUni Wien Mäuse mit Mikro- und Nanopartikeln (MNP) aus Polystyrol. Das ist der Kunststoff, aus dem Styropor besteht.
Nanoplastik war nach 2 Stunden im Gehirn angelangt
Schon zwei Stunden später waren 0,293 Mikrometer grosse Nanopartikel aus Styropor in den Mäusegehirnen nachweisbar. Grössere Teilchen oder Mikroplastik konnten die Forschenden nicht nachweisen. Nanoplastik ist per Definition kleiner als ein Mikrometer oder 0,001 Millimeter. Mit blossem Auge sind Nanopartikel nicht mehr sichtbar.
Mit Hilfe von Simulationen konnte das Team um Lukas Kenner vom Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien auch aufklären, wie die Teilchen ins Gehirn gelangen. Eine wichtige Rolle spielt die Oberflächenstruktur und -besiedelung der Plastikteilchen, die sogenannte biomolekulare Corona. Diese erleichtert es den Teilchen, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, legen die Forschenden in einem Artikel im Fachjournal «Nanomaterials» dar.
Plastik kann wichtige Schutzmechanismen des Körpers überwinden
Die Blut-Hirn-Schranke ist eine wichtige Barriere des Körpers, die das Gehirn vor Krankheitserregern und Giften schützt. Ähnliche Schutzbarrieren gibt es auch im Magen-Darm-Trakt und in der Plazenta. Dass kleinste Plastikpartikel beide überwinden können, wurde bereits nachgewiesen.
Im Magen-Darm-Trakt werden MNP mit Entzündungen, Immunkrankheiten und Krebs in Verbindung gebracht. «Im Gehirn könnten Plastikpartikel das Risiko von Entzündungen, neurologischen Störungen oder sogar neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson erhöhen», erläuterte Hauptautor Kenner gegenüber der sda.
Wer auf Flaschenwasser verzichtet, lebt deutlich plastikärmer
Dass fremde Partikel schädliche Wirkung auf das Gehirn haben können, ist schon länger bekannt. Dafür müssen sie nicht einmal aus Plastik sein – der Effekt tritt auch bei Teilchen aus Gold oder Titandioxid auf. Gemessen an der Allgegenwart von Plastik gebe es dazu aber erstaunlich wenig Forschung, schrieben Forschende der Universität Utrecht 2020 in einer Studie.
Völlig entziehen können wir uns der Plastikflut in unserer Nahrung nicht. Es ist aber möglich, die Aufnahme einzuschränken. Ein guter Teil des Mikro- und Nanoplastiks in unseren Lebensmitteln stammt aus Verpackungsmaterialien. Schon wer täglich 1,5 Liter Wasser aus Plastikflaschen trinkt, nimmt dadurch etwa 90’000 Plastikpartikel pro Jahr auf. Leitungswasser sei weit weniger belastet, fand eine Studie in den USA 2019. Wer Hahnenwasser trinke, komme auf nur 4000 Partikel pro Jahr.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Ja, wir inkorporieren Mikroplastik:
https://www.blick.ch/life/wissen/klima/schock-studie-vom-wwf-wir-nehmen-pro-woche-5-gramm-mikroplastik-auf-id15756903.html
Noch gefährlicher finde ich Feinstaubpartikel etwa aus Verbrennungsmotoren (gemäss BLICK 25.2.2022 im Strassenverkehr 2021: 6.16 Milliarden Liter Benzin/Diesel; zuzüglich Heizungen und Flugverkehr, Baustellen, Rasenmäher & Co.) und Reifenabrieb https://www.srf.ch/news/schweiz/reifenabrieb-ist-ein-problem-mikrogummi-ist-schlimmer-als-mikroplastik
und die vielen Nano-Partikel-Produkte im Alltag, auch in Lebensmitteln.
https://www.fr.de/wissen/wenn-die-sonnencreme-das-nervensystem-angreift-90859610.html
Alles durchdringend, der Körper scheint keine Schranke zu haben, gegen die man-made (unnatürlichen) Kleinstpartikel.
https://www.srf.ch/sendungen/kassensturz-espresso/themen/gesundheit/nano-produkte-niemand-kennt-die-folgen
Chronische Entzündungen im Körper, DNA-Schäden. Ich finde, das ist die Nano-Technik nie wert, bin für Verbot.
Nanopartikel gelangen auch über den Geruchssinn – also die olfaktorischen Nerven – ins Gehirn. Darüber wird schon seit geraumer Zeit geforscht. Demnächst werden uns Medikamente und Impfstoffe per Schnüffeln verabreicht.